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Zwei deutsche Staaten
Fünf Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung bremst das gestörte Verhältnis zwischen „Ossis” und „Wessis” das organische Zusammenwachsen Ost- und Westdeutschlands. Das war nicht wesentlich anders, als einst die höchsten Regierungsfunktionäre der DDR und der Bundesrepublik versuchten, die Spannungen zwischen Ost und West im deutschen Raum zu überwinden.
Zwei Jahrzehnte lang vertrat Bonn in der Ära Adenauer den Anspruch, allein für Gesamt-Deutsch-land zu sprechen. Ost-Berlin hingegen unterstrich die These von zwei deutschen Staaten durch den Bau der Mauer. Erste Gespräche zwischen SPD und SED, FDP und LDP 1966 versandeten bald wieder. Erst Willy Brandt als erster SPD-Bundeskanzler brachte Bewegung in die Szene: am 19. März 1970 - vor 25 Jahren - trafen die beiden Begierungschefs Brandt und Willy Stoph (DDR) im thüringischen Erfurt zusammen, nachdem Delegationen aus Bonn und Ost-Berlin seit Anfang März die Begegnung in allen Details vorbereitet hatten.
Die Menschen in Erfurt erhoffen sich eine Verbesserung ihrer politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Brandt kann den Besuch als persönlichen Erfolg buchen - er erleichtert das Zustandekommen des Moskauer Vertrags vom August 1970, in dem Deutschland die Oder-Neisse-Linie als politische Westgrenze anerkennt. Das Verhältnis zur DDR bleibt gespannt, auch als Stoph im Mai einen Gegenbesuch in Kassel absolviert. Hier fordert der Ministerpräsident die Herstellung der völkerrechtlicher Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten -einschließlich der Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft. Brandt wirft seinem Gesprächspartner unnachgiebige Haltung vor, wenn weitere Verhandlungen jedes Mal durch Vorbedingungen erschwert werden.
Als 19 Jahre später die Mauer fällt und das DDR-Regime zusammenbricht, warnen die SPD-Spitzensprecher noch vor der „Illusion der Wiedervereinigung”.
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