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Magnago geht - Durnwalder kommt: Für Südtirol ist es ein Generationen-aber auch ein Stilwechsel. Und am 20. November wird gewählt.

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Magnago geht - Durnwalder kommt: Für Südtirol ist es ein Generationen-aber auch ein Stilwechsel. Und am 20. November wird gewählt.

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Hemdsärmelig, kraftvoll, rasch zupackend, keine Scheu vor Entscheidungen, politisch hochbegabt, durchschlagskräftig, ein Pusterer und ein Bauer: das ist Luis Durnwalder, als Jurist und Landwirt in Wien und Padua ausgebildet, als Bauernbunddirektor sich hocharbeitend, als Landesrat für Land- und Forstwirtschaft seit Jahren schon ein Machtfaktor in der Landespolitik - und nun offiziell von seiner Partei, der Südtiroler Volkspartei (SVP), auf den ersten Listenplatz für die bevorstehenden Landtagswahlen am 20. November gesetzt.

Das bedeutet Machtübergabe in Südtirol und bedeutet Teilabschied vom Landesvater Silvius Magnago (74), der erstmals seit 1948 nicht mehr für den Landtag kandidiert — auf eigenen Wunsch — und damit auch nach 28 Jahren das Amt des Landeshauptmannes an den jüngeren Luis Durnwalder abgibt. Nur das zweite wichtige politische Amt — den Parteivorsitz — will Magnago behalten, und auch den nur, wenn ihm die SVP auf der nächsten Landesversammlung seine Paket-Politik absegnet. Und trotz Alfons Benedikter und Luis Zingerle und einiger anderer (weniger) parteiinterner Gegner gibt es darüber auch keinen Zweifel.

Dafür wird auch der zukünftige Landeshauptmann Luis Durnwalder sorgen, dem eine kräftig ausgebaute Autonomie mehr Freude bereitet als unendliches Streiten mit Rom.

Bei seinem Verzicht auf eine neuerliche Landtagskandidatur freute sich vor den Journalisten Hobbygärtner Magnago, daß er nun endlich „Holz hacken, Unkraut jäten und Blumen züchten“ könne. Doch so schnell wird Magnago seinem Hobby nicht frönen können. Bis zum Abschluß des Südtirol-Pakets wird noch einige Zeit vergehen, und nicht ganz unerwartet hat die SVP die Verschiebung ihrer Landesversammlung - von der eine endgültige Klärung der SVP-Haltung erwartet wird — von Dezember auf den Frühling angedeutet.

Wie auch immer: Mit dem Abschied von Silvius Magnago aus dem Landtag — und seiner langjährigen Mitstreiter, der beiden Landesräte Anton Zeiger und Franz Spögler — geht eine Ära in Südtirol zu Ende: die Nachkriegsgeneration tritt ab,'die junge Generation rückt nach.

Dieser Generationenwechsel in der politischen Führung des Landes — von einigen immer wieder gefordert, von vielen aber noch mehr gefürchtet — geht nun offensichtlich weniger traumatisch vor sich als allgemein angenommen.

Die Trennung der beiden Ämter des Landeshauptmannes und des SVP-Obmannes eröffnet die Möglichkeit zu einem gleitenden Ubergang von der ersten zur zweiten Generation, vom alten zum neuen Stil. Dabei sind der alte und der neue Mann in der Südtirol-Politik so unterschiedlich wie nur möglich: Silvius Magnago mit seiner überragenden Fähigkeit zur Integration zwischen Stadt und Land, arm und reich, Italienern und Deutschen, zudem ein großer Taktiker, zuweilen auch ein Zauderer, ein Mann auf jeden Fall von absoluter Integrität; Luis Durnwalder: ein Pragmatiker, ein Macher, einer, der die Meinungen polarisiert, auch einer, der 's faustdick hinter den Ohren hat. Beide aber auf ihre Art leutselig und überaus populär auch beim Mann auf der Straße - ein ideales Gespann zur Bewältigung der kommenden politischen Arbeit.

Und diese Arbeit wird nicht leicht sein: überschattet von neuerlichen Bombenanschlägen, deren Urheber nach wie vor unerkannt ihr Handwerk treiben können, nähert sich der 20. November, an dem die Region Trentino-Süd-tirol ihren neuen Regionalrat und damit auch Südtirol seinen neuen Landtag wählt.

Sorge Neofaschisten

Mit Magnago als SVP-Obmann und Durnwalder als designiertem Landeshauptmann kann zwar der SVP niemand etwas anhaben: sie wird auch in der kommenden Legislaturperiode die Sammelpartei der Südtiroler bleiben und die absolute Mehrheit im Landtag erfolgreich behaupten. Daran zweifelt niemand.

Doch große Sorge und Unsicherheit bereitet die italienische Parteienlandschaft: wiederholt die neufaschistische Partei ihren triumphalen Wahlsieg aus dem Jahr 1985 bei den Bozner Gemeindewahlen auch bei den Landtagswahlen, dann wird Südtirol nicht nur schwer regierbar; dann wird auch Rom unter Zugzwang geraten und erheblich größere Mühe haben, sich weiterhin zu jener Autonomiefreundlichkeit zu bekennen, die es während der letzten 20 Jahre im großen und ganzen an den Tag gelegt hat.

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