Der Kirchen Beitrag zum Projekt Europa

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Das europäische Einigungsprojekt ist - trotz gegenwärtiger Krisenzeichen - ein einmaliges Erfolgsprojekt. Nicht nur konnte der Friede in Westeuropa in den vergangenen sechzig Jahren erhalten werden, sondern nach 1989 auch eine Zukunftsperspektive für die ehemals kommunistischen Länder eröffnet werden, die seither wesentlich zur Stabilität des Kontinents beigetragen hat. Heute gilt es, diese positiven Hoffnungen und Erwartungen mit Inhalt zu füllen, um die Good-will-Potenziale nicht zu verspielen. Dies ist auch eines der zentralen Ziele der österreichischen Präsidentschaft.

Um die gesellschaftliche Integration voranzutreiben, braucht es den aktiven Beitrag der Zivilgesellschaft, vor allem aber auch der Kirchen als Partner im europäischen Einigungsprozess. Der Europäische Verfassungsentwurf sieht dementsprechend einen "offenen, transparenten und regelmäßigen Dialog mit den Kirchen-, Religions-und Weltanschauungsgemeinschaften" vor (Art I-52/3). Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass die christlichen Kirchen in den meisten Ländern die zahlenmäßig größten Institutionen mit einer beachtlichen Basis in der Bevölkerung ebenso wie die wichtigsten Akteure im karitativen Bereich sind und wesentlich zur öffentlichen Meinungsbildung sowie zur Werterziehung beitragen.

Dies gilt nicht nur für den geistigen Bereich, um - nach dem Diktum des ehemaligen Kommissionspräsidenten Jacques Delors - Europa eine Seele zu geben. Ebenso können sie wesentlich beitragen zur Vertiefung der inneren Solidarität und dazu, Brücken der Verständigung und des Friedens in Europa zu bauen. Dafür ergeben sich für die Kirchen selbst neue Konstellationen. Durch den Beitritt Rumäniens und Bulgariens und das Heranrücken der westlichen Balkanländer werden Staaten mit starken orthodoxen Traditionen Teil der EU.

Der Erfolg der gesamteuropäischen Einigung wird daher auch davon abhängen, ob es den Kirchen gelingt, über konfessionelle Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten, sich über grundlegende politische und soziale Fragen zu verständigen und so gesellschaftlich den Boden für das Zusammenwachsen des Kontinents in Frieden und Freiheit zu bereiten.

Der Autor leitet die Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich.

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