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Eine neue Ära für Südtirol
„Paket-Vater" Silvius Magnago brachte es auf den Punkt, als am vergangenen Samstag in Meran die Südtiroler Volkspartei nach insgesamt 23jähri-gem Verhandlungsmarathon ihre endgültige Entscheidung über die neue Autonomie zu treffen hatte: „Ich stimme mit Ja, ohne Begeisterung, aber in der Überzeugung, daß es keine machbare Alternative dazu gibt."
So dachten auch 83 Prozent der Delegierten, die sich für den Paket-Abschluß aussprachen, weit mehr als die knappe 53-Prozent-Mehrheit aus dem Jahre 1969, als die SVP erst nach einer hochdramatischen parteiinternen Auseinandersetzung sich ihr grundsätzliches Ja zum Paket abrang.
Deutlicher als alles andere drücken die 83 Prozent den Stimmungs- und Sinneswandel aus, der sich in den letzten 23 Jahren in Südtirol vollzogen hat. Damals war die Gefahr des „Todesmarsches" noch konkret, der Zentralismus Roms erdrückend, die Perspektiven beängstigend. Heute, 23 Jahre später: eine selbstbewußte deutsche und ladinische Sprachgruppe mit laut Volkszählung ansteigender Tendenz, wirtschaftlichem Wohlstand -und der Aussicht, im Rahmen des erwarteten EG-Beitritts Österreichs und der gesamteuropäischen Entwicklung doch noch das Zusammenwachsen jenes angestammten alttiro-lerischen Kulturraumes zu erreichen.
Vor diesem Hintergrund hatten die Gegner des Paket-Abschlusses keine Chance, weder in Südtirol selbst noch FPÖ-Obmann Jörg Haider, der mit seinem Nein-Auftritt am Sonntag in Tramin vor den Schützen die SVP zwar ärgerte, doch nicht weiter beunruhigte. Die Streitbeilegung Österreichs an diesem Freitag und dann, gemeinsam mit Italien, vor der UNO ist nur mehr eine Formsache.
In Südtirol hat eine neue Ära begonnen, vermutlich eine friedvollere - wenige hundert Kilometer von Kroatien und Bosnien-Herzegowina entfernt.
Symbolisch dafür auch der angekündigte Rücktritt von SVP-Obmann Roland Riz: er will sein Amt im Herbst in jüngere Hände legen.
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