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Muster für Europa

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,Jiand aufs Herz: In der Vergangenheit haben wir von der SVP es vielleicht manchmal übertrieben. Jetzt ist die Zeit gekommen, den Italienern die Hand zum Frieden hinzustrecken.“

Wenn die Zürcher „Weltwoche“ dieses Zitat von Luis Durnwalder korrekt überliefert hat, dann gratuliert man dem künftigen Landeshauptmann von Südtirol doppelt gern. Denn wenn es aus dem Wahlergebnis vom 20. November eine Lehre zu ziehen gilt, dann wohl die: daß die Hand, die beim Geldwechseln zwischen Brenner und Salurner Klause wie geschmiert funktioniert, auch zum Freundesgruß sich strecken muß, ehe Extremisten auf beiden Seiten sie zur Faust zurückverwandeln.

Gemeinsame Arbeit, Handel und Wandel haben Südtirol zu einer der blühendsten Provinzen Italiens werden lassen. Die Mehrheit des Volkes, ob tirolerisch oder „walsch“ dem Blute nach, will nicht Hader und Zwietracht, aber auch nicht, daß „die anderen“ anschaffen und man selber kuschen muß.

Angeschafft haben die Italiener in der faschistischen Zeit, und nach 1945 haben sie jahrelang versucht, die liebgewordene Gewohnheit in Staatsrecht zu verwandeln. Dagegen haben die Vertreter der Tiroler einen mutigen, zähen und idealistischen Abwehrkampf gekämpft, dessen Krönung demnächst die feierliche Streitbeilegung sein soll. Kein Zensor vom Norden hat das Recht, die Südtiroler Autonomie als „germanistische Apartheid“ madig zu machen.

Aber jetzt muß der zweite Schritt getan werden. Dazu haben alle Parteien mit Ausnahme der Neufaschisten (MSI) einen Auftrag bekommen.

Die Südtiroler Volkspartei (SVP) hat ihren Stimmenanteil noch einmal verbessert und neun von zehn Tirolerstimmen erhalten, Durnwalder mehr Vorzugsstimmen als selbst Magnago angezogen: Stärke verpflichtet zu Großmut.

Auch immer mehr Tiroler bejahen diese Versöhnung: So darf man wohl den Zuwachs der Grünalternativen vor allem deuten. Die gemäßigten Partner auf italienischer Seite, Democristiani und Sozialisten, haben sich behauptet. Der dramatische Zuwachs der MSI auf über zehn Prozent signalisiert: Klares Handeln tut not — in Rom und in Bozen.

„Wir sollten uns die Chance nicht entgehen lassen, im kleinen das Muster eines zukünftigen Europa zu bauen“, schrieb Altsenator Friedl Volgger in seinem Lebenswerk. .JSduard Wallnöfer und Silvius Magnago haben die Marksteine für diesen Weg gesetzt.“ Der muß jetzt ausgeschritten werden.

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