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Neuaiifbau mit Schwung
Schon nach wenigen Stunden konnte ich feststellen, daß sich die Stadt seit meinem letzten Besuch vor vier Jahren grundlegend verändert hat: Brünn blieb natürlich Brünn, aber sagen, es ist in den Jahren nach dem Kommunismus erheblich mehr Brünn geworden. Ein Bauboom ist ausgebrochen, viele neue Gebäude von Banken und Großunternehmen sind ästhetisch nicht gerade erfreulich. Was aber am meisten auffällt, sind die zahlreichen Palais und alten Bürgerhäuser, die ” zum Teil von privaten Firmen restauriert wurden und nun mit herrlichen Fassaden und schönen Interieurs das Auge erfreuen. Daneben gibt es Baustellenlärm, Verkehrsbehinderungen und Baulücken, da manche vernachlässigten I läuser schlicht zusammenbrachen.
In den Jahren des Kommunismus wurden Fassaden mit Gerüsten versehen, die Dezennien standen, ohne daß sich ein Arbeiter zeigte. Sie sollten eine Tätigkeit vortäuschen, die nie stattfand. Jetzt sind die Läden voll, es gibt eine Fülle vor allem westlicher Waren, wobei die Preise für dort ziemlich hoch sind, aber immerhin doch aufgebracht werden können. Die meisten Hotels wurden überholt, wenn auch der westliche Standard selten wirklich erreicht wird. Erfreuliches kann man vom Kulturleben berichten: das Nationaltheater, ein großer Hellmer-und-Fellner-Bau, ist sehr gut besucht, man bekommt jetzt oft schwer Karten.
Nun geht man wieder gern ins Theater, freilich zu Klassikern (auch der Moderne) von „König I,ear” bis zu „Eines langen Tages Beise in die Nacht” von Eugene O'Neill. Die Oper (meist in Originalsprache mit projizierter Übersetzung) ist voll, in eigenem, noch größerem Haus. Ein kleines Experimentiertheater gilt als die interessanteste heutige tschechische Bühne.
Die Universität nimmt starken Aufschwung, der Bereich der Germanistik hat sich drastisch vergrößert, statt der einstigen 50 Studenten gibt es dort nunmehr 200, und es könnten noch weitaus mehr sein, wäre der Lehrkörper größer.
Deutsch wurde ein begehrtes Fach und die Nachfrage nach Deutschlehrern steigt rapid. Österreich ist durch eine sehr aktive „Österreich-Bibliothek” und ein wissenschaftliches Büro vertreten. In Brünn hat der Neuaufbau besten Schwung.
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