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Religionen und Krieg

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Im Rahmen der Aufgaben, die sich das „Kulturzentrum/Kul-turni Centar für bosnische Flüchtlinge in Osterreich" gesetzt hat, besuchen bosnische Studenten in Wien bosnische Kinder in verschiedenen privaten Flüchtlings-Quartieren in Niederösterreich. Ihre Aufgabe ist es, den Kindern Nachhilfeunterricht, Muttersprache, Bosnien- und Osterreichkunde zu vermitteln, mit ihnen zu zeichnen, zu singen und zu spielen. Nach jedem Besuch wird ein Bericht geschrieben. Einer davon soll hier in gekürzter Form zitiert werj den:

„Nach zweiwöchiger Pause statten wir am 11. 2.1996 im Gasthof X am Rande der Ortschaft Y den dort untergebrachten Flüchtlingen einen Besuch ab. Für diesen Tag, der in einem ungeheizten Raum des Gastzimmers stattfindet, denn die Gasthausbesitzerin hatte nicht mit unserem Kommen gerechnet, hatten wir uns vorgenommen, den Kindern etwas über die verschiedenen Weltreligionen zu erzählen. Wir hatten nur wenige Zuhörer, da ein Großteil der Kinder entweder krank im Bett lag oder zu einem Fußballmatch gegangen war, das irgendeine bei den Flüchtlingen beliebte österreichische Mannschaft bestritt.

Diesem kleineren Auditorium erzählten wir - nicht in jedem winzigsten Detail! - die sowohl im Koran als auch in der Bibel symbolisch beschriebene Entstehung der Erde mit all den Geschichten über Adam und Eva und ihr Verbrechen im Garten Eden, über Mohammed und Moses, die die Gebote Gottes den Menschen näherzubringen suchten und natürlich über Jesus als einem der unzähligen von Gott Gesandten.

Mit Hilfe eines kleinen Quiz überprüften wir dann bei den Kindern, was von dem eben Vermittelten im Gedächtnis der Kinder geblieben ist. War nun der Islam oder die Religion der Juden die erste? Ist Allah, Jesus oder Buddha Gott oder alles in einem?

Welche Unterschiede bestehen zwischen den großen Religionen (von denen wir das Juden- und das Christentum - mit kurzer Erwähnung der griechisch-orthodoxen und protestantischen Religions-zweige - den Islam und den Buddhismus erwähnten)?

Ziel dieser kleinen Unterhaltung, der die Kinder mit unglaublicher Aufmerksamkeit zugehört hatten, war die Tatsache, daß ein Streit oder gar ein Krieg, die ihren Ursprung in der Frage der Religionszugehörigkeit haben, mehr als unnötig ist.

Außerdem sollten Menschen keineswegs nach ihrer Religion beurteilt werden, denn, wie wir in der Besprechung erarbeitet hatten, fanden wir ja viele Gemeinsamkeiten in den verschiedenen Religionen und Heiligen Schriften, die gelegentlich andere Namen für ähnliche Geschehnisse und Dinge gebrauchen ..."

Der eine der beiden Studenten, die diesen Bericht schrieben, ist Pharmazeut, der andere studiert Kommunikation.

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