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Frühlingsfest und Lichtfeier

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Ostern gilt seit grauer Vorzeit als Freudenfest und hat wahrscheinlich seine deutsche Benennung nach der angelsächsischen Frühlingsgöttin Ostara, der altgermanischen Gottheit, der im Frühling wiederkehrenden Sonne.

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Ostern gilt seit grauer Vorzeit als Freudenfest und hat wahrscheinlich seine deutsche Benennung nach der angelsächsischen Frühlingsgöttin Ostara, der altgermanischen Gottheit, der im Frühling wiederkehrenden Sonne.

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Durch Entzünden heiliger Feuer oder Verbrennen eines mit Stroh umwickelten Rades — eines Symbols der Sonne — wurde von den heidnischen Völkern des Nordens die Wiederkehr des das Leben erweckenden Lichtes gefeiert. Die heutigen Osterfeuer auf den Bergen im gesamtdeutschen und nordischen Raum haben ihren Ursprung in diesen einstigen Osterfeuern. Noch im Mittelalter wurden diese Brände aus religiösem Brauch und zu Heilzwecken, namentlich bei Viehseuchen, nach der uralten Methode der Naturvölker durch Reibung zweier Hölzer oder eines hölzernen Wagenrades um seine Achse entfacht oder erneuert.

Die neuerstandene Sonne begrüßte man mit Tänzen, Aufzügen, dramatischen Spielen rund um diese Freudenfeuer. Der Sieg des Frühlings über den Winter wurde dabei durch Steinigung, Ersäufung oder Verbrennung einer Puppe, die den Winter verkörperte, dargestellt.

Auch die symbolischen Speisen des alten Frühlingsfestes, wie Osterfladen und Osterei — Wahrzeichen der Fruchtbarkeit — haben sich bis heute erhalten. Der einst der Frühlingsgöttin heilige Hase ist heute noch in allen Oster-märchen und Ostersagen eine wichtige Figur.

Selbst der Brauch der Palmbu-schen, Gebinde aus Weiden, Stechginster, Heidekraut und anderen immergrünen Zweigen, geht auf uralte heidnische Gebräuche zurück. Die heute geweihten Zweige sollen noch immer nicht nur den Hof vor Blitz-und Feuergefahr schützen, sondern sie werden auch mit den Kohle- und Holzresten der Osterfeuer in die Felder gesteckt, um diese fruchtbar zu machen.

Das Osterfest wird heute am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond oder, wenn dieser selbst auf einen Sonntag fällt, am nächstfolgenden gefeiert. Der Frühlingsvollmond ist aber der, welcher entweder auf oder zunächst den 21. März als Frühlingsanfang fällt. Das christliche Osterfest ist also ein bewegliches Fest, muß aber zwischen dem 22. März und 25. April fallen, und nach ihm werden alle übrigen beweglichen Feste des Sommers berechnet.

Schon im alten Rom wurden die Eier bunt bemalt, und das Verstecken und Suchen der Eier sollen die Kreuzfahrer aus dem Orient mitgebracht haben. Alt ist der Brauch, daß der junge Mann über das Haus der Geliebten ein Osterei wirft. Gelingt ihm dies, so kann er der Liebe der Angebeteten sicher sein.

Die uralte Symbolik des Eis für die Fruchtbarkeit und das Wiedererwachen geht aus den Funden hervor, die man in ägyptischen und südamerikanischen Grabstätten machte, wo neben den Mumien Eier aus Stein gefunden wurden. So hat das Osterei-Schenken eine sehr alte und tiefsinnige Bedeutung. Eines der wertvollsten Ostereier schenkte der letzte russische Zar Nikolaus dem Mönch Rasputin. In das Ei war ein Kreuz eingelegt, das ganz mit Diamanten besetzt war.

Ludwig XIV. schenkte seinen Bediensteten goldene Eier und Ludwig XV. überreichte seiner Geliebten Dubarry ein goldenes Ei, das einen Eros barg. Man erzählte, daß Mozart im Alter von fünf Jahren seine erste Komposition auf ein Osterei schrieb, das er seinem Vater überreichte.

Das Osterfest galt als beliebteste Taufzeit und die Kirche nahm bei diesem Fest reuige Gefallene wieder auf. Der Ostersonntag wurde schon in der Urkirche als erstes Freudenfest, als Fest des Sieges Jesu über den Tod, begangen. Heute noch grüßen sich in der griechischen Kirche am Morgen dieses Tages die Gläubigen mit dem Osterkuß und dem Zuruf: „Er ist auferstanden" worauf der Begrüßte antwortet: „Er ist wahrhaft auferstanden" — damit kommt die Freude über dem Triumph Christi zum Ausdruck.

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