
Parks statt Parkhäuser
Parkplätze verbrauchen bis zu einem Drittel der Stadtfläche. Mit autonomem Fahren könnten die Flächen zu Wohnungen oder Parkanlagen umfunktioniert werden.
Parkplätze verbrauchen bis zu einem Drittel der Stadtfläche. Mit autonomem Fahren könnten die Flächen zu Wohnungen oder Parkanlagen umfunktioniert werden.
Die Coronakrise scheint die Gesellschaft um Jahrzehnte zurückgeworfen zu haben. Der öffentliche Nahverkehr, der als Klimahoffnung galt, ist plötzlich als Virenschleuder verschrien. Und das Auto, das vor Corona totgesagt wurde, gereicht plötzlich zur infektionsschutzsicheren Kapsel. Wo während des Lockdowns Radfahrer und Fußgänger auf Straßen unterwegs waren, schieben sich längst wieder Blechlawinen in die Innenstädte. Die autofreie Stadt war möglicherweise nur ein kurzes Intermezzo und könnte auf lange Sicht eine Utopie bleiben – auch wenn zahlreiche Länder in den nächsten Jahren Verbrennungsmotoren verbieten. Autos werden so schnell nicht verschwinden – dafür aber der Fahrer.
Geht es nach den Tech-Konzernen, dann könnten in ein paar Jahren selbstfahrende Autos auf den Straßen unterwegs sein. Zahlreiche Tests laufen bereits. Die Google- Schwester Waymo experimentiert seit ein paar Jahren in den Vororten von Phoenix mit autonomem Fahren, und in Tokio sind seit Beginn des Jahres die ersten Robotertaxis im Einsatz. Der automatisierte Verkehr könnte Städte nachhaltig verändern. Denn wenn autonome Fahrzeuge den Individualverkehr ersetzen, bräuchte es kaum noch Parkhäuser. Das Roboterfahrzeug würde Passagiere vor dem gewünschten Zielort absetzen und wieder wegfahren.
Der Dorn im Planerauge
Parkhäuser sind Stadtplanern schon länger ein Dorn im Auge. Die Betonklötze gelten als hässlich, dunkel und vermüllt, als Fremdkörper in einem städtischen Organismus, der funktional für Wohnen, Arbeit und Konsum ausgerichtet ist, aber nicht als Speicherstätte für Autos. Gut ein Drittel der Fläche von Houston ist durch Parkflächen versiegelt, die freilich nur zu Arbeitszeiten belegt sind.
In den USA sind in den vergangenen Jahrzehnten regelrechte Hochhäuser für Autos entstanden – Megastrukturen, die an Shopping-Malls und Bürotürmen angedockt sind. Schon vor Corona wirkten diese hühnerstallartigen Komplexe antiquiert. Während des Lockdowns waren auf Satellitenaufnahmen verwaiste Parkdecks und gähnend leere Parkplätze zu sehen. Ob sie jemals wieder voll ausgelastet sein werden, ist völlig ungewiss, zumal gerade reihenweise Geschäfte in den Innenstädten schließen und die Nachfrage im Einzelhandel einbricht. Wenn in Zukunft autonome Fahrzeugflotten auf algorithmisch optimierten Routen verkehren und ständig in Bewegung sind, könnten diese Flächen umfunktioniert und einige der schlimmsten Konstruktionsfehler autozentrierter Städte korrigiert werden.
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