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Trost in der Nacht

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Bleib trotz allem guten Mutes, Was dir jetzt auch widerfahren. Immer gab es deines Blutes Menschen auch in bösen Jahren.

Trugen Flüche und Verbannen Mit der gleichen Angstgebärde, Unter Lasten und Tyrannen Pflügten sie doch ihre Erde.

Uber Dächer, Winkel, Buden Steigt der Münsterturm ins Freie, Also sie ihr Herz entluden Gleicher Schmerzen, gleicher Weihe.

Beugten Stirnen, türmten Taten, Litten Leid, erflehten Segnen. Uber Tiefen und auf Graten Wird ihr Geist dir nah begegnen.

Trag, daß deine Saat zertreten. Trotze deines Daches Lohe! Einst aus Flüchen und Gebeten Wird das Wahre, glänzt das Hohe.

Die Bevölkerungsbilanz

Eine von Ausländern aller Kategorien „bereinigte“ nationale Bevölkerungsbilanz 1946, wieder nach Bundesländern, kann man aus der nachfolgenden Tabelle ablesen. Die „absolute“ Abweichung ergibt sich aus der Differenz zwischen dem in einem Hundertsatz ausgedrückten Anteil des Bundeslandes an den Geburten und an der Sterblichkeit in Österreich, die „relative“ Ziffer zeigt in Prozenten, um wieviel die Geburtenziffer jeweils die Sterblich k e i t s z i f f e r übersteigt und umgekehrt.

Von der Gesamtziffer Anteil -an Geburten Sterbefällen absolut relativ Wien 15,3 35,8 20,5 134 f

Niederösterr. 15 19,2 4,2 28 f

Oberösterr. 20,6 13,7 6,9 50*

Salzburg 7 3,6 3,4 94 *

Steiermark 15,5 13,1 2,4 18*

Kärnten 11,8 5,6 6,2 111 *

Tirol 8 4 4 100 *

Vorarlberg 3,9 1,8 2,1 117*

Burgenland 2,9 3,2 0,3 9f t mehr Sterbefälle. '

* mehr Geburten.

Das bevölkerungspolitische Spannjngsfeld ist daher von Vorarlberg und Wien begrenzt.

Die Bevölkerungsbilanz für die drei Vergleichsjahre 1933, 1945 und 1946 sieht so aus (in Promille):

Geburten Sterbefälle , Abgang Zugang

1933 14,3 13,2 — 1,1

1945 13,3 23 9,7 —

1946 14,2 14,8 0,6 —

Nun zur Vergreisung, unter der man eine Überalterung des Volkskörpers versteht:

Anteil der Altersschichten an der Gesamtbevölkerung:

0 bis 6 Jahre:

1923 . ....... . 693.000 (10,6 Prozent)

1934 . ..... . . 699.000 (9,9 Prozent)

1946'....... . 700.000 (10 Prozent)

6 bis 12 Jahre:

1923 686.000 (10,5 Prozent)

1934 . . \ . . . . 704.000 (10)4 Prozent)

1946 ....... 616.000 (8,8 Prozent)

12 und mehr Jahre:

1923 ...... 5,155.000 (78,9 Prozent)

1934 . .... . . 5,387.000 (79,7 Prozent^

1946 . . . . 5,684.000 (81,2 Prozent)

Die Erhöhung der ersten Altersgruppe von 1934 bis 1946 ist auf die Heiratsfreudigkeit der Jahre 1938 bis 1940 zurückzuführen.

Ein bemerkenswertes bevölkerungspolitisches Problem ist offensichtlich das Verhältnis Wien zu Österreich

Das Jahr 1945 bringt einen Abgang der Wiener Bevölkerung von 36.000, 1946 (erstes Halbjahr) von 11.000. Während 1939 bis 1944 die österreichische Zivilbevölkerung sich um 194.000 vermehrte, hat Wien allein 'einen Abgang von 29.000. Im Jahre 1945 kommt in Wien auf drei Todesfälle eine Geburt, bei einer Geburtenrate von 8,3 Promille und einer Sterberate von 24,3 Promille; in Kärnten dagegen steht zwei Geburten ein Todesfall gegenüber (25,6 Promille Geburtenrate, 14,3 Promille Sterberate).

Nach einer Analyse der bevölkerungs politischen Situation, ergibt sich als bemerkenswertes Resultat die Tatsache, daß, von Wien abgesehen, die Lage keineswegs so schlecht ist, als man vermuten möchte. Jedenfalls ist, eine Sanierung des östlichen Österreichs im Zusammenhange mit einer Entstädterung erforderlich; die Ost-West-Wanderung fördert diese Sanierung, wie sich ja überhaupt aus dem Bedeutungswandel innerhalb der Bundesländer die Tendenz zu einer Herstellung des Gleichgewichts in der Bevölkerungsdichte ablesen läßt. ' *

Nach dem ersten Weltkrieg war Österreich die Last der Kosten der Zentralverwaltung der Donaumonarchie aufgebürdet worden. 20 Prozent der Haushaltsausgaben gingen seinerzeit für die Pensionen auf (normal 4 bis 7 Prozent). Die politischen und wirtschaftlichen Ereignisse der Zwischenkriegszeit sind erheblich von dieser Hypothek, einer Folge des Friedensdiktats, beeinflußt. Im Gefolge einer Dauerverarmung zeigte sich ein weit über dem europäischen Durchschnitt liegender Abstieg der Geburtenzahlen.

Diesmal sind es andere Faktoren, die sich auf die Bevölkerungsbilanz auswirken: erstens die noch weitere Verarmung, sodann das unverständlich lange Zurückhalten von Massen unserer Kriegsgefangenen und schließlich, als Positivum, die Verringerung der bevölkerungsabsaugenden Wirkung Wiens durch eine erhebliche Abwanderung aus der Hauptstadt.

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