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Fürs nächste Konzil
Ist es unumstößliches Glaubensgut, daß Frauen nicht die Priesterweihe empfangen können? Das ist die Kernfrage, vor der die christlichen Kirchen – vor allem die römisch-katholische Kirche – angesichts der Weihen von Bristol stehen (siehe auch Seite 15).
Die 32 anglikanischen Neu-Priesterinnen kamen nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel, schon 1944 hat Ronald Hall, der anglikanische Bischof von Hongkong, versucht, dem kriegsbedingten Mangel an männlichen Geistlichen durch die Weihe der in Macao wirkenden Diakonin Florence Tim Oi Li abzuhelfen. In etlichen christlichen Kirchen haben es Frauen schon zu hohen Würden, inklusive Bischofsamt, gebracht. Aber erstens stehen diese Kirchen, was Sakramente und Amtsverständnis anlangt, Rom viel weniger nahe als die Kirche von England. Und zweitens schlägt diese Frage bei den Anglikanern solche Wellen, daß seitens der Gegner der Frauenordination eine „Flucht nach Rom“ eingesetzt hat.
Die Fragen liegen auf der Hand: Wächst oder zerbricht die anglikanische Kirche an dieser Spannung? Was macht die römisch-katholische Kirche mit Konvertiten, insbesondere mit – vorwiegend verheirateten – Bischöfen und Priestern? Wird nun unter Katholiken die Diskussion um das Amt für die Frau und um den Zölibat heftiger? Was bedeutet all das für die Ökumene? (Am Rande: Die Orthodoxen, die zumindest ebenso scharf wie Rom Weihen für Frauen ablehnen, akzeptieren sowohl den verheirateten Priester als auch eine zweite kirchliche Heirat.)
Noch einmal: Ist es unumstößliches Glaubensgut, daß Frauen nicht die Priesterweihe empfangen können? Wissen wir hundertprozentig sicher, daß Jesus für alle Zeiten keine Priesterinnen wollte?
Der katholische Weltkatechismus lehnt mit Hinweis auf die Männlichkeit der zwölf Apostel die Weihe für die Frau ab. Auch Paulus-Zitate werden oft dagegen ins Treffen geführt. Man braucht aber kein Prophet zu sein, um zu behaupten: Diese Frage bleibt aktuell und wird auf dem nächsten Konzil ein Hauptthema sein. Wie die Anglikaner wird auch die römisch-katholische Kirche eines Tages nicht um diese Zerreißprobe herumkommen.
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