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Die Grenze ist noch Hemmschuh
Der Betriebsansiedlungspolitik in Niederösterreich liegt ein langfristiges Entwicklungskonzept zugrunde, das die Grundintention regionalpolitischen Denkens widerspiegelt. Wünschenswert für die langfristige wirtschaftliche Entwicklung des Landes Niederösterreich wäre die ständige Erneuerung von gewachsenen Strukturen, die aus regionalen Initiativen (Gründungen) entstanden sind und neu entstehen.
Diesem endogenen Entwicklungsprozeß stehen viele reale
Hindernisse im Weg, die vor allem zu finden sind:
• im soziokulturellen Umfeld,
• im unzureichenden Branchen-mix,
• im Fehlen ausreichender hoch-rangiger'Dienstleistungen,
• im Fehlen ausreichender eigenständiger Forschungen und Entwicklungen am naturwissenschaftlichen Sektor,
• in der Randlage Niederösterreichs und
• in der Grenzlage zum Ostblock. Die Grenzlage ist ein großer
Hemmschuh für arbeitsteilige Prozesse und schneidet große Segmente aus Absatzkreisen der Unternehmen für bestimmte Produkte heraus. Die positive Nutzung der Randlage, die zwar schon lange als Mittellage erkannt wurde, wurde systematisch erst in den letzten Jahren in Angriff genommen.
Niederösterreich verfolgt gleichzeitig zwei Strategien in der Förderung von Entwicklungsprozessen. Die Langfriststrategie der endogenen Erneuerung der Regionen wird durch die Kurz- bis Mittelfriststrategie der Förderung von außen kommender Initiativen ergänzt.
Um die Eigendynamik von Gründungen zu forcieren, wird in der Landespolitik mittels eines immateriellen Förderinstrumentariums der soziokulturelle Hintergrund wirtschaftlicher Handlungen massiv bearbeitet, beispielsweise über die Erzeugung von Impulsen aus Forschung und Entwicklung (Wissenschaftliche Landesakademie in Krems), über die Schaffung von Landesbewußtsein und die Mobilisierung von Gründungsmentalität.
Unterstützt werden immaterielle Maßnahmen durch materielle Förderungen: Wirtschaftsförderung, Kulturförderung, Regionalisie-rungsprogramm und ähnliches.
Die positive Veränderung von Rahmenbedingungen kann in diesem Zusammenhang einen wichtigen Entwicklungsfaktor darstellen, zum Beispiel Deregulierung, Einrichtung einer Gründungssparkasse, Landesaußenpolitik gegenüber den tschechoslowakischen und ungarischen Nachbarn, Förderung einer kosmopolitischen Gesinnung.
In der kurz- bis mittelfristigen Perspektive erfährt die Erreichung des langfristigen Ziels einer eigenständigen Entwicklung Unterstützung und Ergänzung in Form der Förderung und Durchführung von Betriebsansiedlungen. Diese Aktivität fügt sich gut in die Bestrebungen zur Internationalisie-rung der nieder-österreichischen Wirtschaft ein und bekommt damit einen Langfristaspekt.
Im Rahmen der Betriebsansiedlung wird in zwei Richtungen vorgegangen:
1. Es wird versucht, von außen, in Zusammenarbeit mit der ICD (der bundeseigenen Be-triebsansiedlungs-gesellschaft), Zweigniederlassungen europäischer und überseeischer Unternehmen in Niederösterreich anzusiedeln. Hier geht die Initiative häufig, aber nicht ausschließlich von ausländischen Unternehmen aus.
2. Seitens der ECO PLUS, der Gesellschaft für Betriebsansiedlung und Re-gionalisierung in
Niederösterreich, werden Betriebe gezielt nach Bedarf der Region und gemäß dem Entwurf zu einem regionalwirtschaftlichen Landesentwicklungskonzept gesucht.
Im Rahmen der Betriebsansiedlung wird versucht, die schwach ausgebildeten Sektoren der niederösterreichischen Wirtschaft zu ergänzen beziehungsweise aufzubauen. In diesem Zusammenhang sei unter anderem auf die Versuche der Akquirierung hochrangiger, produktionsnaher Dienstleistungsgesellschaften verwiesen.
Wissenschafter verschiedenster Provenienz sagen voraus, daß das zukünftige Wirtschaftswachstum vorrangig im Spannungsfeld zwischen High-Tech und High-Touch stattfinden wird. Daher wird die Ansiedlung von Betrieben sowohl im High-Tech-als auch im High-Touch-(Kultur, Kunst, Freizeit, Tourismus und Gesundheit)-Bereich forciert.
Die ECO PLUS ist die mit Betriebsansiedlung betraute Landesgesellschaft Niederösterreichs. Zu den weiteren Leistungsbereichen der Gesellschaft gehören die Aufgaben der Regio-
„Betriebsansiedlung zwischen High-Tech und High-Touch“ nalisierung (i. e. das Regionalför-derungsprogramm . des Landes Niederösterreich) und das Management der Industriezentren.
Das Leistungsangebot im Bereich Betriebsansiedlung umfaßt Information, Beratung und Förderung von Betriebsansiedlungen in Niederösterreich, das heißt die Beratung und Betreuung in allen standortmäßigen, technischen, betriebswirtschaftlichen, rechtlichen und finanziellen Fragen.
Im Geschäftsjahr 1987 wurden von ECO PLUS durch das Leistungszentrum „Betriebsansiedlung in den Regionen“ zehn An-siedlungen durchgeführt.
Im Zeitraum Jänner bis Mai 1988 konnten bereits weitere 13 Projekte realisiert werden. Konkrete Verhandlungen werden derzeit mit weiteren zehn Unternehmen geführt.
Auch die Entwicklung im Leistungszentrum „Management der Industriezentren“ zeigt ein erfreuliches Bild. Im Geschäftsjahr 1987 konnten vom IZ-Manage-ment 39 Betriebe mit insgesamt zirka 1.500 Beschäftigten (bei Betriebsaufnahme) für eine Ansiedlung gewonnen werden. Von diesen wählten 26 Unternehmen das Industriezentrum Nö-Süd als Standort. Im ersten Halbjahr 1988 konnten weitere 8 Betriebsansiedlungen im IZ-NÖ-Süd I realisiert werden. Mit einer Vielzahl von Unternehmen werden konkrete Verhandlungen geführt. Im Industriezentrum Nö-Nord/Wolkers-dorf siedelten sich im abgelaufenen Geschäftsjahr zwei weitere Betriebe an.
Der Autor ist Geschäftsführer der ECO PLUS, der Gesellschaft für Betriebsansiedlung und Regionalisierung in NO.
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