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Fortschrittliche Linienbusse

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Zum zweitenmal innerhalb kurzer Zeit hat unsere älteste Automobilfabrik, die Graf & Stift AG., im Karosseriewerk Liesing Omnibusse übergeben — diesmal den Wiener Verkehrsbetrieben — und dieses Ereignis zum Anlaß genommen, Journalisten nicht nur mit diesen speziellen Produkten, sondern auch während einer Kurzführung durch das Werk mit den voll ausgelasteten Betriebsstätten bekanntzumachen. Bereits vor Jahren hat die österreichische Autoindustrie in gemeinsamer Arbeit mit den Verkehrsbetrieben moderne Autobusse für den Stadtlinienverkehr entwik-kelt, die unter Zugrundelegung des Baukastenprinzips den unterschiedlichen Bedingungen der einzelnen Betriebe gerecht werden sollen. Bei uns in Österreich sind nämlich die Verhältnisse in bezug auf Länge der Linie, Straßenzustand, Gelände, Frequenz usw. sehr verschieden, wenn man zum Beispiel Städte wie Wien, Graz, Innsbruck oder Salzburg untereinander vergleicht und dann noch kleinere Städte in den Bundesländern mit berücksichtigt.

Im Rahmen der Zusammenarbeit entstanden Linienomnibusse und Gelenkfahrzeuge der diversen Längen mit drei- oder mehr vier-' flügeligen Türen, Fahrzeuge für den Betrieb mit oder ahne Schaffner und damit auch mit oder ohne vorbestinwnten Fahrgastfluß, mit verschieden angeordneten Motoren (Heck,

Unterflur, luft- oder wassergekühlt). Bei den Fahrwerken wurde eine einheitliche Ordnung, zum Beispiel der durchgehende, über die gesamte Fahrzeuginnenlänge geradeaus geführte Fußboden konsequent eingehalten, es gibt keine Podeste und Stufen, daher keine Stolpergefahr. Sämtliche Stadtlinienbusse sind seit 1961 voll luftgefedert, die Hydrolenkung und das vollautomatische Getriebe gehören zur Grundausstattung und nicht, wie sonst üblich, zu den Extras. Wie aufwendig die Graf & Stift-Erzeugnisse konstruiert und gebaut werden, geht daraus hervor, daß zum Beispiel das Zweikreisbramssystem, Druckluftleitungen mit automatischer Entwässerung und Leitungsflltern oder verzinkte Stahlrohre ebenso selbstverständlich sind, wie Kühlwasser- und Heizungsleitungen aus Messing oder Kupfer. Und trotzdem sind diese Linienbusse nicht teurer als Konkurrenzfabrikate. Als Durchschnittspreis darf die Summe von etwa 700.000 Schilling genannt werden, es gibt je nach Ausstattung billigere und teurere Typen. Führend ist die österreichische Fahrzeugindustrie im Einbau von Sicherheitsvorkehrungen, wie etwa Kunststofftanks, ferner von Vorrichtungen an den automatischen Türen, die ein Einklemmen unmöglich machen. Am Armaturenbrett gibt es keine Blechteile, an denen sich Fahrgäste im Fall eines Zusammenstoßes verletzen könnten, und das Abgas-

prdblem ist auch nicht vergessen worden, denn die Wiener Verkehrsbetriebe haben den Zweistoffbetrieb (Diesel und Flüssiggas) bereits ausreichend erprobt, mit ihm werden eine höhere Leistung, weniger schädliche Abgase und eine Senkung der Betriebskosten

erzielt. Wie immer bei solchen Gelegenheiten, wurde auch von Dingen gesprochen, die mit dem unmitteiibaren Anlaß nicht zusammenhängen: So konnte man erfahren, daß Graf & Stift zusammen mit der BP und mit einer Hamburger Firma an einem Riesentankwagen für Schweebat arbeitet; der bis zum bald bevorstehenden Zeitalter der Jumibo-Jets fertig sein soll. Bei einer Tonnage von 92 Tonnen wird er 80.000 Liter Flugbenzin transportieren, der sechsachsige Wagen wird so konstruiert, daß er vorn 9 Tennen und auf den Hinterachsen je 18 Tonnen Tragkraft aufweist. Von dieser Spezialkonstruktion erwartet sich die Firma sogar internationale Erfolge.

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