Auch in Großbritannien haben sich Hilfsinitiativen formiert, um Flüchtlinge, die illegal über das Meer einreisen, erstzuversorgen. Bridget Chapman, Leiterin einer solchen Initiative in Kent, spricht über ihre Erfahrungen.DIE FURCHE: Was sind die Gründe dafür, dass Flüchtlinge nun mit Booten über den Kanal kommen?Bridget Chapman: Die Welle begann Ende Oktober, Anfang November. Eigentlich bin ich überrascht, dass es nicht schon früher geschah, denn an klaren Tagen kann man die französische Küste von hier so deutlich sehen. Wenn man in Calais unter schrecklichen Bedingungen festsitzt,
Gleich hinter den Lichtern von Calais taucht die Silhouette der Hügel auf. Vage erkennt man, wie sich die Klippen aus dem Meer erheben. Nach wenigen Minuten dreht die Fähre nach rechts ab, hinaus in den Kanal. Die einsame Küste rund um Cap Gris-Nez bleibt in einem tiefen Schwarz zurück, aus dem hier und da die Positionslichter von Schiffen hervorblinken.Irgendwo an einem der verlassenen Strände könnte in dieser Nacht ein Schlauchboot mit ein paar Verzweifelten in See stechen und Kurs auf England nehmen. So wie die knapp 250 Menschen, die meisten aus dem Iran, die im Dezember versuchten,
"Als ich aus dem Auto kam, konnte ich fünf Minuten lang nichts sehen, weil sie eine Taschenlampe auf meine Augen richteten. Bei dieser Grenze gab es einen Hügel, von dem sie mich herunterschubsten. Ich konnte nichts sehen, und rollte hinunter. [...] Sie begannen mich zu schlagen. Sie sagten: 'Fick dich und verschwinde!' Sie hatten große Metallstöcke und trugen Masken. Sie schlugen mir auf Beine, Rücken, Brust und Gesicht, und sie boxten und traten mich." Die Schilderung stammt von einem syrischen Mann, der Ende Oktober gemeinsam mit einem anderen Geflüchteten, ebenfalls aus Syrien, von
Ann Lukowiak spricht über die steigende Zahl festgenommener Transitmigranten, die Anfälligkeit von Industriegebieten und Parkplätzen europäischer Autobahnen für Menschenschmuggel und erklärt, was die "Blaue Banane" ist.DIE FURCHE: Wie hat sich die Transitmigration in Belgien in den letzten Jahren entwickelt?Ann Lukowiak: Zwischen 2015 und 2017 stieg die Anzahl festgenommener Transitmigranten deutlich an. 2015 waren es noch 3916, im Jahr 2017 schon 9347. Die häufigsten Nationalitäten sind, in dieser Reihenfolge, Eritrea, Sudan, Irak, Syrien und Afghanistan. Seit 2017 steigt die Anzahl
Akribisch sucht der Polizist das Gebüsch ab. Er biegt die Äste hinter dem Bretterzaun zur Seite und späht durch das Unterholz. Nach einer Weile geht er weiter. Wenige Schritte nur, dann nimmt er sich den nächsten Abschnitt vor. Ein Rätsel ist es nicht, wem er dort im Fonteintjes genannten Naherholungsgebiet in den Dünen von Zeebrugge auf der Spur ist: versteckten Migranten, die unerkannt nach Großbritannien gelangen wollen. "Transmigranten" nennt man sie hier, weil sie nur auf der Durchreise sind und nicht in Belgien um Asyl ansuchen wollen.Über die Sankt-Donatius-Kirche im kleinen
Eines Tages blickte Aaron de Haas seine Frau an und sagte: "Ich möchte hier nicht sterben." Ein paar Jahre ist das her, doch Anne de Haas klingt dieser Satz heute noch im Ohr. "Ich dachte, jetzt wird es Zeit", erinnert sie sich. Nicht, dass ihr Mann schwer krank gewesen wäre. Er hatte einfach nur genug, als Gesamteindruck eines jüdischen Lebens in den Niederlanden und Deutschland, in dem er sich beständig unerwünscht fühlte. Den einen Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt -es gab ihn nicht. Die Sache lag tiefer. Wesentlicher.Vor dem Grundstück der de Haas' steht ein Schild mit
Das noch immer vom Bürgerkrieg der 1990er geprägte Land ist das Zentrum einer neuen Dynamik auf der Balkanroute.Fast alle im Park erzählen Geschichten, von Schlagstöcken und Tritten, und von Handys, die ihnen von Polizisten abgenommen oder zerstört werden.Erinnern Sie sich an Idomeni? Das griechische Dorf, an der Grenze zu Mazedonien, an der weit über zehntausend Geflüchtete im Winter 2015 strandeten? An Horgos, den serbischen Übergang nach Ungarn, wo Migranten im Spätsommer 2015 mit Tränengas zurückgedrängt wurden? Orte wie diese wurden im Zuge der Flüchtlingskrise vor fast drei
Die übergroße Mehrheit, mindestens 90 Prozent, sieht Bosnien als Transitland. Wir schätzen, dass heute noch 1500 bis 3000 Migranten im Land sind. Es gibt keine offizielle Unterbringung.Ich mache mir Sorgen, dass es in Bosnien-Herzegowina sehr kurzfristig zu einer humanitären Krise kommt. (Peter Van der Auweraert)Peter Van der Auweraert im Gespräch über Bosnien als Transitland, die Nationalitäten der Migranten, Dynamiken der Fluchtrouten und Szenarien für den bevorstehenden Sommer -wie auch den Winter danach.DIE FURCHE: Wieviele Geflüchtete sind aktuell in Bosnien, und wo halten sie
Es wird zunehmend schwierig, sich an die UN-Regeln für Friedenserhaltung zu halten. Besonders dort, wo mehrere verschiedene Kriege stattfinden, inklusive Terroristen wie ISIS.Das Kernproblem ist, dass UN-Truppen in Kriegsgebiete geschickt werden, in denen es keinen Frieden zu sichern gibt.(Nevenka Tromp-Vrkic)Nevenka Tromp-Vrkic doziert Osteuropa-Wissenschaften an der Universität von Amsterdam (UvA). Sie war als Mitarbeiterin des NIOD-Instituts am Srebrenica-Report beteiligt. Später arbeitete sie als Forscherin für die Anklage des Jugoslawien-Tribunals.Die Furche: Wie sehen Sie die
"Ex-Soldat Ronald Wentink sagt:'Ich würde zurückgehen, um es noch einmal zu machen -aber mit den richtigen Mitteln.'""Haben die Mitglieder von Dutchbat, der niederländischen Blauhelm-Truppe, Schuld an der Ermordung von 7000 Menschen? Hätten sie 'Srebrenica' nicht verhindern können, ja müssen?"Es ist der 11. Juli 2017: über Het Plein, den cafégesäumten Platz vor dem niederländischen Parlament in Den Haag, hat sich feierliche Stille gelegt. Der Imam spricht ein Totengebet für jene Ermordeten, deren Leichen seit der letzten Gedenkfeier im Vorjahr gefunden wurden. Andächtig stehen die
"Aktivisten, Handel, linke und rechte Parteien: wenn alle weniger Plastik wollen, wieso gibt es dann noch so viel? Plastic Attack will sein Anliegen globalisieren."John Wubbe ist konsterniert. Da trennt er täglich den Müll, wundert sich bisweilen, dass seine dreiköpfige Familie in der Woche auf zwei Säcke Plastikabfall kommt, und doch überfällt ihn gerade diese Erkenntnis: die paar Artikel, die er gekauft hat, beanspruchen so viel Verpackung! In der einen Hand trägt er ein frisches Baguette und einige zum Aufbacken, in der anderen eine Fertig-Quiche für den Ofen. Seltsam nackt sehen
Die Schagener prüfen Gemeindevorschriften auf Zufriedenheit der Bürger. Im Jänner schafften sie Strafen bei Zahlungsverzug von Abgaben ab.Was verstehen die Menschen unter kommunalem Glück? Eine Studie über Schagen ergab: Sinnvolle Arbeit, Verbundenheit im Viertel, Sportmöglichkeiten und Vertrauen in die Gemeinde.Zum ersten Jänner 2018 stellte Schagen, eine niederländische Kommune in der Provinz Noord- Holland, die Bußgelder ein. Strafen, die bisher fällig wurden, wenn einer ihrer gut 40.000 Bewohner auf den Steuerbescheid nicht reagierte oder die Gemeindeabgaben nicht zahlte. Man
"Weltweit ist ein Trend zu alternativen politischen Szenen zu erkennen. Die Gesellschaft fragmentiert sich zunehmend.""Der Antisemitismus ist ein umfassendes Welterklärungsmodell. Jeder gesellschaftliche Umbruch kann in der antisemitischen Ideologie kontextualisiert werden."Kevin Culina ist Co-Autor des Buchs "Im Feindbild vereint - Zur Relevanz des Antisemitismus in der Querfront-Zeitschrift Compact". Ein Gespräch über Querfront-Inhalte und -Rahmenbedingungen.Die Furche: Es gab zuletzt einigen Wirbel um den Begriff 'Querfront'. Erleben wir tatsächlich eine Zunahme solcher Tendenzen?Kevin
"Im nebulösen Ideologiemix von Protestbewegungen wie der Pegida entsteht die Option neuer Allianzen mit linken Gruppierungen.""Die Querfront-Bewegungen sind ein Tummelplatz für gewisse Teile der Friedensbewegung, engagierte Kapitalismuskritiker, Esoteriker, Putin-Freunde, Patrioten und Anti-Amerikanisten.""Mit der Erosion traditioneller Wähler-Milieus, insbesondere dem grassierenden Zerfall der Sozialdemokratie, wird das politische Feld neu geordnet. Das öffnet den Raum für die Querfront."Ein Wort mit Q? Eine schwierige Frage, normalerweise. Wer sich aber in den letzten Monaten mit dem
"Eine Werbung der Fluglinie KLM für Touristen in den Einkaufsstraßen der Amsterdamer Innenstadt:'Dies ist die touristischste Straße, die es gibt. Wir empfehlen Ihnen, anderswo hinzugehen.'"Ein wenig DisneylandIn der Amsterdamer Innenstadt profitieren dieses Jahr die Touristen von den Schneefällen und den kühlen Temperaturen. Die Amsterdamer selbst stöhnen unter dem Massenandrang.14 Millionen BuchungenDie niederländische Hauptstadt ist eine der gefragtesten Reiseziele in Europa. Nun versuchen die Amsterdamer, die Touristen in andere Gefilde, außerhalb der Stadt, "abzuleiten".Planen Sie
Ab-und AufstiegMarine Le Pen wurde in Frankreich klar geschlagen. Die kleinen Brüder im Geiste aus Österreich können mit einer eventuellen Regierungsbeteiligung auch unter Europas Rechten punkten.'Bravo à nos amis et alliés', twitterte FN-Chefin Marine Le Pen. Lega-Nord-Chef Matteo Salvini freute sich über die 'Fortschritte' der 'seit jeher Verbündeten'.Stellen wir uns vor: In Wien wird in nicht allzu ferner Zeit die schwarz-blaue Regierung vereidigt. Durch Europa rauscht ein Sturm der Entrüstung, der in EU-Sanktionen gipfelt, da dieser Zustand quer durch die Union hin als unhaltbar
Die Alternative für Deutschland, eine ideologische Mischung aus Tea Party und rechtskonservativen und xenophoben Strömungen, könnte drittstärkste Partei im Bundestag werden. Warum hält ihr Aufschwung an?
Bei der Bundestagswahl am Sonntag tritt die Kanzlerin zum letzten Mal
an. Umfragen sehen sie klar voran. Doch unangefochten ist sie schon
lange nicht mehr. Vor allem, was die Innenpolitik betrifft.
Bei der Bundestagswahl am Sonntag tritt die Kanzlerin zum letzten Mal
an. Umfragen sehen sie klar voran. Doch unangefochten ist sie schon
lange nicht mehr. Vor allem, was die Innenpolitik betrifft.
Die Alternative für Deutschland, eine ideologische Mischung aus Tea
Party und rechtskonservativen und xenophoben Strömungen, könnte
drittstärkste Partei im Bundestag werden. Warum hält ihr Aufschwung
an?
Die SPD leidet noch immer unter dem Vertrauensverlust bei ihren
Wählern, den sie im Zuge der Agenda 2010 erlitten hat, zusätzlich
fehlen Identifikationsfiguren, meint der Abgeordnete Oliver
Kaczmarek.
Martin Schulz, in den Umfragen abgeschlagen, versucht seinen Ruf als
"Einer von unten" zu pflegen und die Verachtung der Eliten zu
geißeln. Aber das allein hilft wenig.
Parlamentarier Jean Wyllys im Gespräch über Brasiliens
"plutokratische Elite", einen faschistischen Diskurs, das Erbe der
sklaverei und korruption als strukturelles Problem.
Im Herbst erklärten die französischen Behörden das Flüchtlingsproblem
für beendet. Doch längst sind die Migranten zurück, eine neue
Eskalation bahnt sich an.
Hass-Postings und Drohungen zeigen, wie sehr in den Niederlanden die
Politik von Fliehkräften bestimmt wird, die weit in den Mainstream
hineinreichen. Die Debatten entzünden sich auch schon an dem Helfer
des Weihnachtsmannes "Sinterklaas", dem schwarzen "Piet".
Es sind vor allem Männer aus der unteren Mittelschicht, die sich für
die Botschaften von SOO begeistern. Ein Rechtsextremismus-Experte
sieht wachsende Zustimmung zu Bürgerwehren in der Bevölkerung.
Der Konkurrenzkampf nimmt zu und die Arbeitsbedingungen auf
Flusskreuzfahrtschiffen werden immer härter. Unterwegs auf der
Schattenseite eines Boom-Sektors.
Carl Kraijenoord, Direktor des Gewerkschaftsverbandes Nautilus International, darüber, wie die Interessen der Investoren die Flusskreuzfahrt beeinflussen und die Probleme dadurch am Rücken der Belegschaft ausgetragen werden.FURCHE: Nautilus beschäftigt sich in den letzten Jahren viel mit der Flusskreuzfahrt. Worin liegt die Problematik in diesem Sektor?Carl Kraijenoord: Bei den Arbeitsumständen unterscheidet sich die nautische Besatzung vom Bordpersonal. Die nautische Besatzung wird nach Absprachen behandelt, die etwa im Rheinschifffahrts-Vertrag geregelt sind. Sie gelten für
Das Beispiel Niederlande zeigt: Das Thema EU-Austritt wird nicht im
luftleeren Raum diskutiert. Vielmehr beeinflussen sich Europagegner
wechselseitig. Aber durchgehend ist die Front für weitere Referenden
noch nicht.
Das "Nee" der Niederländer im Referendum über das EU-Ukraine-Abkommen
ist nur der letzte Schritt in einer langen Geschichte, in der die
Bürger "Nein" zur Politik der Mitte sagen. Europa ist dabei nur eines
von vielen angesprochenen Themen. Eine Analyse.
am Jugoslawien-tribunal steht das Urteil gegen den
bosnisch-serbischen Ex-Präsidenten bevor. Der prestigeträchtige
Prozess spiegelt den fragilen Zustand auf dem Balkan wider.
Frankreichs Behörden wollen das Flüchtlingscamp "Jungle" bei Calais
verkleinern. Dabei schrecken sie nicht vor harten Maßnahmen zurück.
Auch die Kälte kommt ihnen gelegen.
Helfer-Reflex und europäische Willkommenskultur oder Xenophobie und
Angst vor der Überfremdung? In der Analyse der Flüchtlingsfrage
braucht es schon mehr, um für kommende Diskurse gerüstet zu sein.
Seit Juli tritt die Fraktion "Europa der Nationen und Freiheiten" im
EU-Parlament an. Zusammengeschweißt wird sie von den Nationalisten Le
Pen und Wilders. Was die Anti-Europa-Parteien eint und was sie
trennt.
Es gibt Küsten, die verzaubern. Küsten, die abstoßen, Küsten, die besessen machen. Manche Küsten schockieren, andere berühren. Eine der allerkleinsten Küsten, noch keine 70 Kilometer misst sie, schüttelt ihre Besucher durch und schleudert sie unaufhörlich herum.Die Achterbahn ist eigentlich eine Straßenbahn, und zwar eine des doppelten Superlativs: Die kürzeste Küste Europas hat nämlich die längste Straßenbahn der Welt. Von Knokke im Nordosten, kurz hinter der niederländischen Grenze, zieht sie sich in zweieinhalb Stunden bis nach De Panne im Südwesten, von wo es nur ein
Dass die flämischen Nationalisten die Parlamentswahlen gewinnen, ist klar. Was aber will die "Neu-Flämische Allianz“ eigentlich? Eine Wahlkampf-Reportage aus Flandern.Am Schluss steht das Glaubensbekenntnis. Als alle Reden gehalten sind, erhebt sich das gesamte Auditorium, knapp 1300 Menschen auf drei Etagen. Rücken werden durchgedrückt, rechte Hände legen sich voll Pathos auf Brustkörbe, und dann dröhnt es durch das Konzertgebäude, als gelte es das Leben: "Sie werden ihn nicht zähmen, den stolzen flämischen Löwen, solange er kratzen kann, solange er Zähne hat, solange ein Flame
Geert Wilders’ rassistische Ausfälle gegen die marokkanische Minderheit in den Niederlanden waren eine Standortbestimmung hinsichtlich der Europawahlen. Der Ton dürfte da noch härter und noch rassistischer werden. Ein Report aus Amsterdam.Abscheu und Empörung löste Geert Wilders letzte Woche aus, als er nach den Kommunalwahlen in Den Haag vor seine Anhänger trat und ihnen eine dreifache rhetorische Frage stellte: "Wollt ihr mehr oder weniger EU? Mehr oder weniger PvdA (die niederländischen Sozialdemokraten)? Weniger Marokkaner, in eurer Stadt und den Niederlanden?“ Die Menge
Belgien beschließt die Sterbehilfe für Minderjährige. Ein Arzt, ein Priester und ein Politiker mit widerstreitenden Meinungen geben Einblick in ein umstrittenes Thema.
2014 stehen mit den Olympischen Winterspielen von Sotschi und der Fussballweltmeisterschaft in Brasilien zwei Grossereignisse ins haus. Doch beide werden von Affären und sozialen Protesten begleitet. Ein kleiner Vorgeschmack.Knapp zwei Monate sind es noch bis zu den Putinschen Spielen von Sotschi, den 22. Olympischen Winterspielen der Neuzeit. Wird sich die olympische Idee dort endgültig diskreditieren, fragt bang der Gerechte und der Zyniker weiß die Antwort schon: Dass es gar nichts mehr zu diskreditieren gibt. Die "Herren der Ringe“ des IOC stehen schon lange auf der moralischen
In den Niederlanden wird der Weihnachtsmann Sinteklaas seit dem 19. Jahrhundert von einem dunkelhäutigen Helfer begleitet. Nun entzündet sich daran eine Rassismusdebatte.Mitte November wird in den Niederlanden traditionell der Einzug von Sinterklaas gefeiert. Zwei Wochen lang gibt man sich dem Konsum von Pfeffernüssen und Spekulatius hin, bevor der beliebte Freund der Kinder am 5. Dezember in einem finale furioso seine Geschenke unters Volk bringt und sich alsdann mit seinem Dampfboot wieder aufmacht, zurück nach Spanien, so die Legende.In diesem Jahr hat es den Niederländern die freudige
Die jüngste Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa mit bis zu 300 Toten hat eine Vorgeschichte: Im Inselalltag häuften sich die Alarmsignale seit Langem. Lokalaugenschein an der Grenze Europas.Lampedusa, 20 Quadratkilometer Felsen zwischen Europa und Afrika, ist längst zum Synonym für die latente Flüchtlings-Krise der EU geworden.Das dominierende Bild dieser Verbindung sind seit vergangener Woche nicht mehr Boote, sondern die Leichensäcke auf der Hafenmole. "Ein Horror“, sagte Giusi Nicolini, seit 2012 die Bürgermeisterin von Lampedusa, in dem im gleichen Zeitraum annähernd 20.000
Möglicherweise geht für Heinz-Christian Strache in diesem Sommer ein Wunsch in Erfüllung. "Ich kenne Geert Wilders nicht. Ich würde mir gerne selber ein persönliches Bild von ihm machen“, erklärte der FPÖ-Chef Ende 2010 in einem Interview, das auf dem rechten Blog pi-news.net zu sehen ist. Süffisant ergänzte Strache, er lese in den Medien, Wilders sei "ein fürchterlicher Rechtsextremist“ - in den Medien bekäme Wilders aber sicher dasselbe Bild von ihm.Im Juli berichteten niederländische Medien über eine bevorstehende Reise des umstrittenen Islam-Gegners Wilders nach
Seit 2010 sind die Grachten in der Hauptstadt der Niederlanden
Weltkulturerbe. In einigen Jahren sollen Besucher sie nicht nur vom
Boot aus genießen, sondern darin schwimmen.
Brasilien gilt seit Jahrzehnten als Land der Hoffnung. Doch die
Jubelmeldungen vom - bald schon - reichen und modernen Land scheinen
verfrüht. Eine Analyse.
Der Hype der brasilianischen Sozialproteste ist zwar vorbei, aber die
Unruhe in der brasilianischen Gesellschaft noch lange nicht. Eine
Bestandsaufnahme.
Die Proteste in Brasilien haben in den vergangenen Tagen Millionen auf die Straße getrieben. Der Fußball wird zur Bühne einer breiten Protestbewegung aller Schichten. Eine Reportage.Es scheint die Zeit für große Worte. "Ich denke, das sind keine Proteste. Das ist eine Revolution.“ Eindringlich blickt der Flaggenverkäufer über seine Clownsnase hinweg auf die Praça Alencastro mitten in Cuiabá, die sich immer mehr füllt. "Im ganzen Land finden heute Kundgebungen statt.“ Der Mann, der anonym bleiben will, ist nicht nur hier, um seine Fahnen los zu werden. "Ich demonstriere auch -
Immer mehr junge westliche Muslime gehen nach Syrien. Das Beispiel Belgien zeigt, was sie antreibt - und wie die Regierung den Zug in den Krieg zu verhindern versucht.Das Gesicht des belgischen Jihad ist schmal. Es hat buschige Augenbrauen, trägt eine randlose Brille und einen schwarzen Zottelbart. Mitte April erschien es wieder einmal landesweit in den Medien, als Fouad Belkacem, auch bekannt als Abu Imran, festgenommen wurde. Seine inzwischen aufgelöste Vereinigung Sharia4Belgium soll Pläne verfolgt haben, Belgien in einen Gottesstaat um zu wandeln. Zudem habe man Jugendliche angeworben,
Die niederländische Senioren-Partei 50Plus sorgt seit Monaten für
Furore. Forderungen für mehr Unterstützung von Rentnern durch den
Staat bringen tausende Stimmen. Verlierer sind Rechtspopulisten und
Sozialisten.
Eine Kirche als Fluchtpunkt für Asylwerber - das gibt es nicht nur in Wien. Ein Besuch in einem besonderen Provisorium - in den Niederlanden."Die Nachbarn sind gut“, sagt Josèphe, in der Hand eine weiße Plastiktüte voll frischen Brots. Er läuft die paar Stufen hoch, dorthin, wo einmal der Altar war. Die Nachbarn sind gut, dafür hat Josèphe, ein kleiner Mann von Anfang 30 mit kurzen Dreadlocks, schwerwiegende Argumente: nicht nur das Brot, das sie ihm eben draußen in die Hand drückten, und das er jetzt an der Seite des ovalen Raums in ein gut bestücktes Regal legt. Vor allem der
Die niederländischen Parlamentswahlen sind mit entscheidend für den künftigten Kurs der Europäischen Union in der Euro-Krise. Wieder einmal steht Solidarität gegen das Sparen.Möglich, dass man im deutschen Bundeskanzleramt Ende letzter Woche ein wenig wehmütig wurde: 700 Kilometer entfernt in Den Haag gab Jan Kees de Jager dem niederländischen Fernsehen ein Interview. Anlässlich des Besuchs des griechischen Regierungschefs Samaras in Berlin versicherte der noch amtierende Finanzminister Angela Merkel seine Unterstützung. Zusammen sollten Deutchland und die Niederlande eine strenge
Damit nicht illegale Immigranten die Olympischen Spiele in London stören, werden Flüchtlinge, die in Calais auf die Überfahrt warten, vertrieben.Diese Lichter! Wenn Abdullah nachts aus dem Zelt schaut, scheinen sie über das Meer herüber. Über Tausende Kilometer hat ihn der Gedanke daran getragen, und über eine gute Handvoll Grenzen! Das Zelt steht, zusammen mit zwei anderen, geschützt vor Wind und Blicken in einer Senke in den Dünen, hinter dem alten Hovercraft-Terminal, das immer mehr verfällt. Die Lichter am anderen Ufer dagegen funkeln, zumal für Abdullah. Manchmal denkt er, es
Nach dem Sturz der Regierung dreht sich in Den Haag alles um Disziplin beim Staatshaushalt. Die Rechtspopulisten sehen sich als Hüter des Sozialstaats.Es wird eng in der Mitte: Markt- und Linksliberale, Grüne, Christdemokraten und Sozialcalvinisten, alle drängen sich in diesen Wochen im Zentrum des politischen Spektrums. "Aus der Mitte reformieren wir das Land“, verkündete Alexander Pechtold, Fraktionsvorsitzender der linksliberalen Partei Democraten66, Ende April. Es klang euphorisch, als entstehe da ein neues, visionäres Gesellschaftskonzept in den Niederlanden. Dabei hatten die fünf
Ein neues Kameraüberwachungs-System an der niederländischen Grenze soll einreisende Autofahrer filmen. Die Regierung in Den Haag will damit die Kriminalität bekämpfen. Doch Datenschützer sind beunruhigt.Wenn eine reflexartige Verteidigungshaltung ein Gradmesser ist für Nervosität, dann ist man dieser Tage wohl einigermaßen angespannt im niederländischen Immigrationsministerium. Ein Sprecher von Minister Gerd Leers jedenfalls lässt ungefragt wissen, dass selbstverständlich "alles ordentlich geregelt“ sei beim aktuellen Hightech- Großprojekt seines Hauses. Dabei ist der Anlass der
Schlepperorganisationen haben das belgische Ostende als Sprungbrett nach England entdeckt. Für die meisten "Illegalen“ endet die Reise hier.Elektrozäune lügen nicht. Schon gar nicht, wenn sie in sieben engen Reihen gespannt sind, die sich über dreihundert Meter Länge die Böschung der Brücke hinunter ziehen. Unten fahren die LKW vorbei auf die Fähre. Manche halten hier, wenn sie früh dran sind, noch einmal an. Die Fahrer dösen dann ein wenig, früher kontrollierten sie, ob sich nicht jemand von der Brücke heruntergelassen und zwischen Kabine und Ladefläche versteckt hatte. Heute
Seit Juni ohne Regierung - nun auch wegen herabgestufter Kreditwürdigkeit international in Bedrängnis. Belgien bewältigt seine Probleme nicht.Das alte Belgien steht in der Morgensonne und raucht. Genüsslich. Entspannt. Unprätentiös. Belgisch eben. Eine Kippe zwischen zwei Touren im Gezwitscher der Vögel. Genau richtig, morgens halb zehn in Enghien. Das alte Belgien heißt Christian Nuttinck. Er blinzelt im hellen Licht. Alt ist er eigentlich nicht, der Busfahrer, der dort am Bahnhof der Kleinstadt auf Fahrgäste wartet. 48, und er sieht eher noch jünger aus.Seine Biografie aber ist
Lampedusa, am äußersten Rand der EU gelegen, wird zu einem Symbol für die nicht funktionierende Einwanderungspolitik Europas. Ein Lokalaugenschein.Mallorca, Sardinien oder Korsika: An Inseln, deren Ruf einer Legende gleichkommt, hat das Mittelmeer keinen Mangel. Die meisten Schlagzeilen aber produziert seit Jahresbeginn wieder einmal Lampedusa, ein winziges, karges Eiland von gerade einmal zwanzig Quadratmetern, näher an Tunis denn an Sizilien gelegen und bekannt eigentlich nur aus einem Grund: die rund 30.000 Bootsflüchtlinge aus Nordafrika, die seit Februar dort ankamen.Bis April
Die Niederlande stehen kurz vor einem Verbot rituellen Schlachtens. Jüdische und muslimische Verbände kündigen Proteste an.Es kommt nicht oft vor, dass Muslime und Juden in den Niederlanden an einem Strang ziehen. Es war dann auch eine besondere Situation, die letzte Woche eine besondere Maßnahme nach sich zog: Das Parlament in Den Haag beriet sich über einen Antrag der tierschutzbewegten Partij voor de Dieren (PvdD), wonach Schlachten ohne Betäubung verboten werden soll. Bislang genießen Juden und Muslime eine Ausnahme vom bestehenden Gesetz, das eine Betäubung vorschreibt. In einem
Nel van Dijk ist Direktorin des Instituts #Haus für Rechtsstaat und Demokratie#. Van Dijk war auch Abgeordnete zum EU-Parlament für die niederländische #GroenLinks#-Bewegung und im Ausschuss für Beziehungen zum Nahen Osten.Die Furche: Wie ist das Verhältnis zwischen Wilders Partei PVV und seinem islamkritischen internationalen Netzwerk?Nel van Dijk: Wilders ist tatsächlich sehr aktiv darin, Gruppen in anderen Ländern aufzusuchen. Dabei beschränkt er sich keineswegs auf Europa, er orientiert sich auch deutlich in die USA. Außerdem hat er in gewisser Weise auch einen Teil seiner Wurzeln
Antiislamischer Populismus wird zu einer grenzüberschreitenden politischen Kraft. Ihre neue Führungs- und Kultfigur ist der Niederländer Geert Wilders.#Im Zentrum des Einflusses angekommen# # euphorisch kommentierte Geert Wilders Ende September den Koalitionsvertrag der neuen Regierung in Den Haag. Ein Minderheitskabinett aus Rechtsliberalen und Christdemokraten, das seine Beschlussfähigkeit allein der Duldung durch Wilders# populistische Partij voor de Vrijheid (PVV) verdankt: In der Tat kommt dem Mann, der wegen seines radikal antiislamischen Kurses heftig umstritten ist, damit künftig
Die Stadt an der Schelde ist das Symbol jüdischen Lebens in Belgien. Doch Perspektivlosigkeit und Antisemitismus lassen viele emigrieren.Die Zeugnisse des Niedergangs stehen in einer Ecke. Massive Apparate zur Behandlung von Diamanten, teure Spezialgeräte, ausrangiert. Wolf Ollech hat dafür keine Verwendung mehr, denn „der Diamant“, wie er sagt, zieht weg aus Antwerpen. Man muss das relativieren: Zwar hat die Wirtschaftskrise 2008 und 2009 auch die Diamantenbranche schwer getroffen, doch im Bahnhofsviertel von Antwerpen reiht sich noch immer ein Juweliergeschäft ans nächste. Auch die
Die separatistische N-VA gewinnt die Wahlen in Belgien. Woher kommt dieser rasante Aufstieg? Eine kleine Exkursion in den flämischen Nationalismus.In der Stunde des Triumphs zeigte Bart de Wever Flagge: nicht die flämische, wenngleich die obligatorischen Accessoires nach dem Wahlerfolg der Neu-flämischen Allianz (N-VA) nicht fehlten. Der Parteichef, der als Symbolfigur des Wahlsiegs gilt, posierte jedoch vor einem anderen Logo: einer abgewandelten Version der EU-Fahne, von deren Sternen einer durch einen flämischen Löwen ersetzt wurde.Der positive Bezug auf die Union ist bemerkenswert,
Belgien steckt in der Krise: Wie tief diese ist, zeigt sich nirgendwo deutlicher als im Umland der Hauptstadt. Eine Spurensuche im Herzen Europas zeigt eine durch den Sprachenstreit zwischen Flamen und Wallonen gespaltene belgische Gesellschaft.Dimitri und Hilde sind nicht von hier. Das merkt man daran, dass sie nur am Schlemmern interessiert sind. Der Name des Restaurants dagegen interessiert sie nicht. 50 Kilometer ist das junge Paar aus Mechelen gefahren, nur um einmal hier zu Mittag zu essen. Schon vor Wochen haben sie einen Tisch reserviert, denn immerhin ist das noble Etablissement
In den Niederlanden wird das politische Feld nicht mehr nur den Islam-Gegnern überlassen. Am 3. März kandidiert eine Muslimen-Partei – mit einem Konvertiten als Vorsitzenden.Ein viel gefragter Mann ist Henny Kreeft dieser Tage. Hier ein Interviewwunsch, dort eine Frage zu den Ambitionen seiner Partei, dazwischen schnell noch die Live-Schaltung in eine Radiosendung. Ziemlich viel Aufwand für einen Kommunalpolitiker, noch dazu für einen, der fernab von Hollands Metropolen in Noordoostpolder tätig ist. Nicht nur in den Großstädten, auch hier, in der peripheren Beschaulichkeit der dem
Vor gut zwanzig Jahren konvertierte Henny Kreeft zum Islam, hießt seither auch Abdelkarim und ist heute der Vorsitzenden der Mulimen-Partei.Die Furche: Warum gibt es die Nederlandse Moslim Partij (NMP)?Henny Kreeft: Wir wollen die Interessen der niederländischen Muslime vertreten. Man redet hier oft über, aber nur selten mit Muslimen. Die Partei wurde gegründet, um dem schlechten Image des Islams und seiner Anhänger entgegenzuwirken. Wir wollen damit die Kluft zwischen Muslimen und Nicht- Muslimen überwinden.Die Furche: Welche islamischen Prinzipien liegen der NMP zugrunde?Kreeft:
Asylbewerber statt Geschäftsreisender: Mit der neuen Zielgruppe ist der Betrieb in der Brüsseler Auberge Autrichienne anfangs ziemlich aus dem Takt geraten. Besuch in einem außergewöhnlichen Provisorium.Nach der berühmten Manneken-Pis-Statue wird Madame Filipa dieser Tage von ihren Gästen kaum noch gefragt. Auch nicht nach den prunkvollen Giebeln der Grand Place, und nur noch selten erkundigt sich jemand, wie er am schnellsten mit der Metro zu seinem Tagungsort gelangt. Erst recht kein Interesse haben ihre Gäste an den Pralinenauslagen in den glitzernden Shopping Malls im Zentrum. Ihre
Eine weggeworfene Zigarettenkippe hat das Leben eines libyschen Asylwerber auf dramatische Weise verändert: Gefängnis, Rehabilitierung und Abschiebung aus den Niederlanden folgten – aber keine politische Konsequenzen.Länger als ein paar Stunden konnte Ahmed Isa al-Jabali nicht im Gefühl verbringen, ein halbwegs freier Mann zu sein. Soweit sich dieses überhaupt einzustellen vermag, wenn man sich in einem Asylverfahren befindet, das am seidenen Faden humanitärer Gründe hängt, und man in einer entsprechenden Sammelunterkunft wohnt. Immerhin aber hatte ihn das Berufungsgericht in
Seit über einem Jahr warten Menschen ohne Papiere in Belgien auf eine Legalisierung ihres Aufenthalts. Während die zerstrittene Koalition die Frage aufschiebt, greifen schon mehr als 300 "Sans Papiers" zum letzten Mittel: Brüssel wird damit auch zur europäischen Hauptstadt des Hungerstreiks.Es ist ein absurder, ein makaberer Quotient: 59 Tage Hungerstreik ergeben drei Monate Bleiberecht aus medizinischen Gründen. Mit diesem Vergleich endete am Mittwoch vergangener Woche die Protestaktion von 103 Mitgliedern der Sans-Papiers-Bewegung in der besetzten Tiefgarage der Vrije Universiteit
Viele jüdische Kinder wurden in den Niederlanden im Krieg von Nichtjuden adoptiert. Einige erfahren von ihrer Herkunft erst im Alter – oder wollen es erst dann erfahren.Eine Ahnung war da immer gewesen, unterschwellig, aber latent. Seit er ein Jugendlicher war, hatte Ron de Leeuw (Name geändert) die Vermutung, eigentlich Jude zu sein. Von seinen Pflegeeltern, die ihn im Alter von drei Jahren adoptiert hatten, erfuhr er nicht mehr, als dass er keine Familie mehr habe; seine Vermutung sei daher so abwegig nicht. Erst als er nach ihrem Umzug in ein Pflegeheim das Haus ausräumte, fand er in
Binyomin Jacobs, 60, ist seit Oktober 2008 Oberrabbiner des Interprovinciaal Opperrabinaat (IPOR). Dies ist der Zusammenschluss aller orthodoxen Gemeinden der Niederlande, mit Ausnahme der drei Städte Amsterdam, Rotterdam und Den Haag, die eigene Rabbinate unterhalten.Die Furche: Nach ihrer Ernennung zum Oberrabbiner kündigten Sie an, sich um das Thema der Adoptivkinder in ihrer Amtszeit besonders kümmern zu wollen. Wieso?Binyomin Jacobs: Als Rabbiner finde ich den Gedanken schockierend, dass Menschen geboren werden, aufwachsen und schließlich sterben, ohne zu wissen, dass sie eigentlich
Herbst bedeutet stürmische See im Mittelmeer, heißt mehr Flüchtlinge, deren Boote kentern, die auf ihrer Fahrt nach Europa ertrinken und tot an die Strände gespült werden. Doch auch für die Afrikaner, die Lampedusa oder das Festland lebend erreichen, ist die Odyssee nicht vorüber: Am anderen Ende Europas erwarten sie wieder Zäune.
Wo sich alles um Identität dreht: Der „Brüsseler Rand“ ist zum Symbol der belgischen Krise geworden.Endstation. Weiter als Kraainem fährt die Metro nicht. Die Hauptstadt ist längst außer Sicht, unscheinbare Ruhe liegt über den Hügeln. Ein Schild begrüßt den Besucher in Flandern, denn auch die zweisprachige Region Brüssel endet hier. Und es scheint, als beiße sich auch Belgien die Zähne aus an dieser Idylle, die ein Pulverfass ist.Ein Jahr lang schleppte sich der Dauerkonflikt zwischen Flamen und Frankophonen dahin. Diese Woche sollte endlich Schluss sein mit dem, was vielen
Die holländische Hauptstadt will weg von ihrem legendären Sex- und Drogenimage. Prostituierte und Bordellbetreiber fühlen sich kriminalisiert.Ein Plakat, dem man zur Zeit in den Schaufenstern auf den Wallen, Amsterdams weltberühmtem Rotlichtviertel, häufig begegnet: Verführerisch wiegt die Frau im schwarzen Minirock ihre Hand auf ihrem Schenkel und bringt Schultern und Dekolleté geübt ins Blickfeld des geöffneten Autofensters. Hinter dem Lenkrad sitzt allerdings kein gewöhnlicher Kunde: Wer ihr da etwas unbeholfen in den Ausschnitt grinst, ist niemand Geringerer als der Amsterdamer
Der Handel mit talentierten Nachwuchskickern aus Afrika floriert. Doch statt eines Durchbruchs an die Spitze folgt für viele der soziale Einbruch.Jean-Claude Lagaisses Augen glänzen, wenn er vom Afrika Cup spricht. Für seine Branche, sagt der Fußballer-Vermittler aus dem flämischen Roeselare, ist die Kontinentalmeisterschaft, die letzten Sonntag mit dem Sieg Ägyptens zu Ende gegangen ist, ein Großereignis. "Der Afrika- Cup hat inzwischen ein sehr hohes Niveau", sagt Lagaisses, "das bedeutet natürlich ein allgemeines Scouting der Spieler, die noch nicht in Europa sind." Scouts, das sind
Nach vielen Jahren Streit wurde in diesem Sommer eine "großzügige Amnestie-Geste" gegenüber Alt-Asylwerbern in den Niederlanden gesetzt.Damit ist ein Ende gekommen für die aussichtslose Situation vieler Menschen." Mit euphorischen Worten reagierte Edwin Huizing, Direktor des niederländischen Flüchtlingswerks, auf die Verabschiedung des Amnestiegesetzes im Juni. Mit diesem Generaal Pardon trat das in Kraft, was Gewerkschaften, Flüchtlingsgruppen und Kirchen seit Jahren fordern: Die Legalisierung von Asylwerbern, die bereits vor der Verschärfung des Ausländerrechts 2001 einen Asylantrag
Ein junger iranischstämmiger Holländer gründete ein "Komitee der Ex-Muslime", bekommt daraufhin Morddrohungen und entfacht in den Niederlanden erneut eine von Fanatismus und Frontdenken gekennzeichnete Islamdebatte.Es sollte ein deutliches Signal sein: Kurz vor Ende der parlamentarischen Sommerpause verabschiedete das niederländische Kabinett einen mit 28 Millionen Euro budgetierten "Aktionsplan gegen Polarisierung und Radikalisierung". Die Niederlande, so erklärte die sozialdemokratische Innenministerin Guusje ter Horst (Partij van de Arbeid/PvdA), hätten angesichts der Zunahme von
Politikwissenschafter Marc Spruyt über den flämischen Nationalismus.Die Furche: Herr Spruyt, Sie sind Spezialist für den Vlaams Belang - welche Chancen geben Sie ihm bei diesen Wahlen?Marc Spruyt: Ich sehe den Vlaams Belang auf dem absteigenden Ast. Bei den Kommunalwahlen 2006 hat er einen schweren Schlag bekommen, denn er hat es wieder nirgendwo in die Regierung geschafft. Der cordon sanitaire - die Absprache der anderen Parteien, nicht mit dem Vlaams Belang zu kooperieren - hat gehalten. Auf föderaler Ebene spielen sie keine bedeutende Rolle, das entscheidet sich zwischen Liberalen,