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„Intelligente" Straßen:

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Das Stehen im Stau ist für viele alltäglich. Verkehrsleitsysteme können zur Flüssigerhaltung des Verkehrs beitragen.

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Das Stehen im Stau ist für viele alltäglich. Verkehrsleitsysteme können zur Flüssigerhaltung des Verkehrs beitragen.

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Sechs fest montierte Fernsehkameras werden demnächst Bilder des alltäglichen Staus auf der Wiener Südosttangente (A 23) liefern. Vor allem Einsatzfahrzeuge sollen dann schneller zu einem der zahllosen Unfällen auf dieser Strecke dirigiert werden können. An den - laut ARBO - allein in Wien täglich 1,5 Millionen Kilometern „künstliche Fahrstrecke", auf der Suche nach freier Parkfläche werden sie wohl kaum etwas ändern. Die Wiener Stadtplaner haben sich immerhin dazu durchringen können •entlang der A 23 Hinweisschilder auf die Park&Ride-Anlage bei der U-Bahnstation Erdberg anzubringen. Im Vergleich zu modernen Verkehrsleitsystemen, die weltweit längst im Einsatz sind, erscheinen diese Maßnahmen als Augenauswi-scherei.

In Städten wie Paris, Stuttgart, Los Angeles oder Zürich werden die Autofahrer längst per computergesteuerter Leuchttafeln zu noch freien Parkplätzen, die unmittelbar bei öffentlichen Verkehrsmitteln liegen, gelotst. Andere Tafel» warnen bereits auf Auffahrtsrampen zu Autobahnen vor Staus, empfehlen Ausweichrouten oder schreiben temporäre Überholverbote und Geschwindigkeitsbegrenzungen vor. Etwa auf der früher besonders un-fallträchtigen Strecke München -Flughafen sorgten zentral steuerbare Wechselverkehrszeichen und -Wegweiser um rund 190 Millionen Schilling für einen Rückgang der Unfälle um 13 und der Verletzten um 31 Prozent.

BORDCOMPUTER BREMSEN

Über das EU-Programm „Prometheus" werden seit 1986 etliche Forschungen zur Verkehrsbeschleunigung mit Millionenbeträgen unterstützt. Schlagzeilen machten Entwicklungen wie mit CD-Rom-Technik gekoppelte Bordcomputer, die den Fahrer ständig über mögliche Ausweichrouten, freie Parkplätze und öffentliche Verkehrsverbindungen informieren, sowie zentral gesteuerte automatische Bremsvorgänge und Reduzierungen der Motorleistung. Wären alle Fahrzeuge entsprechend ausgerüstet, vrärde künftig theoretisch ein Funksignal der Polizei genügen, um jedes beliebiges Tempolimit zu erzwingen.

Zwischen Baden und Wien ist auf der Südautobahn seit 1983 ein Rechner in Betrieb, der an Verkehrsdichte und Wetterbedingungen gekoppelte Tempolimits vorgibt. Inzwd-schen sind aber hier täglich mehr als 100.000 Fahrzeuge imterwegs und das System ist hoffnungslos überal-tet. In den Schubladen der Verkehrsplaner hegen seit langem Pläne, um auch in den heimischen Ballimgs-räimien moderne Verkehrsleitsysteme zum Einsatz zu bringen. Der ÖAMTC fordert seit langem erfolglos die Installation von Park-Information im Großravun Wien.

NUR SCHEINBAR TEUER

Das Hauptargument gegen diese Systeme sind für die Verantwortlichen die auf den ersten Blick hohen Kosten. Selbst die Autofahrerklubs kritisieren diese kurzsichtige Einstellung angesichts der durch „leere" Kilometer und Staus entstehenden Treibstoffkosten und Umweltbelastungen. In seltener Einhelligkeit werdeii Forderungen des Verkehrs-klubs Österreich (VCÖ) nach einem schnellen Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel unterstützt. Der VCÖ setzt allerdings auch massiv auf die scharf von ÖAMTC und ARBO kritisierte Parkraumbewirtschaftung.

Wer mit dem Auto in die Stadt kommt, soll dafür auch kräftig zur Kasse gebeten werden. Millionenschwere Verkehrsleitsysteme sind außerdem ein weiteres Arg^ument für die konsequente Verwirklichung einer Kostenwahrheit für die Benutzung von Straßen.

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