Kranke Schulen und Ideen

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Zur Erinnerung: Die von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer eingerichtete "Zukunftskommission" kam im Oktober 2003 zu dem Schluss, dass die Freude am Lernen ab zehn Jahren permanent schwindet, während Schulangst und psychosomatische Beschwerden steigen. Und was geschah? Der Befund wurde - nebst dem Wunsch nach mehr individueller Förderung und weniger Selektion - erfolgreich archiviert.

Nun kommt eine Teilstudie von PISA zu einem ähnlich bedenklichen Ergebnis wie ehedem die vier Zukunftskommissäre: So fühlen sich über 80 Prozent der 15- und 16-Jährigen durch schulische Probleme belastet. Über ein Drittel der Schüler berichtet, zumindest gelegentlich durch demütigende Lehrer, gemeine Mitschüler oder gering schätzende Eltern verletzt worden zu sein.

Österreichs Schulen "produzieren" also laut PISA nicht nur Schülerinnen und Schüler mit (unter)durchschnittlichen Fähigkeiten in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften - sie machen offensichtlich auch krank. Und zwar vermutlich nicht nur die Kids, sondern auch ihre Lehrer: Die hohe Zahl von Pädagogen mit Burnout-Syndrom ist ein Indiz.

Gerade diese pathogenen Facetten der Lebenswelt Schule müssten in dem für Ende Jänner geplanten "Bildungs-Reformdialog" - der hoffentlich mehr als eine glanzvolle ÖVP-Faschingssitzung in der Hofburg wird - zur Debatte stehen.

P. S.: Auf eine Büttenrede des Finanzministers, der sich nun Lehrerinnen und Lehrer auch am Nachmittag zwecks Nachhilfe in die Schule wünscht, wird man bei der Gelegenheit hoffentlich verzichten. Stattdessen könnte Karl-Heinz Grasser die Zeit für eine Schul-Exkursion nutzen und sich davon überzeugen, dass manchen Pädagogen für ihr heilvolles Wirken nicht einmal ein Quadratmeter Arbeitsfläche zur Verfügung steht.

doris.helmberger@furche.at

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