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365 Tage nach dem Jahre Null

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Vor etwa einem Jahr zerstörten die Wähler jegliche Hoffnung, die die Konservative Partei insgeheim noch gehegt hatte, auf eine rasche Heimkehr aus der Wildnis und Rückkehr in die Regierungspaläste . in Whitehall. Die Wähler statteten nämlich die Arbeiterpartei unter Harold Wilson mit einer so großen Mehrheit aus, daß schon sehr außergewöhnliche Ereignisse die innenpolitische Szene beherrschen müßten, wenn das gegenwärtige Parlament vorzeitig endete. Bei einem halbwegs normalen Ablauf der weltpolitischen Entwicklung sollte demnach die Regierung mindestens bis 1970 im Amt bleiben, und damit die Konservative Partei in Opposition. Denn trotz einer Reihe von unpopulären Maßnahmen schätzen die Bürger, seien es nun Arbeitnehmer oder auch Unternehmer, die Arbeit des Premierministers und seines Kabinetts. Die einzige Gefahr könnte Harold Wilson von den extremen Flügeln seiner eigenen Partei kommen; aber auch die Radikalinskis begnügen sich vorläufig mit Reden und übertriebenen Verbalforderungen, vor irgendwelchen Handlungen, die schließlich die Labour Party spalten würden, haben sie sich bisher zurückgehalten.

Ein solches, eher geschlossenes Bild, stellen die Konservativen gegenwärtig nicht dar. Im Gegenteil: seit der Niederlage in der Parlamentswahl vom Herbst 1964 überwogen bei den Tories die zentrifugalen Kräfte. Zunächst suchte und fand man in dem früheren Premierminister Sir Alec Douglas-Home einen Sündenbock; man wählte Edward Heath zum Oppositionsführer, doch die internen Reibungen hielten an. Viele Abgeordnete, Parteifunktionäre und noch mehr Fußvolk konnte sich bis heute nicht mit der Oppositionsrolle psychologisch abfinden. Um das zu verstehen, muß man wissen, daß die Tories von den 60 Jahren dieses Jahrhunderts rund 40 die Regierung Großbritanniens gebildet haben, entweder allein oder mit einer anderen Partei (Liberale zu Beginn des Jahrhunderts, dann Labour).

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