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Medienfragen

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In Fragen der sozialen Gerechtig-I keit hat sich die katholische Kir--L che noch nie gescheut, politische Relevanz zu beanspruchen. Jetzt tut sie es, zumindest auf europäischer Ebene, auch im Medienbereich: im April hat die ComECE, die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union, eine „Arbeitsgruppe Medien” eingesetzt und kürzlich ein erstes Statement - zur „Notwendigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks” - abgegeben. Die Kommission bezeugt damit, dreierlei er-' kannt und akzeptiert zu haben. Erstens: die Entwicklungen auf dem Mediensektor sind zu einer umwälzenden Kraft in der Gesellschaft geworden, zweitens: die Kirche kommt nicht daran vorbei, sich zu diesem konkreten Thema kompetent in den europäischen Gestaltungsprozeß einzubringen, drittens: politisch und gesellschaftlich mitgestalten im Medienbereich heißt, sich im weitesten wie im konkreten Sinn dafür einzusetzen, daß Räume für die Kommunikation aller geschaffen werden.

So zielt die Medienkommission im Plädoyer für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf die Sicherung des Gemeinwohls ab, das über der legitimen Wahrung „privater, politischer und kommerzieller Interessen” stehe; sie unterstreicht den Wert des öffentlichrechtlichen Rundfunks als Forum eines breiten gesellschaftlichen Dialogs, als Garant für Pluralismus und Integration, als medialer Raum mit uneingeschränktem Zugang. Die Botschaft der Kommission'lautet eindeutig: Kirche soll Kraft sein, die Platz schafft, die daran mitwirkt, politisch, wirtschaftlich, sozial Voraussetzungen für Kommunikation herzustellen -vor allem durch kritische Beobachtung politischer, wirtschaftlicher, sozialer Vorgänge und deren Reflexion im öffentlichen Gespräch. Kirche also erst in zweiter Linie als Organisation, die selbst Platz besetzt, sich selbst in den Wettbewerb um Macht begibt.

Auf diesem Hintergrund erledigt sich die vielerorts gepflegte Einengung der kirchlichen Zuständigkeit auf den Sektor „Medienethik”. Umgekehrt: aus der christlichen Ethik leiten sich - auch für den Bereich der Medien - sehr konkrete politische Einsichten und Aufgaben ab.

Medienkonzentration, minderheitenfeindliche Vergabe von Privatradiolizenzen, Positionierung des öffentlich-rechtlichen Bundfunks ... -müßten das nicht auch Themen der österreichischen Kirche, Themen eines „Dialogs für Österreich” sein?

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