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Uganda blutet sich erneut zu Tode

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Wie es im afrikanischen Staat Uganda unter der Herrschaft von Idi Amin Dada zuging, hat man noch in Erinnerung: illegale Verhaftungen, Folter, Hinrichtungen ohne Prozesse, Soldatenwillkür, Morde durch Regierungstruppen.

Und so geht es in Uganda heute zu: illegale Verhaftungen, Folter, Hinrichtungen ohne Prozesse, Soldatenwillkür, Morde durch Regierungstruppen.

1979 ist Idi Amin nach achtjähriger Herrschaft, während der nach Schätzungen von amnestey international zwischen 100.000 und 500.000 Menschen hingeschlachtet worden waren, von Truppen Tansanias und ugandischen Rebellen gestürzt worden.

Nach drei Ubergangsregierungen (Yusuf Lule, Godfrey Binaisa und Paulo Muwanga) brachten Wahlen im Dezember 1980 wieder Apolo Milton Obote ans Ruder — den Mann, der schon nach der Unabhängigkeitserklärung 1962 Ministerpräsident und von 1966 bis 1971 Staatspräsident gewesen war.

Obote erbte ein wirtschaftlich bankrottes, von Stammesfehden und Machtkämpfen zerrissenes Land. Er versuchte, es so zu regieren, wie es viele afrikanische Herrscher tun: erbarmungslos brutal.

Weil Teile von Amins Truppen im Norden des Staates weiterkämpften, war die Armee von der ersten Stunde an das wichtigste Staatsinstrument. Weil sich zwei Widerstandsgruppen bildeten, wurde verhaftet und gefoltert und erschossen.

Die Festnahmen gingen in die Tausende, die illegalen Hinrichtungen durch Regierungstruppen zumindest in die Hunderte. Weil Appelle und Beschwörungen fruchtlos blieben, entsandte am-nesty international heuer eine Mission nach Uganda, um auf die Respektierung elementarer Menschenrechte zu pochen. Die Regierung bestritt Rechtsbrüche.

Aber auch die religiösen Führer des Landes wandten sich an Präsident Obote. In ihrer Stellungnahme heißt es u. a.:

„Während wir Ihre Bemühungen um Ausmerzung aller üblen Elemente in Uganda schätzen, erleben wir derzeit Alarmierendes. Die Sicherheitsverhältnisse werden immer schlechter. Die Klagen, Tränen, Seufzer und Schmerzen des ugandischen Volkes, vor allem in der Gegend von Arua und um Kampala, zwangen uns zu diesem Schritt... Das Land, das Sie führen, blutet sich zu Tode."

Die konkreten Vorwürfe: Armee-Einheiten rauben unter dem Vorwand der Guerillerobekämp-fung Häuser und Dörfer aus, vergewaltigen Frauen und Mädchen, heben an Straßensperren illegale Mautgebühren von Taxi- und LKW-Fahrern ein, erpressen Geld selbst von Kindern und Greisen.

„Innerhalb von drei Wochen wurden mehr als hundert' unschuldige Bürger Ugandas, Männer, Frauen, Kinder und Alte, von Leuten erschossen, die dazu da wären, sie zu beschützen und zu verteidigen."

Die Anklage ist unterschrieben vom römisch-katholischen Erzbi-schof von Kampala, Kardinal Ammanuel Nsbuga, den beiden anglikanischen Bischöfen Dun-stan Nsbuga und Theopheodos Nankyama sowie von KassimMu-lumbe, dem obersten islamischen Kadi von Uganda.

Die religiösen Führer verlangten Erziehung zu mehr. Disziplin in der Armee, eine Wiederherstellung der Rechtsordnung und eine Konferenz nach dem Muster Simbabwes zur Begründung eines innerstaatlichen Friedenspaktes.

Mit dem Hinweis auf Simbabwe wird offenbar daran erinnert, daß auch in Uganda hinter den blutigen Auseinandersetzungen alte Stammesfehden stehen. Milton Obote gehört dem Langi-Stamm im armen Nordosten Ugandas an. Verfolgt von ihm werden vor allem die Angehörigen des reicheren Bugandastammes im Süden.

Die Anklage gilt nicht allein dem Staatspräsidenten. „Einige Mitglieder Ihrer Partei sind schon zu mächtig geworden", mahnten die Religionsführer auch, „manchmal mächtiger als selbst Minister."

Wird Obote sich unter dem Druck einer Weltöffentlichkeit ändern? „Versuchen muß man es", sagte jüngst ein Besucher in der Redaktion der FURCHE, „denn er ist total vom Westen abhängig."

Aber: „Er hat acht Jahre Zeit zum Lernen gehabt. Das Problem wird wohl nur zu lösen sein, indem er gestürzt wird. Deshalb haben wir die Ugandische Widerstandsbewegung gegründet. Wir wissen, daß Osterreich uns keine Waffen liefern kann, und wollen auch keine. Aber auf moralische Unterstützung sind wir angewie-sen.

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