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Die verschwenderische Vielfalt kaiserlicher Festkultur: "Habsburgs Feste - Habsburgs Trauer" in SchloßHof.

Die reiche Festkultur der österreichischen Kaiser sucht ihresgleichen. "Habsburgs Feste - Habsburgs Trauer" in SchloßHof zeigt die Vielfalt, in der man mit fantastischem Aufwand stilvollendet zu feiern wusste. 1560 gab Erzherzog Maximilian für seinen Vater Ferdinand I. ein Fest, das international Beachtung fand. Für eine inszenierte Seeschlacht wurde eine hölzerne Insel mit vier großen Kirchen, einem Palast und anderen Bauten auf der Donau errichtet. Das Fest begann am 24. Mai, es dauerte einen ganzen Monat lang. Die Söhne des Erzherzogs, der 5-jährige Ernst und der 8-jährige Rudolf traten in Knabenharnischen auf, ein Hofriese von 2,40 Meter Größe begleitete sie. Die Erwachsenen vergnügten sich mit Fuß- und Reitturnieren, Banketten und Tanzfesten. Zur Attraktion wurde ein Dressurakt, bei dem Pferde auf Befehl niederknieten. Fulminanten Schlusspunkt bildete der Sturm auf die künstliche Stadt: 300 Fußsoldaten, 50 Reiter und 184 Geschütze kämpften. Illustriert wurde das in Hans Francolins "Thurnier Buech".

Turnier, Theater, Geburt, Hochzeit, Trauer, Huldigungen, Krönungen, das festliche Jahr, Krieg und Sieg: Anlässe für großartige Spektakel fanden sich im Hause Habsburg genug.

Die Hochzeit des Traumpaares Franz Joseph und Elisabeth am 23. April 1854 gestaltete sich für Sisi zwar tränenreich, dafür wurde dem jungen Paar im Juni von der Prager Aristokratie ein originelles Festgeschenk bereitet. Die Adeligen erwiesen sich als profunde Kenner der Geschichte: in historischen Kostümen stellten sie die Hochzeit Erzherzog Karls von Innerösterreich mit der Wittelsbacherin Maria von Bayern von 1571 nach. Franz Joseph war vom bezugsreichen, aufwendigen Schauspiel so begeistert, dass er es zwei Mal wiederholen ließ.

Höchst opulent geriet auch der Huldigungs-Festzug der Stadt Wien 1879 zur silbernen Hochzeit des Paares. Hans Makart entwarf Ausstattung und Kostüme für tausende Festteilnehmer verschiedener Stände, Otto Wagner-Prachtzelt, Loggien, Tribünen und die Gestaltung des Festplatzes. Für den engsten Familienkreis schlüpften selbst Kronprinzen in historische Kostüme, um in Lebenden Bildern wichtige Ereignisse der Habsburgergeschichte darzustellen.

Den Verlauf der Erbhuldigung für Kaiser Franz 1705 kann man in allen wichtigen Stationen verfolgen. Die feierliche Reise des Erzherzogshut aus Stift Klosterneuburg im passgerechten Futteral nach Wien ist auf Kupferstichen dokumentiert. "Einführung dess Hertzoghüetels", "Das Hochambt in St. Stephans Thombkirchen", "Der Huldigungsactus in der Ritterstuben", "Das Te Deum Laudamus in der Hoff Capellen", "Die Kaiyserl. Tafel in der Ritterstuben", "Frey Taffel der N.Ö. Drey Obern Herren Ständten". Neben anderen Details deutlich zu erkennen: die Tafeln bogen sich. Geflügel, Pasteten und volle Teller lassen das Wasser im Mund zusammen rinnen.

Selbst für den fastenzeitlichen Gründonnerstag gab es ein Zeremoniell. Nach dem Hochamt begab sich Kaiser Franz Joseph mit Gefolge in die Hofburg. Dort war eine Tafel vorbereitet, an der zwölf ausgewählte alte Männer aus dem Volk saßen. Der Kaiser trug ihnen symbolisch vier Gänge auf. Nach dem Dessert zogen die Hausoffiziere den Greisen Schuhe und Strümpfe aus. Der Hofkaplan sang das Evangelium. Als er an der entsprechenden Stelle angelangt war, kniete der Kaiser nieder, um den zwölf Alten die Füße zu waschen. Demütig kniend rückte Franz Joseph von einem zum anderen. Nach dieser ergreifenden Geste wusch er sich die Hände und hängte jedem Greis einen Beutel mit Silbermünzen um. Als Andenken bekamen sie eine kleine Schüssel und einen Keramikbecher mit. Theodor Zasche hat die eindringliche Szene in einem Bild festgehalten.

Die ausgestellte grüne Andenkensgarnitur aus Becher und Krug mit Doppeladler führt in die Irre: sie sollte am Gründonnerstag 1919 zum Einsatz kommen. Kaiser Karl I. konnte den Greisen keine Füße mehr waschen. Er war bereits im Schweizer Exil.

Bis 3. November

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