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Eines der Wunder…

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Auf dem Festakt im Kaisersaal der Residenz zu Salzburg, der die 5. Oesterreichische Rundfunktagung der Katholischen Aktion feierlich beschloß, setzte Erzbischof Doktor A. R o h r a c h e r an die Spitze seiner eindrucksvollen und mit großem Beifall aufgenommenen Rede die Sätze! „Wir Katholiken bejahen den Rundftink als eines der Wunder der geheimnisvollen Werkstatt Gottes. Der Rundfunk öffnet Uns den Blick für die Größe Gottes, der ja der Schöpfer dieses Wunders ist. Der Mensch ist nur auf seine Spuren gekommen. Er hat sie entdeckt.“ Der Fürsterzbischof zog dann in seiner Thesenrede sozusagen das Resümee dessen, was diese Tagung erarbeitet hat. Wir Katholiken sollen dfn Rundfunk richtig gebrauchen Und dürfen nicht zu seinen Sklaven werden. Gerade wir müssen als Rundfunkhörer Disziplin halten. Wir müssen lernen, Ihn so zu gebrauchen, daß Weder die Ruhe des Heimes noch der Friede unserer Herzen und Seelen gestört wird. Unter Bezugnahme auf ein Wort des heiligen Ignatius von Loyola („In täntum in quantum“) gilt auch für den Rundfunk die Regel, daß wir ihn nur insoweit benützen dürfen, soweit er uns wirklich zu nützen und helfen vermag. Wit haben daher die Verpflichtung, uns zum richtigen Hören des Rundfunks zu erziehen. Eine Pflicht, die besonders Eltern Und Lehrer trifft, um die Kinder im richtigen Gebrauch des Rundfunks zu unterweisen. Hier ist eine vertiefte Bildung der Gewissen vonnöten. Wir Katholiken fordern aus diesen Gründen einen entsprechenden Einfluß auf die Verwaltung der Sender und auf die Programmgestaltung. Auch det Rundfunk muß, wie jedes Geschöpfliche, der Ehre Gottes und dem Wohl der Menschen dienen. Der Rundfunk muß daher auch die Wahrheit des Schöpfers verkünden und frei sagen dürfen. Er soll ein Verkünder der Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe sein, Klassen- und Völkergegensätze überwinden helfen und sie nicht noch tiefer aufteißeh. .Wollen wir Katholiken aber dieses Ziel tatsächlich erreichen, so müssen wir auch den Mut zur ehrlichen Kritik haben. Nur dann dürfen wir von der öffentlichen Verwaltung des Rund funks fordern, daß sie die Grundrechte nicht nur des Christen, sondern des Menschen überhaupt anerkennt.

Die Arbeitstagung, deren Vorsitz der österreichische Rundfunkbischof Doktor Schoiswohl hatte, baute in ihren Diskussionen auf der Resolution von Mariazell (1952) ätif. Es war nunmehr zü prüfen, inwieweit diese Forderungen bereits verwirklicht worden sind und wie sie weiter zu verwirklichen sein werden. In seinem Einleitungsreferat faßte der Leiter der Tagung, Dr. Hans K r i e g 1, all diese Probleme nochmals zusammen und stellte sie den Tagungsteilnehmern erneut zür Diskussion. Während nun die Katholiken in der Filmarbeit sich schon eine breite Basis geschaffen haben Und auf diesem Sektor erfreulicherweise aktiv geworden sind, hat es hoch immer den traurigen Anschein, als ob Seelsorger wie katholische Laien das Phänomen Rundfunk noch nicht in seiner ganzen Bedeutung zur Kenntnis genommen und erfaßt hätten. Der Referent wies mit Recht auf die immer noch fortschreitende Entwicklung des Rundfunks und ihi Zusammenhang damit auf die besonderen Probleme hin, die nun auch durch die Erschließung Oesterreichs für den Ultra- Kurzwellenfünk und das Fernsehen gegeben sind. Der Ausbau all dieser technischen Möglichkeiten verlangt bereits heute eine vorbereitende Stellungnahme und Aktion der Katholiken, sollen wir nicht wieder einmal ins Hintertreffen kommen. Die Tatsache, daß der österreichische Rundfunk gerade jetzt in einem organisatorischen Umbau begriffen ist, erfordert die besondere Aufmerksamkeit det Katholiken.

Abgesehen davon, daß man über den Rundfunk eigentlich erst dann Gültiges und weltanschaulich Relevantes wird aussagen können, wenn wir endlich eine fundierte Ruhdfunkwissenschaft haben werden, gibt es doch heute Schon eine Reihe von praktischen Problemen, mit denen sich der Katholik im Augenblick zu befassen hat und zu deren Lösung er beizutragen verpflichtet ist. So bewegte sich denn die Diskussion der Arbeitstagung Um die Problemkrise der religiösen und profanen Programmgestaltung, denn auch das Unterhaltungsprogramm verdient unsere besondere Aufmerksamkeit und soll gehoben und mit christlichem Gedankengut erfüllt werden. Grundvoraussetzung für jede Sendung, für Autor und Ausführenden ist, daß sie wirklich gekonnt ist. Rundfunkgerechtigkeit auch der religiösen Sendung, der Predigtgestaltung, der religiösen Feierstunde und so weiter ist eine unerläßliche Voraussetzung. Eine besondere Aufmerksamkeit ist auch den wissenschaftlichen und volksbildnerischen Sendungen zuzuwenden, in denen man sich doch von aufklärerischen und liberalen Atavismen des vorigen Jahrhunderts freimachen soll. Ein weiterer Problemkreis war dem Rundfunkhörer gewidmet, denn die Fragen: Wer hört Rundfunk? Wie hört man Rundfunk? Was hört man im Rundfunk? verdienen unsere eingehende Betrachtung. Es ist seit langem das Ziel der Arbeitsgemeinschaft, den bewußten Programmhörer, der sachkundig und kritisch auswählt, also somit geistig aktiv zu hören versteht, heranzubilden. Dies kann aber die Arbeitsgemeinschaft nicht allein leisten, sondern sie bedarf hier der weitestgehenden Unterstützung durch Seelsorger, Lehrer und Elternschaft.

Der dritte Problemkreis war der Zusammenarbeit von Katholiken und Rundfunk, den Fragen des Mitspracherechts usw. gewidmet, und hier können uns die Erfahrungen des deutschen Kirchenfunks, über die Weihbischof Walter Kampe sehr aufschluß reich berichtete, sehr nützlich werden. Eine echte Zusammenarbeit wird nur dann möglich sein, wenn der Rundfunk so aufgebaut wird, daß im Rundfunkbeirat auch Vertreter der Kirche und der katholischen Familie Sitz und Stimme haben.

Der vierte Problemkreis galt der Erziehung des Hörers und der Rundfunkkritik, der man endlich einmal in der Presse die entsprechenden Spalten, die von wirklichen Kritikern betreut werden müßten, öffnen muß. Die Presse muß endlich einsehen, daß der Rundfunk keine Konkurrenz für sie ist, wie dies auch Prof. Henz zu wiederholten Malen schon betont hat. Die Hörer müssen lernen, spontan auf Sendungen zu reagieren und ihre Meinung rückhaltlos den Sendern mitteilen.

Die Problematik des Autors wurde in einem Referat von Hubert Hass- linger deutlich gemacht. Gerade der Rundfunkautor hat dem Wort, seiner Würde und Glaubwürdigkeit in erhöhtem Maße zu dienen. Die missionarische Tätigkeit des Rundfunks wurde in allen Diskussionsbeiträgen besonders betont. Ihr zu die.nen ist unser aller Amt! Diese Tagung, die eine Arbeitstagung war, faßte keine Resolutionen und Beschlüsse, aber sie entließ jeden Teilnehmer mit einer Fülle von Anregungen in den Alltag, in dem zu verwirklichen gilt, was uns als Aufgabe während dieser Tage aufleuchtete.

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