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Signal aus Südtirol
In Südtirol spießt sich's wieder einmal. Die neufaschistische Sozialbewegung (MSI) bollert aus allen Rohren auf das seinerzeit ohne ihre Zustimmung von allen übrigen Parlamentsparteien beschlossene Autonomiestatut. Der Gebrauch von Deutsch als zweiter Amtssprache in Südtirol läßt die Nationalfanatiker nicht ruhen.
Man kann nicht verschweigen, daß diese Propaganda zwischen Sigmundskron und Salurner Klause zunehmend greift. Die italienische Minderheit in der Provinz Bozen, bis 1970 an die Vereinnahmung von neun aus zehn Staatsstellen gewöhnt, findet sich natürlich nicht über Nacht damit ab, daß seither zwei von drei solcher Posten an deutschsprachige Südtiroler fallen.
Dazu kommt die Wirtschaftskrise, die natürlich auch in der Industriezone von Bozen Opfer gefordert hat. Die Südtiroler Landesregierung stützt heute dort auch solche Betriebe, die seinerzeit in der eindeutigen Absicht gegründet worden waren, durch das Anlocken von Arbeitskräften aus dem Süden die Italianisierung Südtirols zu forcieren. Aber für manche ist doch das Autonomiestatut auch an der Arbeitslosigkeit schuld.
So haben die Gemeinderatswahlen vom 12. Mai 1985, die den Neufaschisten teilweise sensationelle Erfolge bescherten, ein Warnsignal gesetzt, das zu verstärkten Kontakten zwischen vernünftigen Südtirolern und vernünftigen Italienern in Südtirol rät.
Für solche Kontakte sprach sich mit großem Nachdruck Altsenator Friedl Volgger aus, als er kürzlich Bankettgast der Concordia in Wien war. Die Stimme dieses bewährten Anwalts einer Volksgruppenversöhnung sollte nicht ungehört verhallen.
In Feldthurns bei Brixen hatte wenige Tage zuvor der unverwüstliche Landeshauptmann Silvius Magnago vor katholischen Publizisten aus Osterreich und Südtirol die Hoffnung geäußert, die Regierung Craxi werde dem neufaschistischen Druck nicht nachgeben, weil das ja nur eine Einladung wäre, die Regierung mit noch mehr MSI-Wählerstimmen zu erpressen.
Beide Südtiroler Politiker wurden von österreichischen Journalisten auch nach ihrer Haltung zum Thema Slowenen in Österreich befragt. Beide waren höflich und zurückhaltend. Aber beide signalisierten das Logische: daß jede großzügige Lösung zugunsten ethnischer Minderheiten in Österreich die Stimme, die Wien für Südtirol erhebt, moralisch erheblich verstärken würde.
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