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Ein Versuch hat wirklich gereicht
Zehn Prozent Selbstbehalt auf Schulbücher brachten zwar Geld ein, gleichzeitig jedoch einen enormen Verwaltungsaufwand für die Lehrer. Ob der Wert der Bücher dadurch bewußt gemacht werden konnte, ist eher fraglich.
Zehn Prozent Selbstbehalt auf Schulbücher brachten zwar Geld ein, gleichzeitig jedoch einen enormen Verwaltungsaufwand für die Lehrer. Ob der Wert der Bücher dadurch bewußt gemacht werden konnte, ist eher fraglich.
Nach der ersten Runde des zehnprozentigen Selbstbehal tes für Bücher aus der Schulbuchaktion kann man über die Art von Sparmaßnahmen ein kurzes Resümee ziehen.
Positiv an dieser Aktion war sicherlich, daß die Abwicklung der Schulbuchaktion sowie die Dotierung aus dem Familienlastenaus-gleichsfond auf breitester Basis diskutiert wurde. Durch das Entgegenkommen der Lehrer konnte auch ein prognostiziertes Chaos an den AHS verhindert werden. Die pädagogische Seite des individuellen Selbstbehal-tes, das Hinführen der Schüler auf Werte, die die Bücher darstellen, konnte mit dieser Aktion sicherlich nicht erreicht werden.
Die Zusage, daß es sich um eine einmalige Durchführung gehandelt hat, ist jetzt wieder in Frage gestellt. Die bereits in Begutachtung gegangene Novelle des Familienlastenaus-gleichsfonds hätte den zehnprozentigen Selbstbehalt für Eltern wieder zurückgenommen. Durch die Selbstauflösung des Nationalrates wurde dieser Gesetzesentwurf nicht mehr beschlossen. Bei einer Besprechung im Familienministerium am 27. 11. 1995 wurde von Vertretern der Eltern und Lehrer vehement ein Aussetzen des Selbstbehaltes gefordert. Sollte es tatsächlich nicht möglich sein, die vorliegende Gesetzesänderung rechtzeitig über die Bühne zu bringen, würde man von den Schulen aus versuchen, eine zehnprozentige Ersparnis zu erreichen, um damit den Selbstbehalt zu verhindern. Diese Ersparnis zeigt aber bereits die Grenzen des Möglichen auf, da die Höchtsausgaben, die für die Schulbuchaktion vorgesehen sind, im Bereich der AHS bereits jetzt - aufgrund der jährlichen Teuerung - nur mehr achtzig Prozent des Bedarfes abdecken.
An einigen Schulen hat sich daher eine heimliche Schulbuchlade gebildet, die aber gesetzlich auf sehr wackeligen Beinen steht, weil kein Schüler verpflichtet werden kann, das erhaltene Buch wieder zurückzugeben, sodaß es anderen zugute kommt.
Eine Änderung des gesamten Systems kann nur durch eine politische Entscheidung Zustandekommen. Es wäre überhaupt zu hinterfragen, wieweit die Schulbuchaktion nicht in den Bereich des Unterrichtsministeriums kommen sollte, sodaß nicht zwei Ministerien damit befaßt werden müßten. Eine Schulbuchlade früherer Tage, wie sie mancherorts gefordert wird, bedeutete sicher, daß zunächst für die Grundausstattung wesentlich mehr Budgetmittel zur Verfügung gestellt werden müßten, und daß auch die Verwaltung Kosten nach sich ziehen würde. Daher scheint mir eine Einführung dieser Art bei augenblicklichen Sparpaketen eher unwahrscheinlich. Der richtigere Weg wird wohl eher der sein, es den Schulen selbst zu überlassen, welche Unterrichtsmittel (das Gesetz sieht bis jetzt nur Bücher vor) gewählt werden sollen und hier die Höchstausgaben über ein eigenes Budget festzulegen.
Wenn auch im Familienministerium betont wird, daß die Ersparnis von 100 Millionen, mit der man gerechnet hat, auch eingetreten ist, so ist eine Fortführung des Selbstbehaltes auch aus folgenden Gründen kaum mehr machbar. Es hat sich bei der ersten Runde nämlich herausgestellt, daß Schüler, die den Selbstbehalt nicht einzahlen oder einen geringeren Betrag, dennoch Anrecht auf ihre Schulbücher haben, weil nirgendwo eine Kontrollfunktion darüber vorgesehen ist. Das würde sich in einer zweiten Runde wohl sehr bald herumsprechen.
Auch die Entscheidung im Juni, ob man ein Religionsbuch braucht oder nicht, ist einer Vorwegnahme der Abmeldung vom Religionsunterricht, die vom Gesetz her erst für den Herbst vorgesehen ist, gleichzusetzen.
Der Autor ist
Forsitzender des Zentralausschusses für Lehrer an Allgemeinbildenden höheren Schulen
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