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Meisterzeichnungen

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Wie bereits seit geraumer Zeit, stellt auch dieses Jahr die A1 b e r t i n a in den Sommermonaten eine größere Anzahl von Hauptwerken ihrer Sammlung aus. Für den unglaublichen Reichtum dieser einzigartigen Institution spricht die Tatsache, daß noch keines der Blätter bisher in diesen Ausstellungen gezeigt wurde. Die Begegnung mit den Meisterwerken aus drei Jahrhunderten vermittelt zahlreiche Neu-und Wiederentdeckungen. Nur die wichtigsten seien hervorgehoben. Unter den zahlreichen Raffael-Zeichnungen fallen die Studienblätter für die Stanzen des Vatikans und S. Maria della Pace besonders auf. Michelangelo ist mit einer Studie für die Sixtina überwältigend vertreten, und Arbeiten von Fra Bartolommee, Andre del Sarto, Franciabigio, Bandinelli, il Rosso Fiorentino, Parmigianino und Federigo. Barocci zeigen das hohe zeichnerische Niveau, das selbst mittelmäßigere italienische Maler dieser Zeit besaßen. Unter den deutschen Malem liefert Dürer wohl die schönsten Überraschungen. Vor allem die Studie des Papstmantels für das Rosenkranzbild, die „Felslandschaft mit Schloß“ und die „Heimsuchung Mariens“ sind exquisite Arbeiten. Sein Schüler Hans Süß von Kulmbach ist mit einem lieblichen Altarriß vertreten, der durch die Frische der Farben erstaunen läßt. Daniel Hopfer, lörg Bräu d. Ä„ Urs Graf, Lucas Cranach d. Ä., Baidung Grien und Wolf Huber beweisen den latenten Expressionismus, der als Leitmotiv die deutsche Kunst durchzieht. Besonders instruktiv und aufschlußreich sind die Zeichnungen der Niederländer. Hier bewegen — sieht man von den fast durchweg herrlichen Rembrandts ab i“ vor allem ein schöner van Dyck, der atmosphärische van Goyen, der verträumte van der Neer, Govert Flinck, Geraert ter Borch d. J., Jacob van Ruis-dael, Nicolas Maes und sogar der als Maler eher peinliche Jan Davidsz de Heem, dessen minutiöse Äpfel fast Cezannsche Plastizität besitzen. Unter den Franzosen entzückt der „Waldweg“ von Nicolas Poussin, der Claude Lorrain, der prickelnde Fragonard und last, not least der schöne Jean Eticnne Liotard. Eine schöne, ja großartige Ausstellung, die in dieser Fülle an kaum einem anderen Ort möglich wäre und die man unter keinen Umständen versäumen dürfte.

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