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Grenzverschiebung in Südtirol?

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„Eine Denkschule innerhalb der Südtiroler Volkspartei (SVP)” ist für Außenminister Alois Mock das von Südtiroler Politikern, unter anderen von Hans Benedikter und Bruno Hosp, ausgearbeitete Dokument „Südtirol 2000”, das die Forderung nach voller Autonomie für Südtirol enthält (siehe Seite 4). Für Österreich gelte allerdings, was die SVP als Vertreterin der Mehrheit des Südtiroler Volkes dazu sage, wieweit sich diese Vorstellungen, die in die Nach-Paket-Zeit hineinfallen, in ihr niederschlagen.

Mock verweist gegenüber der FURCHE auf eine SVP-Resolution aus dem Jahre 1969, in der der Wunsch ausgesprochen wurde, daß Italien auch nach der Verwirklichung des Südtirol-Pakets den nicht erfüllten Autonomieforderungen Rechnung trägt und ihnen gegenüber aufgeschlossen bleibt. Der Außenminister glaubt, daß sich die Autoren des Dokuments „sicherlich auch durch verschiedene Phänomene wie Regionalismus-und Föderalismusdiskussion bestärkt fühlten, an die Öffentlichkeit zu gehen”. Es könne aber auch sein, daß man damit die Öffentlichkeit auf Entwicklungen vorbereiten wollte, denen man in der nächsten Phase Rechnung tragen müsse. „Wenn man den Vorschlag richtig interpretiert” - so Mock wörtlich -„dann handelt es sich um einen Teil des europäischen Diskussionsprozesses. Wenn man die Forderung als einmalige, nur Südtirol betreffende Sache sieht, die gegen das Paket gerichtet ist, dann wird es zu Schwierigkeiten kommen”, befürchtet Mock. Obwohl die Autoren „Persönlichkeiten mitGewicht” seien, vertrete er, Mock, die offizielle Linie der gewählten Vertreter, die auch in Südtirol quer durch die politische Landschaft gehe.

„Wenn jemand sehr mißtrauisch ist” -betontMock-,„könnte er eine Vollautonomie für Südtirol als geschickt in den europäischen Regio-nalisierungsprozeß verpackte Forderung nach einer Grenzverschiebung betrachten. Wer realistisch ist, nimmt die Forderungen nach Stärkung der Rechte der Volksgruppen und Minderheiten wahr.”

Silvius Magnago, noch SVP-Obmann bis zur Landesparteiversammlung am 27. April, hat „keine Schwierigkeiten” mit der „Vision” oder den „Träumereien” einer Südtiroler Vollautonomie. Wie Mock verweist er gegenüber der FURCHE auf die 69er Resolution der SVP, mit der „wir uns die Tür für eine neue Zeit mit neuen Notwendigkeiten und Forderungen offengelassen haben”. Autonomie ist für Magnago „nichts Starres oder Statisches” . Allerdings - so der frühere Südtiroler Landeshauptmann -sollte man jetzt erst einmal zu einem Paketabschluß kommen. Grundsätzlich ist Magnago der Meinung, daß man gewisse Dinge erst innerhalb der Partei diskutieren sollte, bevor man damit an die Öffentlichkeit geht. „Mir kommt es halt so vor, daß man vorsichtiger sein sollte. Man ist gerade zu einem Zeitpunkt, da man mit Rom den Abschluß des Pakets verhandelt, vorgeprescht und spielte Elefant im Porzellanladen.” Eine Los-von-Trient-Bewegung liege - bei aller Sympathie für weitere Föderalisie-rung in Italien - nicht im Interesse der SVP.

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