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Zum ewigen Frieden ..

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ENTZWEITE NACHBARN. Deutsche Politik In Osteuropa. Von Immanuel Birnbaum. Verlag Heinrich Schettler, Frankfurt M., 1968. 189 Seiten. DM 15.—.

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ENTZWEITE NACHBARN. Deutsche Politik In Osteuropa. Von Immanuel Birnbaum. Verlag Heinrich Schettler, Frankfurt M., 1968. 189 Seiten. DM 15.—.

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Der Rezensent müßte lügen, wollte er behaupten, an das historischpolitische Buch eines Journalisten mit günstigem Vorurteil herangegangen zu sein; wir sehen uns gezwungen, der „Süddeutschen Zeitung“ zu ihrem Fachbearbeiter zu gratulieren. Hier schreibt einer auf deutsch, und nicht auf journalesisch, über Sachen, die er versteht; er schreibt mit großem Ernst und weiß, was er sagen, was er seinen Mitbürgern anraten will.

Der Autor geht von einer Übersicht preußischer, dann reichsdeut- scher, sowie österreichischer Außenpolitik aus, die mit der ersten Teilung Polens beginnt. Damals war ja jene Landkarte entstanden, die wir als Schulkinder noch erlebt haben. Dann erwägt er, was Deutschland — das freie Deutschland, die Bundesrepublik — in seiner heutigen Gestalt und Lage denn tun kann. Seine Definition dieser Lage ist an Klarheit und Richtigkeit nicht zu über-

bieten; „eine Folge der törichten Untaten Hitlers“ nennt er sie gleich zu Anfang. Was er seinen Mitbürgern rät, ist friedliche, realistische Außenpolitik nach Osten. Dies kann er gewiß nicht leichten Herzens tun; er selbst ist aus Königsberg und kennt also sehr wohl die Argumente, die man für das Heimatrechit der Ostdeutschen anführen kann. Ja, wenn er ihnen vorstellt, daß auch Homers

Heimat nicht mehr griechisch ist, dann weiß er unzweifelhaft, daß die Heimatvertreibung der Griechen aus Jonien eine Kulturschande war natürlich noch besser als die Ausrottung der Armenier, denn im 20. Jahrhundert kann man jeden Schrecken immer noch überbieten. Und doch rät er den Deutschen, die bestehenden Zustände nicht zu bestreiten. Mit Heimatrechts- oder gar Gebietsforderungen, mit Ansprüchen auf das DDR benamste Gebiet, kann die Bundesrepublik heute nichts Nützliches erreichen. „Etwas anderes als Abbau der vorhandenen Gegensätze und Entspannung kann also gar nicht auf der Tagesordnung der deutschen Ostpolitik stehen.“ Um das aber zweckentsprechend zu erreichen, bedarf es erst recht jener Geschicklichkeit, die eine böse Fee den Nachfahren Bismarcks nicht gönnte; möge ihre Mißgunst endlich ihre Kraft verloren haben!

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