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FOKUSMartin Blum: „Radwege-Ausbau wie nie zuvor“
2011, als Martin Blum Wiener Radverkehrsbeauftragter wurde, nahm er sich vor, den Radverkehrsanteil auf zehn Prozent zu steigern. Diese Zahl wurde bislang – knapp – noch nicht erreicht. Warum geht das in Wien so langsam? Und was tut die Stadt fürs Radfahren?
2011, als Martin Blum Wiener Radverkehrsbeauftragter wurde, nahm er sich vor, den Radverkehrsanteil auf zehn Prozent zu steigern. Diese Zahl wurde bislang – knapp – noch nicht erreicht. Warum geht das in Wien so langsam? Und was tut die Stadt fürs Radfahren?
Vor elf Jahren installierte die damalige grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou einen eigenen Radverkehrsbeauftragten der Stadt Wien. Seit damals hat Martin Blum diese Funktion inne. 2013 wurde die Service- und Infostelle der Stadt für Radfahrer(innen) um die Agenden für Fußgänger(innen) erweitert. Martin Blum ist auch Geschäftsführer der diesbezüglich geschaffenen „Mobilitätsagentur“, deren Ziel die Bewusstseinsbildung zur Förderung des Radfahrens und des Zu-Fuß-Gehens ist. Die FURCHE sprach mit Martin Blum über das Radfahren in der Stadt.
DIE FURCHE: Sie stehen zwischen den Interessen mehrerer Gruppen: Die Autobesitzer beklagen, dass den Autos in der Stadt immer mehr weggenommen wird. Aber auch die Radfahrer sind nicht zufrieden: Wien sei nicht so gut, wie es sein könnte …
Martin Blum: Mit den unterschiedlichen Interessen und Konflikten zu arbeiten zählt zu meiner Aufgabe. Meine Aufgabe ist es, beim Radverkehr etwas voranzubringen, eine Veränderung zu bewirken.
DIE FURCHE: Sie brauchen auch politische Rahmenbedingungen, Ihr Job wurde 2011 unter Rot-Grün geschaffen, die Neos haben die Grünen abgelöst. Was bedeuten die geänderten politischen Rahmenbedingungen für Ihre Arbeit?
Blum: Was den Radverkehr betrifft, wird jetzt mehr denn je zuvor investiert. Das Ausbauprogramm an Radwegen ist dieses Jahr so groß wie noch nie zuvor – 44 Projekte.
DIE FURCHE: Als Radfahrer in der Stadt ist man tagtäglich mit Aggression von Fußgängern und Autofahrern konfrontiert – und auch umgekehrt. Ist diese Aggression ein Wiener Spezifikum?
Blum: Ich bin vorsichtig, was Einschätzungen zu Aggression im Verkehr betrifft: Wenn im Straßenverkehr irgendetwas nicht so ist, wie man es sich vorstellt, dann explodieren die Emotionen, das ist das menschliche Verhalten. Ich beobachte, dass viele der Interaktionen auf der Straße gut und friedlich funktionieren. Ein kleiner Teil davon verläuft konfliktär. Mein Anliegen ist es, dass es besser wird. Wir haben dazu die Hashtags #RadliebeWien und #MehrLiebeImVerkehr auf Social Media. Wenn man mit einem Lächeln unterwegs ist, als Radfahrer jemandem den Vortritt lässt, dann bekommt man diese positive Emotion auch zurück mit Lächeln durch die Windschutzscheibe oder durch Fußgänger, die die Hand heben.
DIE FURCHE: Geht es da aber nicht auch um ein systemisches Problem? Befördert nicht auch die Verkehrsinfrastruktur die Konflikte?
Blum: Es wird nie gar keine Konflikte geben, die Straße ist ein sozialer Raum. Es ist wichtig, dem entgegenzuwirken, den Straßenraum am Menschen zu orientieren, den Geschwindigkeitslevel schrittweise weiter zu senken und Verkehrsberuhigung zu machen. Es erzeugt natürlich auch Konflikte, wenn Rad- oder E-Scooter-Fahrer am Gehsteig unterwegs sind. Ein Thema dabei ist, Einbahnen für den Radverkehr zu öffnen. In Wien werden jedes Jahr viele Kilometer Einbahnen geöffnet, um solche Konflikte zu vermeiden.
DIE FURCHE: In der eben in Kraft getretenen STVO-Novelle gab es den Vorschlag, Einbahnen grundsätzlich zu öffnen. Es war die Stadt Wien, die dies aber verhindert hat.
Blum: Wien öffnet jedes Jahr viele Kilometer an Einbahnen. Hier ist es auch darum gegangen, dass die Geschwindigkeit der Umsetzung einer solchen Bestimmung für die Stadt machbar sein muss. Das war eine Frage der Fristigkeit.
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