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Auszug in Scharen?
Die Reaktionen auf die Zulassung von Frauen zum anglikanischen Priestertum kontrastierten wie Tag und Nacht. Unbeschreiblicher Jubel bei den Anwärterinnen auf die Weihe, betroffenes Schweigen, ja Tränen der Bitterkeit bei Traditionalisten.
Die Reaktionen auf die Zulassung von Frauen zum anglikanischen Priestertum kontrastierten wie Tag und Nacht. Unbeschreiblicher Jubel bei den Anwärterinnen auf die Weihe, betroffenes Schweigen, ja Tränen der Bitterkeit bei Traditionalisten.
Der Primas, Erzbischof George Carey, versuchte die Wellen aufgepeitschter Emotionen mit dem Aufruf zu glätten: „Vermeidet voreilige und unbedachte Urteile - Dennoch haben viele ihren Entschluß schon gefaßt. Zwei führende Geistliche des anglo-katholischen Flügels gaben ihren Übertritt zum römischen Katholizismus bekannt. Die Abgeordnete Ann Wid-decombe kehrt der Kirche von England den Rücken, sagt einen Exodus „in hellen Scharen- voraus.
Die Entscheidung der Synode wird Anfang 1994 in Kraft treten und das Schisma in der Kirche besiegeln. Es wird Bischöfen freistehen, Frauen die hohe Weihe zu erteilen oder nicht. Priester können sich einem „fremden-Oberhirten unterstellen, wenn der Diöze-sanbischof die Reform aktiv ausführt. Natürlich werden viele Gläubige Messen meiden, die von „Priesterinnen- zelebriert werden.
Rom verurteilt das Frauen-Priester-tum in der Kirche von England als „schweres Hindernis für den ganzen Prozeß der Wiederversöhnung-. Primas Basil Hume befürchtet, daß um
Jahrzehnte verzögert wird, wofür er immer gebetet hat: „daß wir uns eines Tages als eine Kirche finden-. Doch alle Hoffnung ist nicht geschwunden: „Die Entscheidung signalisiert keinen Zusammenbruch der ökumenischen Beziehungen. Wir werden weiter zusammen beten und arbeitenVerständlicherweise enthält sich der Kardinal jeden Hinweises, ob die katholische Kirche ihre konvertierten anglikanischen Brüder mit offenen Armen aufnehmen wird. Denn die Gegnerschaft zur grundlegenden anglikanischen Reform qualifiziert noch nicht zum römisch-katholischen Seelsorger. Gleichwohl sagen die Traditionalisten den Übertritt von etwa tausend Geistlichen zum Katholizismus voraus - eventuell mit einem Teil der Pfarrgemeinde.
Die anglikanische Hierarchie faßt den Abgang von Klerikern aus Gründen des Gewissens sehr wohl ins Auge. Finanzielle Abfindungen werden vorbereitet. Priester, die überwechseln, müssen ihre Gürtel enger schnallen. Im Unterschied zum eher wohlbestallten anglikanischen Klerus leben katholische Geistliche an der Armutsgrenze. Die materielle Einbuße wird freilich durch ein lebendigeres Christentum der Gläubigen aufgewogen. Nach den Taufscheinen ist die Hochkirche neunmal so groß wie die römische, an Sonntagen werden indes katholische Gotteshäuser von fast zwei Millionen Gläubigen besucht- um ein Gutteil mehr als anglikanische.
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