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Aufatmen, Ängste, Zuversicht

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Wien war ganz offensichtlich erfreut und erleichtert zugleich: Außenminister Alois Mock sprach von einer „historischen“ Abstimmung, und Bundeskanzler Franz Vranitzky sah ein „sehr, sehr wichtiges Signal am Ende eines über viele, viele Jahre dauernden Diskussions- und Verhandlungsprozesses“.

Roms Reaktion war nicht viel anders als die in Wien: dort bewertet man die Entscheidung — so etwa Regionenminister Antonio Maccanico oder DC-Füh-rungsmann Flaminio Piccoli -als einen „politischen Akt von extremer Tragweite“.

Auslösendes Moment für eine solche bisher ungewohnte Ubereinstimmung zwischen Wien und Rom war die Abstimmung in der römischen Abgeordnetenkammer in Sachen Südtirol. Mit der deutlichen Mehrheit von 209 zu 161 Stimmen gab die Kammer am vergangenen Donnerstag grünes

Licht für die Verabschiedung der letzten noch ausstehenden Autonomiebestimmungen durch den Ministerrat.

Es war ein Kompromiß zwischen den Maximalforderungen Bozens und den Minimalvorstellungen Roms, so daß die Sammelpartei der Südtiroler, die SVP, schließlich doch ihre Zustimmung zum ausgehandelten Abkommen gab; doch „ohne Begeisterung“, wie es Abgeordneter Ferdinand Wüleit in der Kammer formulierte.

Grund für diese Zurückhaltung der Südtiroler sind ihr tiefverwurzeltes, jahrzehntelang berechtigtes Mißtrauen gegenüber Rom sowie ihre Angst, nach dem Paketabschluß kein

Faustpfand mehr in der Hand zu haben.

Österreichs Nationalrat muß nämlich in absehbarer Zeit — so sieht es das Abkommen vor -die Streitbeilegungserklärung abgeben; das heißt, den Streit mit Rom über Südtirol vor der UNO als beendet erklären.

Das weckt Ängste, in Zukunft allein auf sich gestellt zu sein — und führt bei einer Minderheit von Südtirolern auch zum Protest gegen den Paket-Abschluß.

Doch der charismatische Führer der SVP, Süvius Magnago („Beistrich hin, Beistrich her, wir haben viel erreicht“); und mit ihm eine überaus starke Mehrheit hielten die Zeit gekommen für einen ehrenhaften Abschluß. Als die Abstimmung in Rom bekannt wurde, ging es wie ein Aufatmen durch Südti--rol: es kann wieder mit mehr Zuversicht den Landtagswahlen im kommenden Herbst, aber auch der weiteren Zukunft entgegengesehen werden.

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