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Triumph in den Hütten

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Uganda, das den Papst empfängt, hat eine Oberfläche von 243.000 Quadratkilometern, ungefähr zwei Drittel von Italien und dreimal Österreich. Es liegt am Äquator, umgeben von den Staaten Tansanien, Ruanda, Kongo, Sudan und Kenia. Seit 9. Oktober 1962 ist es unabhängiger demokratischer Staat mit zirka 8 Millionen Einwohnern. Als der englische Offizier Speke den Kabaka oder König der Baganda am 19. Februar 1862 besuchte, sangen diese: „Es werden Zeiten kommen, da wir in den großen Hütten von Rugaba triumphieren.“ Rugaba ist einer der Hüge4-von Kampala. wohin der Papst kommen wird. Zahlr reiche Volksstämme sind unter den Einwohnern vertreten. Man kann sie einreihen unter die Bantu, Niloti, Nilhamiten und Sudanesen. Dem

Völkermosaik entspricht die Vielheit der Sprachen. Das Luganda wird im Innern und vom zahlreichsten Stamm gesprochen. Swaheli gewinnt als Landessprache immer mehr an Boden. Die Engländer, die 1894 Uganda zum Protektorat machten, ließen die kleinen Königreiche bestehen und stützten die vier Kabaka der Buganda, Bunyoro, Ankola und Toro. Mit der Unabhängigkeit verschwanden die Reiche allmählich und wurden die Herrscher entmachtet. Es blieb ein Föderalstaat mit parlamentarischer Vertretung. Von den zwei Parteien, dem Uganda People Con-gress und der Dernocratuc Party, ist die erste die führende. Der Protestant Milton Obote ist Präsident und Premierminister. Die andere Partei hat den Katholiken B. Kiwanuka zum Führer.

An Stelle der alten Hauptstadt Entebbe ist heute Kampala getreten, das heißt Ort der „impala“, das sind die gezähmten Antilopen der Könige von Buganda, die sie hier weiden ließen. Kampala hat 170.000 Einwohner und wächst beständig. Von hier gehen Auto- und Wasserstraßen sowie Eisenbahnen ins Land hinaus.

Sieben Kardinäle aus Afrika

In Kampala werden sich die sieben afrikanischen Kardinäle mit dem Papst treffen: Rugambwa, Erzbischof von Daressalam, Zungrana, Erzbisehof von Obervolta, Patriarch Sidarouss von Alexandrien, Duv-Erzbischof von Algier. McCann, Erzbischof von Südafrika, Malulu von Kimgsfaaza, Kongo, und Rokoto-malala von Tananarivo, Madagaskar.

Dazu kommt ein Großteil der 300 afrikanischen Bischöfe. Die Vertreter der Regionalbischofskonferenzen werden mit dem Heiligen Vater ein „Gipfeltreffen“ im Pastoralinstitut von Gaba veranstalten. Die Anfänge des Christentums in Uganda waren mit Blut getränkt. Zwischen dem 15. November 1885 und dem 27. Jänner 1887 wurden zahlreiche Katholiken und Anglika-ner von König Mwanga um des Glaubens willen hingerichtet. Es waren meist Pagen am königlichen Hof, zwischen 15 und 30 Jahren. Die ersten katholischen Missionäre waren 1879 die weißen Väter P. Lourdel und Bruder Amans. Heute nach 90 Jahren und 30 Jahre seit der Konsekration des ersten schwarzen Bischofs Josef Kiwanuka aus Uganda gibt es 2,850.000 Katholiken, das sind 38 Prozent der Gesamtbevölkerung. Von den zwölf Diözesen werden sechs von einheimischen Bischöfen regiert. Von den Priestern sind 300 einheimische, von den Nichtpriester-ordensleuten 180, von den Schwestern 1322. 1920 wurde in Uganda die weibliche Kongregation Bannabikira gegründet, die1 jetzt 600 Schwestern zählt. .1927 entstand eine männliche Kongregation, die Banmakaroii. Unter den Seminaren ist jenes von Katigondo das bekannteste. In nächster Zeit werden sich einige Jesui-

ten aus der Provinz Malta in Kampala niederlassen und zunächst im Unterricht und in der Sozialarbeit tätig sein.

Das Christentum hat in bezug auf Erziehungs- und Gesundheitswesen reiche Früchte gebracht. 1963 umfaßte der christliche Unterricht 90 Prozent der Volks- und Mittelschüler, davon 50 Prozent in katholischen und 40 Prozent in anglikanischen Schulen. Damit ist auch der Vorwurf der Regierung, die Korufes-sionsschulen seien eine Quelle der Spaltung, widerlegt und der Vorwand für ihre Lafisierumg genommen. Es gibt ferner 15 katholische kleine Geburtskliniken und Armenapotheken. Hier arbeiten ausgebildete Fachkräfte. Zahlreiche Schwestern leiten Haushaitangs- und Kin-derpflegeschulen.

Namugongo bei Kampala besitzt eine kleine Kirche an der Stelle, wo am 3. Juni 1886 Karl Lwanga und seine jugendlichen Gefährten grausam verbrannt wurden. Paul VI. hat 22 aller Märtyrer am 18. Oktober 1964 heiliggesprochen. Dort soll nun eine große, 2000 Menschen fassende Kirche gebaut werden, deren Altar der Heilige Vater weinen wird. Sein Besuch wird von ganz Afrika mit großer Freude erwartet. Aber auch Europa blickt gespannt hin.

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