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Maria Theresias Damhirsch

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Die in der Beletage von Schloß Hof in Niederösterreich bis 27. Oktober präsentierte Ausstellung „Kaiserliche Gemächer" vermittelt mit vorwiegend aus dem Bestand des Wiener Hofmo-biliendepots stammendem Interieur wahrhaftig kaiserliche Wohnatmosphäre - auch wenn das seit 1986 revitalisierte Marchfeld-Schloß nach wie vor nicht komplett restauriert ist und in der Sala Terrena die Instandsetzungsarbeiten nur langsam vorangehen. Gar nicht zu reden von dem einst europaweit bestaunten Park mit seinen Figurengruppen, Grotten und Treppenanlagen, dessen Schönheit man heute bloß ahnen kann.

In den wieder mit Stuckdecken, Stofftapeten und gläsernen Wandap-pliken ausgestatteten Räumen hingegen ist der Atem des 18. Jahrhunderts zu spüren, erzählen Ambiente und Exponate von einer Hofhaltung, bei der Kunstverstand Pate gestanden ist. Das „Caffezimmer" beispielsweise prangt in edlem Weiß-Gold. Es verdankt seinen Namen einer Darstellung auf dem hochbarocken Wandkamin aus rosa-grauem Marmor. Das Stuckrelief zeigt nämlich einen Jüngling, der einer unter Palmen ruhenden Dame eine Erfrischung serviert.

Das kostbare Meissner- und das besonders erlesene japanische Imari-porzellan gehörten ebenso wie eine Schokoladekanne samt silbernem Samowar Maria Theresia, diedas 1725 von Lucas von Hildebrandt erbaute Schloß des Prinzen Eugen von Savo-yen 1755 erworben hatte. Ihr Gemahl Franz Stephan machte es dann zum bevorzugten Schauplatz seiner zahlreichen Jagdgesellschaften, und ihre Lieblingstochter Marie Christine heiratete in der Schloßkapelle Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen.

Die „Taffelstuben" bergen für die Dauer der Ausstellung neben originalem Mobiliar aus josephinischer Zeit, in der das Schloß aufgestockt und die Fassade unvorteilhaft verändert worden ist, ein Herrenkostüm und Musikinstrumente aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Im braun-goldenen Arbeitszimmer zieht ein Porträt Maria Theresias die Aufmerksamkeit auf sich. Im ehemaligen Audienzzimmer sind Jagdwaffen von Prinz Eugen, Franz Stephans von Lothringen und die Kinderflinte Maria Theresias sowie einige Jagdtrophäen zu sehen. Darunter das Geweih eines von der Kaiserin erlegten Damhirschen.

Die Sitzmöbel zählen zu den wenigen erhalten gebliebenen Einrichtungsgegenständen des Bauheim -hat doch seine alles andere als kunstsinnige Nichte Anna Victoria die Hauptmasse des beweglichen Erbes bald nach des Savoyers Ableben in Geld umgesetzt. Auch das zur Schau gestellte Bett des kleingewachsenen größten Feldheim Österreichs im „Schlaffzimmer" ist deshalb nur eine Nachbildung nach einer im Österreichischen Museum für angewandte Kunst aufbewahrten Beschreibung. Kupferstiche und Radierungen, die das Historische Museum der Stadt Wien zur Verfügung gestellt hat, dokumentieren die Trauerfeierlichkeiten anläßlich des Todes von Prinz Eugen.

Die ganze Pracht einer kaiserlichen Tafel wird in zwei Räumen vor Augen geführt, indem unter anderem auf einem Tafelaufsatz aus vergoldeter Bronze ein Gedeck für zwanzig Personen aufgelegt worden ist. Es besteht aus dem sogenannten großen Service des Erzherzogs Ferdinand Max, des späteren Kaisers Maximilian von Mexiko, dem Silber- und Glasservice Kaiser Franz Josephs und nicht zuletzt aus kunstvoll gefaltenen Servietten in Tierform, die auf keiner kaiserlichen Jagdtafel fehlen durften.

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