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Die Mission für den Frieden in der Welt

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„Der Heilige Stuhl und die Völkergemeinschaft": Der Titel dieses Buchs-klingt nach einer kirchenrcchllichen oder völkerrechtlichen Monographie. In Wirklichkeit ist es eine höchst instruktive und umfassende, faszinierende Darstellung eines Aspekts des öffentlichen Wirkens der katholischen Kirche, der mit „päpstlicher Diplomatie" viel zu eng umschrieben wäre.

Herbert Schambeck hat in diesem Werk eine Auswahl von Ansprachen. Vorträgen und Aufsätzen zusammengefaßt, die Agoslino Casaroli zwischen 1971 und I980gehallen bzw. veröffentlicht halte.

Den Lesern der FURCHE die Persönlichkeil des Genannten vorzustellen, erübrigt sich: Durch seine Tätigkeit als „päpstlicher Außenminister", die ihn in die verschiedensten Teile der

Welt brachte, besonders aber durch seine ausgedehnte Reiseläligkeil in Ostblockstaaten, wurde er zu einer bekannten und höchstangesehenen Persönlichkeit des internationalen Lebens der Gegenwart.

Der Verfasser dieser Zeilen, damals selbst junger Legalionsrat im Bundes-ministcrium für Auswärtige Angelegenheiten, erinnert sich noch lebhaft an dessen erstes Auftreten auf internationaler Ebene: als Leiter der Delegationen dei Hl. Stuhls bei den Wiener Konferenzen für die diplomatische und konsularische Beziehungen (1961 bzw. 1963). Er hat ihn als glänzend informierten, von der Richtigkeit seiner Mission überzeugten, sich aber nie vordrängenden, stets verbindlichen, gleichwohl ..wirksamen" Konferenzteilnehmer, gesuchten Gesprächspartner und liebenswürdigen Menschen im Gedächtnis behalten.

Herberl Schambeck hat eine Einleitung zu diesem Werk geschrieben, die eigentlich selbst einen Abriß über Wesen und Wirken der kirchlichen ..Außenpolitik" in Geschichte u.nd Gegenwart darstellt. Dieser Einleitung schließen sich vierzehn Beiträge Agoslino Casarolis an.

Alle behandeln von den verschiedensten Gesichtspunkten aus das Anliegen, dem zu dienen Agoslino Casaroli sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat: die Pflege der Beziehungen zu Staaten und internationalen Organisationen im Dienst der Kirche, zur Förderung des religiösen Lebens und zur Wahrung der Rechte der Kirche, gleichzeitig aber auch im Interesse des Friedens in der Well.

Im Rahmen dieser Abhandlungen ist . vom Prozeß der Entspannung ebenso die Rede, wie von den Problemen der europäischen Sicherheil und der europäischen Integration, von den Beziehungen der Kirche zu den Ostblock-siaalen, zur Drillen Welt, wie von den Aufgaben der päpstlichen Diplomatie.

Rein äußerlich, könnte man sagen, verläuft auch das Verhältnis der Kirche zu den Staaten und den internationalen Organisationen nach den Regeln der klassischen bilateralen und der modernen multilaleralen oder Konferenzdi-plonialie. Zu allen diesen nicht spezifisch vatikanischen Problemen hat Agoslino Casaroli sehr viel Kluges zu sagen.

Noch wesentlicher sind aber seine Aussagen zu den besonderen Aspekten, welche für die päpstliche Diplomatie bestimmend und nur aus deren religiö-.sem Hintergrund heraus versländlich sind. In der Suche nach einer Gesprächsbasis und in der Erarbeitung eines gemeinsamen Nenners zwischen den Vertretern der welllichen und der kirchlichen Interessen liegt die hohe Kunst der päpstlichen Diplomatie.

Nebenbei bemerkt: Diese spezifische Aufgabe gerade religiös gesinnten Menschen verständlich zu machen, scheint mitunter schwieriger zu sein, als die Ausübung der Funktion selbst.

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