Kaisersohn mit Faible für alles Schöne
Vor 450 Jahren hielt Erzherzog Ferdinand II. seinen feierlichen Einzug in Innsbruck. Schloss Ambras Innsbruck nimmt dieses Jubiläum zum Anlass und widmet dem Tiroler Landesfürsten erstmals eine große Ausstellung, die alsbald auch in Prag gezeigt wird.
Vor 450 Jahren hielt Erzherzog Ferdinand II. seinen feierlichen Einzug in Innsbruck. Schloss Ambras Innsbruck nimmt dieses Jubiläum zum Anlass und widmet dem Tiroler Landesfürsten erstmals eine große Ausstellung, die alsbald auch in Prag gezeigt wird.
Das gesamte Innsbrucker Schloss Ambras ist Spielort der großen Ausstellung zur Person Erzherzog Ferdinand II., der hier vor mehr als 400 Jahren das erste Museum der Welt eingerichtet hat.
Ferdinands Museum war allerdings keines im heutigen Sinn. Es war nur adeligen Gästen zugänglich. Die zu einem feudalen Renaissanceschloss umgebaute, mittelalterliche Burg hat Ferdinand II. seiner ersten Frau Philippine Welser geschenkt, nicht zuletzt deshalb, um sie materiell abzusichern. Die Ehe des Urenkels von Kaiser Maximilian I. und Neffen von Karl V. mit der Augsburger Bürgertochter musste geheim gehalten, die eigenen zwei Söhne als scheinbare Findelkinder adoptiert werden, wodurch sie von der Erbfolge ausgeschlossen waren.
Philippine, die den um zwei Jahre jüngeren Ferdinand regelrecht verhext haben soll, kennt in Tirol jeder - jedenfalls viel besser als ihren Mann, was die große Ausstellung auf Schloss Ambras nun ändern soll. Konkreter Aufhänger für die mit einzigartigen Leihgaben aus zahlreichen wichtigen Museen, Bibliotheken und Sammlungen bestückte Schau ist Ferdinands pompös zelebrierter Einzug in Innsbruck als Tiroler Landesfürst vor 450 Jahren. Der zweitgeborene Sohn von Kaiser Ferdinand I. war damals 38 Jahre alt und residierte seit 20 Jahren als Statthalter in Prag. Die Geschicke der Grafschaft Tirol und der Österreichischen Vorlande sollte er bis zu seinem Tod 1595 leiten, in einer politisch relativ friedlichen, wenn auch durch die Gegenreformation religiös und gesellschaftlich aufgewühlten Zeit.
Kunst und Kunstvolles aller Art
Der durch seine unstandesgemäße Heirat aus der geschickt dynastisch angelegten habsburgischen Heiratspolitik ausgeschiedene Ferdinand konnte in Innsbruck ein relativ freies Leben führen. Seine Hofhaltung war groß und teuer, genauso wie seine Hobbys: das Sammeln von Kunst und Kunstvollem aller Art und das Feiern spektakulärer höfischer Feste, in denen alte Ritterzeiten beschworen wurden.
Die Vielschichtigkeit der Persönlichkeit Ferdinands versucht die Ambraser Ausstellung auszuloten. Begonnen wird in der Heldenrüstkammer im Unterschloss, begrüßt vom Hausherrn höchstpersönlich. Seine berühmtesten Zeitgenossen stehen hier in Rüstungen Spalier inklusive des Hausherrn, angetan mit einem prächtigen Harnisch, den er bei seinem Feldzug gegen die feindlichen Türken getragen hat. In der ehemaligen Kunst- und Wunderkammer werden 18 raumhohen Kästen simuliert - einst mit dem von Ferdinand Gesammelten vollgestopft. Das Nachlassinventar von 1596 listet fein säuberlich auf, was in jedem der Kästen zu sehen war bzw. womit sie umhängt waren. Cellinis berühmte Saliera gehörte zu diesen einzigartigen Stücken genauso wie Kostbares und Kurioses, das über Agenten in aller Welt nach Ambras geschafft wurde.
Im Hochschloss sind Bildnisse des Kaisersohns in diversen Altersstufen zu sehen -, stolz in Adlergarnitur oder mit Tiroler Herzoghut, aber auch eine Haube und Schuhe, mit denen Ferdinands Eltern begraben wurden. Allgegenwärtig sind auch Philippine Welser und ihre zwei Söhne sowie seine zweite Frau - und Nichte - Anna Caterina Gonzaga, die ihm zwei Töchter, jedoch keinen Erben geschenkt hat.
Von Innsbruck nach Prag
In Ferdinands Jagdtagebuch liest man, wie viele Hirsche oder Steinböcke er erlegt hat, in einer Vitrine liegt ein Hundehalsring mit Stacheln. Virtuell blättern kann der Besucher in Ferdinands Turnierbuch, Figurinen aus seinem Hochzeitskodex wurden aus mit Swarovski-Kristallen und Straußenfedern besetztem Papier lebensgroß nachgebaut.
Der letzte Ausstellungsraum ist komplett schwarz. Ferdinand II. ist tot, die kolorierte Federzeichnung, die den Trauerzug zu seinem Grab in der Silbernen Kapelle in Innsbruck dokumentiert, ist mehrere Meter lang.
Die Schau entstand in Kooperation mit der Tschechischen Nationalgalerie und dem Institut für Kunstgeschichte der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik und wird von einem großartig gemachten Katalog begleitet. Im Herbst wird sie nach Prag weiterwandern.
Ferdinand II. - 450 Jahre Tiroler Landesfürst
bis 8. Oktober, Schloss Ambras, Innsbruck täglich 10-17 Uhr www.schlossambras-innsbruck.at
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