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Krieg und kein Ende

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Hunger und Stammeskriege beherrschen das Bild Afrikas. Vorgänge in Uganda sind geeignet, dieses Bild noch zu verstärken. Kann der neue Machthaber Uganda aus der Krise führen?

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Hunger und Stammeskriege beherrschen das Bild Afrikas. Vorgänge in Uganda sind geeignet, dieses Bild noch zu verstärken. Kann der neue Machthaber Uganda aus der Krise führen?

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Seit 1957, der Staatsgründung Ghanas unter Kwame Nkrumah, werden die unabhängig gewordenen schwarz-afrikanischen Staaten südlich des Äquators von Krisen geschüttelt. Man braucht sich nur die geopolitische Lage Ostafrikas anzusehen, um der These einer Krisenregion Afrikas Inhalt zu verleihen.

Da ist einmal der Sudan, ein von Hungersnot geplagtes Land, dessen Regierung in einen Bürger-

krieg mit den Rebellen des Sudans verstrickt ist, die wiederum von Äthiopien unterstützt werden.

Khartum unterstützt andererseits die eritreischen Rebellen und die Guerillabewegung von Tigre, die gegen die Zentralregierung in Addis Abeba kämpfen. Äthiopien und Somalia hegen seit Jahren im Streit wegen der Wüstenprovinz Ogaden. Gewiß gibt es auch einige positive Zeichen in der Region, zum Beispiel die Tatsache, daß der äthiopische Staatschef Mengistu Haile Mariam und der somalische Präsident Siad Barre vor kurzem in Djibouti zum ersten Mal über die Beilegung des Ogaden-Konfliktes geredet haben.

Tansania ist zwar politisch stabil, doch das langjährige „Wirtschaftsexperiment“ des Staatschefs Julius Nyerere sorgt für Wirtschaftkrise und Lebensmittelknappheit. In Uganda haben die Stammeskriege und die politischen Fehlentwicklungen seit der Unabhängigkeitserklärung am 9. Oktober 1962 das Land buchstäblich in die Katastrophe getrieben. Ugandas erster Präsident, Milton Obote, hatte es besonders eilig mit seiner 1969 proklamierten kollektivistischen „Common Man's Charta“ (Charta des einfachen

Menschen), um die bestehenden Wirtschaftsstrukturen umzukrempeln. Die asiatische Kaufmannschicht wurde außer Landes geschickt, eine schwere Wirtschaftskrise war die Folge dieser Entscheidung. Nachträglich erklärte Obote 1980, während seiner zweiten Regierungsperiode, die „Common Man's Charta“ sei ein „großer Fehler“ gewesen.

Der Putsch des Armeechefs Idi Amin Dada gegen Obote 1971 ließ zumindest am Anfang die Hoffnung aufkommen, die Dinge würden in Uganda nun endlich ins rechte Lot kommen. Doch bald zeigte Amin sein wahres Gesicht, das eines schweren Psychopathen und Massenmörders. Die Vertreibung Idi Amins und die Rückkehr Obotes vor nun mehr als sechs Jahren mit Hilfe einer tansanischen Invasionsarmee war lediglich der Auftakt zu einem neuen blutigen Stammeskrieg, in dessen Verlauf mehr als 500.000 Menschen ums Leben kamen. Die Stammesgegensätze lähmen

praktisch jede wichtige Entscheidung in Uganda, ein Beispiel dafür ist die Armee. Die ugandische Armee rekrutiert sich hauptsächlich aus den Minderheitenstämmen Langi und Acholi (eine „divi-de et impera“-Formel aus der britischen Kolonialzeit!). Die Stämme sind dazu untereinander verfeindet. Dieser Gegensatz führt in der Regel jedes Jahr zu einem Militärputsch, weil die Einheiten stammesmäßig aufgestellt sind.

Die siegreiche „Nationale Wi-derstandsüewegung“ des Yoweri Musseveny, die vor kurzem das militärische Interimsregime des Generals Tito Okello stürzte und nun die HauptstadtKampala kontrolliert, ließ in einer ersten Erklärung verlautbaren, man müsse mit „gemeinsamen Kräften“ die Stammesgegensätze überwinden.

Die NRA stützt sich auf das 2,8 Millionen zählende Mehrheitsvolk der Buganda, während Obote seine tribale Machtbasis bei den Minderheitenstämmen der Acholi und Langi aufzubauen suchte.

Im Augenblick umgibt Musse-venys „Nationale Widerstandsarmee“ noch eine Aura des Triumphes. Selbst im krisengeschüttelten Afrika gehört der militärische Sieg einer Rebellenarmee gegen eine etablierte Regierung noch keineswegs zum Alltag.

Es ist aber noch zu früh, Yoweri Musseveny und dessen Widerstandsarmee das politische Können zu attestieren oder abzusprechen, das Uganda aus dem Teufelskreis von Gewalt und Plünderungen herausführen soll.

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