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Opernprobleme

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Mit einer in hervorragendem Maß gelungenen Aufführung von Verdis „Othello“ — sie wurde bereits in der „Furche“ besprochen — hatte die

Linzer Opernsaison 1969/70 begonnen. Weniger glücklich fiel die zweite Opernpremiere mit Mozarts „Entführung aus dem Serail“ aus. Peter Lacovich, der neue Linzer Opernchef, den man von einigen Gastspielen an der Wiener 'Staatsoper her kennt, hatte mancherlei Unstimmigkeiten zwischen Bühne und Orchester einzurenken, sowohl der stark indisponierte Patrick Calleo als Belmonte als auch der mit einem zwar hübschen, aber ohne profunde Tiefe ausgestatteten Baß aufwartende Zdenek Kroupa (Osmin) konnten nicht recht überzeugen; dagegen zog sich Naßrin Azarmi als Konstanze mit ihrem schlanken, koloraturbemühten Sopran besser aus der Affäre. Mit Janet Perry und Leonhard Päckl als munterem Buffopaar konnte man einverstanden sein. Dem Stil der Mozart-Oper kam die Regie Alfred Schönelts in der prunkvollen Ausstattung Hans Ohlands nur teilweise entgegen, vor allem war eine von ihm versuchte „Inszenierung“ der „Marternarie“ verfehlt. Auf einer mittleren Qualitätslinie bewegte sich die Premiere von Tschaikowskys leider so selten gegebener Oper „Pique Dame“. Roman Zeilinger dirigierte das diesmal nicht sehr glücklich disponierte Bruckner-Orchester und war zuwenig auf die Herausarbeitung der dramatischen Höhepunkte bedacht, im Vorspiel ergaben sich einige musikalische Schwankungen und Ungenauig-keiten. Frederik Mirditas Regie ist in bezug auf die Führung der Solisten und auch im Arrangement der Chorszenen zu loben, das gleiche gilt von Ohlands Bühnenbildern. Gesanglich gut ist Ljuba Barizowa zu bewerten, auch um die Darstellung der alten Gräfin bemühte sich die (für diese Rolle noch zu junge) Sängerin mit mancherlei Erfolg; als der dem Spielteufel verfallene Hermann ließ der Tenor Veijo Varpio eine schöne Höhe, aber eine nicht ausgeglichene Mittellage hören, Rad-mila Smiljanovic als Gast in der Rolle der Lisa besitzt einen fülligen, in der Höhe noch etwas scharfen Sopran, sehr gut präsentierte sich Ladislaus Anderko mit seinem vornehmen Bariton als Tomski, was man von uous Manikas als Jeletzki auf Grund der Wiedergabe seiner so dankbaren Es-Dur-Arie nicht behaupten kann.

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