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Priesterinnen spalten Kirche

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Am ehrlichsten, saubersten und unter den gegebenen Bedingungen vielleicht am wirkungsvollsten wäre es, wenn der Vatikan sein Nein zur Priesterweihe von Frauen mit nichts anderem als dem vorherrschenden Bewußtseinsstand begründete. Das Beispiel der anglikanischen Kirche könnte als Anschauungsunterricht dienen.

Bekanntlich ist dieser Tage im synodalen ,jKirchenpar- lament“ der Kirche von England bei Bischöfen, Priestern, Diakonen und Laien mehrheitlich die Möglichkeit von Priesterinnen bejaht worden, teilweise sogar mit Zweidrittelmehrheit. In einer der Kurien ist ein neuer Anlauf nötig.

Frühestens 1991 könnte es zu einer Frauenweihe kommen. Früher noch aber steht eine Kirchenspaltung ins Haus. 18.000 Anglikaner haben sich schriftlich bereits zum Kirchenaustritt verpflichtet, wenn die Prieste- rinnenweihe in der Kirche von England ermöglicht wird. (In den Tochterkirchen der Anglikaner gibt es sie schon.)

Genau so käme es in der katholischen Kirche. Nach vielen Jahrhunderten der Männerdominanz ist vermutlich eine Mehrheit, auf jeden Fall aber eine starke Minderheit derzeit nicht in der Lage, sich mentalitätsmäßig mit Priesterinnen abzufinden.

Das müssen auch jene zur Kenntnis nehmen, die anderer Meinung sind. So dringend ist die Frauenordination nicht, daß man damit nicht mehr zuwarten könnte.

Um sie eines Tages einzuführen, müßte man den Weg dazu behutsam ebnen. Unbestritten ist längst, daß keine Bibelweisung, kein Jesuswort, kein Dogma dem weiblichen Priestertum entgegenstehen. Nur die Tradition.

Für diese Tradition gibt es Gründe, die man nicht verniedlichen darf. Man soll sie aber auch nicht mit dem Deckmantel quasisakraler Autorität umgeben. Einfach sagen: So war es bisher, das waren die Gründe dafür, eine Änderung kommt erst in Frage, wenn alle Kirchenglieder innerlich bereit dazu sind. Eine Spaltung darf man um eines bloßen Prinzips“ willen nicht riskieren.

Gewiß: Eingefleischte

Fortschrittskämpf er (innen) wären auch damit nicht zufrieden. A ber eine sehr große Mehrheit des Kirchenvolkes würde eine solche ehrliche Erklärung verstehen und wohl auch „mittragen“ , wie man im modischen Kirchenjargon heute sagt.

Das andere, das Neue, das vielleicht Unvermeidliche könnte dann reifen, bis seine Stunde gekommen ist.

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