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Der zweite Funfjahresplan

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Für den Ausbau der Bundesstraßen wurde mit Wirksamkeit vom Jahre 1957 eine Studie über einen Zeitraum von 15 Jahren erstattet. Diese 15-JahresnStudie bildete die Grundlage für die in jeweils Fünfjahresgruppen ausgearbeiteten Programme. Dem ersten Fünfjahrespro-gramm von 1958 bis 1962 fügte sich nahtlos das zweite für die Jahre 1963 bis 1967 an. Diesem Programm wurden folgende Schwerpunkte zugrunde gelegt:

• Vollkommene Staubfreimachung des gesamten Bundesstraßennetzes;

• Forcierung des Vollausbaues auf verkehrswichtigen Straßenzügen;

• Anordnung der Baustellen nach Möglichkeit so, daß nach Ablauf dieses Fünfjahresprogramms -weitere durchlaufende und voll ausgebaute Strecken bestehen;

• Erhaltung und Regenerierung des bestehenden Bundesstraßennetzes zur Vermeidung von Qualitäts- und Substanzverlusten;

• Ganz besonders hervorzuheben wäre, daß im Dienst der Sicherheit und Flüssigkeit des Straßenverkehrs innerhalb des Fünfjahrespro-gramms mit einem Kostenaufwand von rund 1 Milliarde Schilling nahezu 100 schienengleiohe Bahnkreuzungen beseitigt wenden.

Das laufende Jahr fügt sich ganz natürlich in dieses Programm ein, wobei — und das gilt für jedes Baujahr — die Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Bugdetrnittel mit den Landesfoaudirektionen vereinbart werden. Die Geldmittel werden aus dem Zuschlag zur Mineralölsteuer im Budget sichergestellt.

Für den gesamten Straßenbau des Bundes sieht das Budget 1964 insgesamt 2670 Millionen Schilling vor, und zwar aus dem Zuschlag zur Mineralölsteuer 2480 Millionen Schilling, an gebundenen Einnahmen 40 Millionen Schilling sowie aus dem außerordentlichen Budget (gebunden für Autobahn) 150 Millionen Schilling. Aufgegliedert für Bundesstraßen 1745,5 Millionen Schilling und für Autobahnen 924,5 Millionen Schilling.

Mit welchen Größen hier zu rechnen ist, ist daraus zu ersehen, daß der Bau von 1 Kilometer Bundesstraße mit 7,5 Meter Breite in ebenem Gelände etwa 2 Millionen Schilling, mit Kunstbauten und in schwierigem Gelände sogar 6 bis 12 Millionen Schilling erfordert. 1 Kilometer Autobahn auf der Strecke Salzburg—Linz kostet durchschnittlich 23 Millionen Schilling.

Österreich hat im Jahre 1954 mit dem Bau der Autobahn bei Salzburg, der im Jahre 1942 zum Stillstand gekommen war, begonnen. Seither wurden im wesentlichen große Teilstücke der Westautobahn gebaut; die gesamte Strecke wird in zwei Jahren durchgehend benutzbar sein. Gleiches ist von der Teilstrecke von Wien nach Wiener Neustadt (Neunkirchner Allee) auf der Südautobahn zu erhoffen.

Außer dem schon bisher geltenden Gesetz, das die Westautobahn und Südautobahn ■ (über Graz—Klagenfurt—Villach) vorsieht, werden noch im Raum von Wien Autobahnstraßen (Verbindung West—Südautobahn, Anschlußstück über die Donau, Wien—Schwechat—Flugplatz), die Tiroler Autobahn (Kufstein—Innsbruck—Brenner), die Rheintal-Autobahn (Bregenz—Feldkirch), die Fortführung der Westautobahn (von Niederalm über Hallein bis Golling) sowie ein Zubringer von der vorgesehenen Autobahn Nürnberg—Regensburg—Passau zur Westautobahn im Raum Linz—Wels aufgenommen werden.

Um mit dem Bau der dringendsten Autobahnteile vorwärtszukommen, sind im Rahmen einermehi'JHftr&eft Investitionsprogramms die reriorcFer~ lichen Mittel 'auf jSngefe'; sjbM-sicherzustellen. Eine besondere Form der Finanzierung wird die Brenner-Autobahn (Innsbruck—Brenner) finden, die Kredite über eine Kapitalgesellschaft mit Haftung des Bundes erhalten wird. Kredite und Zinsen-dlenste sollen mit einer Maut gedeckt werden.

Der dominierende Benutzer der Straßen ist der Kraftwagen.

In Österreich reisten im Fremdenverkehrsjahr 1962/63 nach den statistischen Berichten 84,7 Prozent Personen per Straße und 14,9 Prozent per

Bahn ein. Die Zunahme der auf der Straße einreisenden Fremden betrug gegenüber dem Vorjahr 4,9 Prozent, die Abnahme der Bahn 1,8 Prozent. Während jedoch im Jahre 1937 41,6 Prozent aller Auslandstouristen aus Staaten kamen, die sich heute hinter dem Eisernen Vorhang befinden, ist die Anzahl der Touristen dieser Länder auf 0,6 Prozent gesunken. Erst in der jüngsten Zeit sind neue Anzeichen einer Lockerung in der Dichte des Eisernen Vorhangs bemerkbar.

Aus der Sicht des Fremdenverkehrs gesehen, war es daher natürlich, daß der West-Ost-Verbindomg im Anschluß an die internationalen Zufahrtsstraßen eine besondere Bedeutung für ganz Österreich zukam, um dem Auslandspublikum, das weitaus überwiegend vom Westen beziehungsweise Nordwesten nach Österreich kommt, die rascheste Verbindung nach dem Innern und den im Osten gelegenen Gebieten zu ermöglichen.

Daraus ergeben sich nachstehende Folgerungen: Im Vordergrund standen und stehen die Bundesstraßen von den Grenzgebieten, vornehmlich vom Westen und Nordwesten, ferner vom Süden nach Österreich. Nicht minder wichtig sind — besonders für den Durchreiseverkehr — die Nord-Süd-Verbindungen. Sie auszubauen ist nötig, um eine starke Umorien-tierung des internationalen Reiseverkehrs über unsere Nachbarstaaten (Schweiz) zu verhindern.

Aber auch die wichtige Funktion der übrigen die Alpen überquerenden Straßen (Arlberg, Reschen, Mallnitz. Radstädter Tauern, Großglock-ner, Felber Tauern, Timmeljoch, Paß Lueg, Pötschen, Pyhrn usw.) für den Fremdenverkehr darf nicht übersehen werden. Insbesondere dann nicht, wenn wir überlegen, daß sich der Auslandsfremdenverkehr in Österreich zu 77,5 Prozent aus Deutschland und einem Publikum zusammensetzt, das bestrebt ist, seinen Gebirgsaufenthalt mit einem Aufenthalt im Süden, also in Italien oder Jugoslawien, zu verbinden und daher nur bei günstigen Transitbedingungen den Weg über Österreich (verbunden mit einem Aufenthalt) nehmen wird.

Besonders die Autobahnen haben die Funktion als leistungsfähige Einfallsstraßen, aber auch als Verbindungsstraßen zwischen den Landeshauptstädten zu erfüllen.

Die Autobahn Salzburg—Wien verringert die Disproportion geographischer Art, wie sie durch die übergroße Länge zwischen dem Osten und dem Westen Österreichs gegeben ist. Ihre Aufgabe ist es also, unter anderem die wirtschaftlich nachteilige Entfernung der Ostgebiete Österreichs von den Herkunftsländern seiner Touristen zu vermindern und durch Zeitverkürzung eine höhere Frequenz zu ermöglichen.

Die Verbindungsstraßen in das Landesinnere sind von immer größerer Bedeutung, je mehr der Fremdenverkehr zur Auflösung der fremdenverkehrsmäßigen Ballungen in einzelnen Zentren und zur Dezentralisierung neigt.

Die große Bedeutung der Umfahrungsstraßen wird allgemein auch im Interesse des Fremdenverkehrs anerkannt. Ihre teilweise nachteiligen Folgen für bestimmte Fremdenverkehrsbetriebe sind einheitlich nur schwer zu bekämpfen. Anderseits werden in Zukunft viele wichtige Fremdenverkehrsorte nur dann international konkurrieren können, wenn sie volle Ruhe bieten können.

Welche Bedeutung für den Fremdenverkehr den Aussichtsstraßen (Hochgebirgsstraßen) zukommt, sei nur andeutungsweise erwähnt. Sie erfüllen nicht nur die ihnen stets zukommenden Verkehrsaufgaben, sondern sie werden auch zu Attraktionen (auch in der Werbung) des Fremdenverkehrs.

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