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Südtirol vor einer Zeitenwende
Silvius Magnago, fast 34 Jahre an der Spitze der Südtiroler Volkspartei, bis 1988 auch Landeshauptmann (ab Dezember 1960), übergab die SVP „als kompakte Sammelbewegung" dem Rechtsanwalt und seinerzeitigen Verteidiger der „Bumser", Roland Riz. Den Paketabschluß - für Herbst dieses Jahres anvisiert -, sein Lebenswerk, muß er anderen überlassen.
Silvius Magnago, fast 34 Jahre an der Spitze der Südtiroler Volkspartei, bis 1988 auch Landeshauptmann (ab Dezember 1960), übergab die SVP „als kompakte Sammelbewegung" dem Rechtsanwalt und seinerzeitigen Verteidiger der „Bumser", Roland Riz. Den Paketabschluß - für Herbst dieses Jahres anvisiert -, sein Lebenswerk, muß er anderen überlassen.
Zum Ehrenobmann mit Sitz und Stimme der Südtiroler Volkspartei wurde am vergangenen Samstag beim SVP-Parteitag in Meran Silvius Magnago (77) bestimmt. Zum Nachfolger des Altlandeshauptmanns an der Parteispitze wurde der einzige Kandidat, der 64jährige Rechtsanwal t Roland Riz gewählt. In Südtirol spricht man in diesem Zusammenhang von einer Dreiteilung der Macht in der Volkspartei: Obmann Riz, Ehrenobmann Magnago und Landshauptmann Alois Durnwalder.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz des alten und des neuen SVP-
Obmannes in Bozen kritisierte Magnago, der - wie er betonte - Riz nicht dreinreden wolle, diesem aber immer wieder Formulierungsratschläge gab, die Weisungs- und Koordinierungsbefugnisse Roms hinsichtlich der Durchführungsbestimmungen der Südtiroler Autonomie.
SVP bleibt ethnische Partei
Neues Anliegen der SVP ist nach den Worten Riz die Verteidigung der Autonomie Südtirols gegenüber jenen Versuchen der italienischen „Leghe", das Land dreizuteilen und ein neues Hegemoniezentrum in Mailand zu schaffen. Auch gegenüber der starken Zentralmacht Brüssel im neuen Europa gelte es Südtirols Autonomie zu schützen.
Das Selbstbestimmungsrecht - so Riz - lasse man sich nicht nehmen, „aber in dem Augenblick, wo aus der EG die Europäische Union wird, der ab 1993/94 auch Österreich angehört, werden solche Probleme nicht mehr aktuell sein". Trotzdem werde die SVP nach den Worten Riz eine „ethnische Partei bleiben".
Zur Frage, ob die Autonomie Südtirols in den sechziger Jahren herbei-
gebombt und herbeiterrorisiert wurde, meinte Riz, daß die sogenannten „Bumser" von damals überzeugt gewesen seien, daß man von sich aus etwas unternehmen müsse. Er - so der neue SVP-Obmann - sei ein Gegner von Gewalt, aber „damals war eine andere Zeit". Im übrigen sei man in Südtirol nicht nur wegen der Sprengstoffanschläge weitergekommen, sondern „vor allem wegen der Hartnäckigkeit der SVP und den Interventionen Wiens".
Für die bürgerliche Rehabilitierung der 35 in Italien verurteilten und geächteten Sprengstoffattentäter der frühen sechziger Jahre hat sich besonders stark der Chefredakteur der Südtiroler Kirchenzeitung „Katholisches Sonntagsblatt", Josef Innerho-fer, eingesetzt. In einem Leitartikel in der jüngsten Ausgabe fordert er von Italien, „Gnade vor Recht walten zu lassen". Gegenüber der FURCHE meinte Innerhofer, daß die Südtiroler Volkspartei dieses Problem nicht in dem Ausmaße wahrnehme, wie es notwendig sei.
Auf dem Meraner SVP-Parteitag hat es aber Interventionen für die „Bumser" gegeben.
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