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Gibt es die „magische Formel“?

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Immer, wenn die Südtirolfrage in eine entscheidende Phase zu treten beginnt, pflegt parallel dazu auch die politische Verwirrung zu wachsen. Meinungsverschiedenheiten und gegensätzliche Standpunkte, die man im konstruktiven und sachlichen Dialog entschärfen, ja vielleicht sogar auf einen einigenden Kompromißnenner bringen könnte, werden in Südtirol — leider! — zumeist auf der Basis der persönlichen Gegnerschaft ausgetragen.

Am 13. und 14. März ist der aus 56 Mitgliedern bestehende Parteiausschuß der Südtiroler Volkspartei in Bozen zusammengetreten, um Punkt für Punkt den Inhalt der Antwort Moros auf die im Sommer 1966 geforderten „Klärungen“ verschiedener wichtiger Probleme des italienischen Südtirolangebotes zu prüfen. Bei einer Sitzung vom 4. März hatte man nach dem Bericht von Parteiobmann Dr. Magnago lediglich die Schuldfrage behandeln können. Und schon bei der Diskussion dieser ersten wichtigen Materie, die in den 14 Klärungswünschen der SVP an Moro inbegriffen war, sollen die Standpunkte teilweise diametral auseinandergegangen sein.

Die Antwort Moros enthält viel guten Willen des italienischen Ministerpräsidenten, jedoch wenig an substantiellen Verbesserungen des Südtirol-„Paketes“. Das Vetorecht der sogenannten italienischen Minderheit in Südtirol bei der Verabschiedung des Haushaltes im Bozner Landtag, von der SVP immer als inakzeptabel bezeichnet, hat einer milderen, wenngleich nicht minder komplizierten Formel weichen müssen. Die „Südtiroler Nachrichten“, aber auch andere Zeitungen hatten schon vor Monaten die Ansicht vertreten, daß das Vetorecht ein künstlich aufgebauschter und hochgetriebener Versuchsballon sei, mit dem man die Südtiroler zur Preisgabe anderer lebenswichtiger Forderungen bewegen wolle. Die jüngste Entwicklung hat diese Voraussage eher bestärkt als entkräftet. Gewisse Verbesserungen konnten auch in der Schulfrage, beim Meldewesen und bei Materien geringerer Bedeutung erzielt werden.

Die großen Minuspunkte des „Paketes“ stehen bedeutsamen Fortschritten auf anderen Gebieten, so etwa bei der Industrie und im Kreditwesen, gegenüber. Die Gretchenfrage, was schwerer wiegt, das, was da ist, oder das, was fehlt, hat die Führungsgruppe der Südtiroler Volkspartei schon seit dem Spätsommer 1966 in zwei Lager gespalten.

Landeshauptmann Dr. Silvias Magnago, Parteiobmann der SVP seit 1957, steht an der Spitze der Strömung innerhalb der Partei, die schweren Herzens zu einem Ja bereit ist. Noch viel entschiedener als der aus reicher politischer Erfahrung heraus vorsichtig taktierende Vollblutpolitiker Magnago tritt sein Stellvertreter Dr. Friedl Volgger für einen raschen Abschluß ein. Volgger, der bis Sommer vorigen Jahres nicht nur von der italienischen Presse als einer der Wortführer des „harten Flügels“ der SVP betrachtet wurde, hat somit nach Ansicht politischer Kreise in Südtirol eine erstaunliche Positionsänderung vollzogen. Der angebliche Richtungswechsel Volg-gers hat vor allem die Italiener verblüfft. Vorsichtig und mit Vorbehalten dürften sich der Sprecher der Südtiroler Parlamentarier in Rom, Abgeordneter Dr. Mitterdorfer, und der derzeitige Präsident des Regionalrates, Dr. Ing. Alois Pupp für eine Annahme des italienischen Südtirol-Paketes aussprechen.

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