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Was auf die einsame Insel?

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Noch in den zwanziger, ja, vielleicht noch in den dreißiger Jahren gab es eine Art Gesellschaftsspiel. Man fragte einander: „Wenn Sie den Rest Ihres Lebens auf einer einsamen Insel verbringen müßten, was würden Sie wohl mitnehmen?“

Wohlgemerkt, was — nicht wen. In den zwanziger Jahren hatte wohl jeder die Garbo mitgenommen, in den dreißiger Jahren vermutlich die Dietrich. Aber darum ging es letzten Endes gar nicht. Es ging darum, was einer, der mit dem Leben abgeschlossen hatte, aus seiner bisherigen Welt retten würde?

Viele meinten, sie würden den ,Faust' mitnehmen, andere die göttliche Komödie', noch andere die großen Werke von Kant. Manche wünschten, daß sie Musik begleite. Etwa die Platte der ,Missa Solemnis“ oder einer Mozart-Symphonie.

Das Spiel wird nun schon lange nicht mehr gespielt. Vielleicht weil es keine einsamen Inseln mehr gibt. Auf diesen einsamen und nach Prospekten der Reisegesellschaften noch immer geruhsamen Inseln hat sich heute so viel Betrieb entfaltet, daß man gar nicht dazu käme, den ,Faust' oder die .Kritik der reinen Vernunft' zu lesen. Allenfalls könnte man ein paar Jazzplatten spielen oder einige Kriminalromane lesen.

Aber wenn es eine solche Insel heute noch gäbe, so eine ganz einsame, von allem abgeschnittene, was würde man heute mitnehmen? Den letzten Bestseller? Könnte man den immer und immer wieder lesen?

Was mich betrifft, so würde ich etwas mitnehmen, was mich froh macht, daß ich den Rest meiner Tage auf einer einsamen Insel verbringen müßte. Etwa den letzten Bericht über die Baader-Meinhof-Gruppe. Oder eine der letzten Reden von Sa-dat. Vielleicht auch ein paar progressive Theaterkritiken.

Und ich würde mir sagen: das mußt du nun nie wieder lesen oder hören! Lohnt es sich also nicht, ein please selcundem der Ewigkeit auf einer, einsamen insel zu verbringen?

Oder nein ich wurde nich nar frewen bin. Aber, wie gesagt, ich muB mich wohl mit die einsame Insel... siehe oben...

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