Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Feste feiern - ja, aber wie?
Man soll die Feste feiern, wie sie fallen.
Jeder kennt diesen Spruch, doch ich frage mich oft, soll man die Fest feiern wie sie fallen?
Zwiespältigkeit macht sich in mir bemerkbar. Einerseits ist das „Feste feiern" nicht nur etwas Schönes, sondern auch etwas Wichtiges. Es ist der Anlaß, seine Kämpfe und Zwänge fallen zu lassen, seine krampfhaften Gedanken an das, was noch zu tun ist oder getan worden war, zu vergessen, seinen Geist freizumachen für die Freude, für das Atemholen und nicht zuletzt dient es der Stärkung der Gemeinschaft.
Besonders wichtig scheint mir das „Feste feiern" in der Familie zu sein. Am besten in der Großfamilie - mit Brüdern und Schwestern, mit Eltern, Großeltern, Onkeln und Tanten und natürlich in der Pfarrgemeinde, die ja eine große Familie sein sollte.
Doch jetzt kommt die sogenannte Kehrseite der Medaille: Immer mehr drängen sich ungute Gefühle in mir auf, wenn ich aus den Medien entnehme, daß dieses Wochenende das „Donauinselfest", nächsten Samstag, das „Kinderfest", dann wieder das „Bezirksfest", ein paar Tage
später - wenn überhaupt so viel Zwischenraum bleibt - das „Frauenfest", das „Praterfest", das „Spielefest"... - die Reihe ließe sich beliebig lang fortsetzen -stattfindet.
Da frage ich mich: Kommen die Menschen überhaupt noch zur Ruhe, kommen sie noch dazu, sich in der Gemeinschaft selbst zu finden?
Dieses übertriebene „Feste feiern", scheint mir Ablenkung zu sein, ein Vorgaukeln von Kommunikation, die in Wahrheit keine ist. Man kann auf einem Praterfest kaum die Kommunikation fördern, nicht einmal innerhalb der Familie, geschweige denn mit anderen Leuten. Allein schon der immense Lärm ließe das nicht zu. So ähnlich ist es am Donauinselfestoder bei den Bezirksfesten.
Ich finde das „Feste feiern" nicht schlecht, jedoch sollte es gut überlegt und vorbereitet sein und nicht in solchen Massen, die nicht zum „Miteinander" beitragen, sondern eher dazu, daß jeder einzelne seinen Weg geht - der eine mit dem Ringelspiel fährt, der andere ins Kasperl-theater geht und der dritte ins Wirtshaus, um sich seinen Frust mit etlichen Krügeln Bier hinunterzuspülen. Besinnen wir uns doch wieder auf den tiefen Kern des „Festes", auf seinen Ursprung, auf die „Sinnfindung" des Lebens.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!