Thema: Auferstehung?
Dass der christliche Glaube an die Auferstehung Jesu nicht bloß ein Beitrag zum menschheitlichen Nachdenken über das Ob und Wie eines Weiterlebens nach dem Tod ist, macht einem schon ein kurzer Blick in das Neue Testament deutlich. Freilich öffnet die Auferstehung Jesu den Blick über den Tod hinaus in ein nicht mehr sterbendes Leben mit und in Gott.
Aber in den neutestamentlichen Schriften ist die Auferstehung Jesu zuallererst einmal als Beglaubigung und Bekräftigung von dessen Botschaft bedeutsam. Was er gesagt, getan und angekündigt hat, ist von seinem Tod am Kreuz nicht ad absurdum geführt worden. Weiters wird aber damit auch klar, dass in Verbundenheit mit ihm ein ganz anderes Leben vor dem Tod möglich ist. Denn die Maßstäbe und Prioritäten für die Ausrichtung und für die Entscheidungen des Lebens werden durch das Vertrauen in die beglaubigte Botschaft verändert.
Auf Gott, auf den anderen Menschen, auf die gesellschaftlichen Verhältnisse so zuzugehen, wie Jesus es getan hat, lässt den Glauben an die Auferstehung Jesu unmittelbar und aktuell wirksam werden. Freilich nur insoweit, als Christinnen und Christen, ihre Gemeinden und Kirchen tatsächlich dieses Vertrauen in die durch die Auferstehung Jesu beglaubigte Botschaft tatsächlich leben. Zu leben wagen. Zu viel Rückzug hinter Kirchenmauern und in Festliturgien hat die Kompetenz für das Leben - ein anderes Leben - vor dem Tod, das Leben hier und heute, ins Hintertreffen geraten lassen. Nicht zuletzt auch in der Einschätzung von außen.
Es liegt nach wie vor an den Christinnen und Christen, ihren Gemeinden und Kirchen, ob das Osterfest mehr ist als das spirituelle i-Tüpfelchen auf der Frühjahrseuphorie einer selbstbezogenen "Vital-/Bio-/Wellness"-Gesellschaft.
* Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf/NÖ und Universitätsseelsorger in Wien
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