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Umweltfreundliche Verkehrspolitik am Beispiel der Pyhrn-Autobahn

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Grundsätzlich ist festzustellen, daß alle Änderungen der bestehenden Transportsysteme langjähriger Entwicklung bedürfen und die Wirkungen durchgreifender Maßnahmen erst um die Jahrtausendwende zu erwarten sind. Derzeit wird die individuelle Mobilität - das Auto -von einem Großteil der Bevölkerung bevorzugt. Nach wie vor steigende Motorisierungsziffern beweisen diese Tatsache. Besonders in ländlichen Gebieten mit geringer Besiedlungsdichte wird die Bevölkerung noch lange nicht auf das Auto verzichten können, um die Chancengleichheit gegenüber den Bewohnern von Ballungsräumen zu wahren. Die Mehrzweckfunktion bei Fahrten mit dem Auto (Arbeiten, Einkaufen, Arztbesuch, Freizeitbeschäftigung u. ä.) zwischen Wohnort und Arbeitsplatz als Hauptziel wird die Vorliebe zum individuellen Kraftfahrzeug erhalten. An dieser Einstellung ändert auch die Planung von “ Hochgeschwindigkeitsstrecken der Bahn zwischen Ballungszentren nichts.

Zur Befriedigung der Verkehrsbedürfnisse mit dem individuellen Kraftfahrzeug ist ein übergeordnetes Grundnetz auszubauen, um den Durchgangsverkehr aus den Siedlungen auf dafür geeignete Straßen zu verlagern. Nur die flächenhafte Erschließung erfolgt im Sekundärnetz. Nach Fertigstellung eines leistungsfähigen und sicheren hochrangigen Netzes können im übrigen Straßennetz Maßnahmen für den Langsamverkehr und die schwächeren Verkehrsteilnehmer (Radfahrer und Fußgänger) getroffen werden. Die Wohnbereiche werden wieder umweltfreundlicher. Der beste Schutz vor den Emissionen des Straßenverkehrs (Lärm und Abgase) ist die räumliche Trennung des gebündelten Verkehrs von den Siedlungsgebieten, unter Beachtung einer optimalen Erschließung. Wenn es nun gelingt, innerhalb der dem Verkehr zugeordneten Räume die Verkehrsmittel zu verbessern - dies gilt für alle Transportsysteme -, so ist eine Lösung der Konfliktsituation zu erwarten.

Eine wesentliche Verringerung der Emissionen des Kraftfahrzeugverkehrs brachte die Einführung des Katalysators. Ein Jahrgang Katalysator-Autos bringt mehr für die Umwelt als eine Temporeduktion von 130 auf 100 km/h auf Österreichs Autobahnen, Derzeit sind zirka 200.000 Kat-Fahrzeuge (7,5% der zugelassenen Pkw + Kombi in Österreich) vorhanden. Die volle Umstellung wird noch 10 bis 12 Jahre dauern. Gleichzeitig wird an Alternativen (andere Kraftstoffe, alternative Antriebsund Motorkonzepte, Verbrauchsreduktion u. ä.) gearbeitet. Die Entwicklung wird bis zur serienreifen Anwendung ebenfalls noch ca. 10 bis 20 Jahre dauern. Der Katalysator-Motor in Verbindung mit einem herkömmlichen Antriebssystem wird noch einige Jahre die umweltfreundlichste Lösung darstellen.

Als Beispiel für eine Planung im Sinne der oben angeführten Kriterien sei die Pyhrn-Autobahn erwähnt. Bei mehreren größeren Verkehrsuntersuchungen in den letzten Jahren wurde die Notwendigkeit der Schließung des großen Autobahndreiecks A1 - A2-A9 gezeigt. Im Grundnetz werden nach Fertigstellung der Pyhrn-Autobahn die Stadt-Agglomerationen Wien - Graz - Linz durch Autobahnen verbunden. Damit wird eine wesentliche Funktion der Verbindung von Zentralräumen und großen Industriegebieten innerhalb von Österreich erfüllt. Bei der Planung wurde aus einer Vielzahl von Varianten eine Trasse ausgewählt. Erstmals wurde die Ausarbeitung in engem Kontakt mit den betroffenen Grundbesitzern und der kommunalen Verwaltung durchgeführt. Jede Anregung wurde aufgegriffen und untersucht. In allen Projektstufen wurden der oö. Raumordnungskataster und das Umweltinformationssystem berücksichtigt. Nach Verordnung der Trasse wurde der erste Autobahn-Architektenwettbewerb unter Einbeziehung von Landschaftsplanern durchgeführt. Bei einer vorgegebenen Trassenführung soll die Straße so ästhetisch und Ökologisch wie möglich in die

Landschaft eingebunden werden. Besonders berücksichtigt wurden auch bei der Planung die Einrichtungen für den Fremdenverkehr im Erholungsraum der Ferienregion Pyhrn - Eisen-wurzen. Für die notwendige Schließung der Teilstücke im Bereich der Pyhrn-Autobahn wurde i angestrebt, die Straße möglichst harmonisch in die Landschaft einzufügen.

Vordringlichste Aufgabe einer umweltfreundlichen Verkehrspolitik ist die Durchsetzung eines Gesamtverkehrskonzeptes unter Einbeziehung der Raumordnung. Die sinnvolle Verbindung von Wohnort und Arbeitsplatz bei richtiger Anordnung der Infrastruktur minimiert die Verkehrswege. Kostengünstige Transportwege erhöhen die Wirtschaftskraft und sichern die Arbeitsplätze.

Neben längerfristigen größeren Investitionen ist eine Fülle von organisatorischen Maßnahmen durchzuführen, um eine gezielte umweltfreundliche Verkehrspolitik einzuleiten.

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