S4 - © Julia Oppermann - Ruprechtskirche, Wien, Decke der Apsis mit "Blue Green Christ" von Dorota Sadovská

Frühlingsfeste der Religionen: Von Lichtmess bis zur Walpurgisnacht

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Der Frühling als Übergang vom Winter in den Sommer wird vor allem in den gemäßigten klimatischen Zonen gefeiert – je nach Gegend aber zu verschiedenen Zeitpunkten.

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Der Frühling als Übergang vom Winter in den Sommer wird vor allem in den gemäßigten klimatischen Zonen gefeiert – je nach Gegend aber zu verschiedenen Zeitpunkten.

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Wenn auf den winterdunklen Bäumen der erste grüne Flaum erscheint, sodass der Wienerwald wie von einem zartgrünen Schleier bedeckt ist, kommt der Frühling. Jedes Jahr geschieht dies, wenn die Sonne wieder kräftiger wird, und jedes Jahr erscheint es wie ein neues Wunder, nach dem langen grauen Winter. „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick“, lässt Goethe den Faust beim Osterspaziergang sagen. Der Frühling als Übergang vom Winter in den Sommer ist nirgends so deutlich wie in den sogenannten „gemäßigten“ klimatischen Zonen, wird aber je nach Gegend zu verschiedenen Zeitpunkten gefeiert.

Das früheste dieser Feste ist wahrscheinlich das irisch-schottische Imbolc, das auf ein Fest für die keltische Göttin Brigantia zurückgeht, ein Licht- und Feuerfest wie auch Maria Lichtmess, das man ebenfalls am 2. Februar feiert. Das schwedische Valborg-Fest, die Walpurgisnacht am 30. April, ist eines der spätesten Frühlingsfeste in mittel- und nordeuropäischen Ländern. Dass zu diesem Datum am Blocksberg im Harz einander die Hexen treffen, geht auf die Hexenfantasien des 15. Jahrhunderts zurück. Nach der keltischen Überlieferung wird zu diesem Zeitpunkt schon der Sommeranfang mit Beltane gefeiert.

Buddhas Erleuchtung hier, Ostereier dort

Diese Feste orientieren sich am Sonnenjahr. In China, Vietnam und anderen ostasiatischen Ländern feiert man Frühling mit Beginn des neuen Mondjahres: zu Neumond zwischen dem 21. Jänner und 21. Februar – als Neujahrsfest. Am Mondkalender orientiert sich auch Vesakh, das sogenannte „buddhistische Frühlingsfest“. In den Ländern des südlichen Buddhismus ist schon Sommer, wenn zu Vesakh Geburt, Erleuchtung und Parinirvana von Buddha Shakyamuni gefeiert werden. Oft werden als Symbol der Befreiung an diesem Tag Vögel gekauft und freigelassen, die vorher für das Fest gefangen wurden. Übrigens orientieren sich auch das jüdische Pessach und daher das christliche Osterdatum am Mondkalender, also am ersten Frühlingsvollmond.

Ein besonderes Ereignis ist die Tagundnachtgleiche (Frühlings-Äquinoktium), die überall auf der Erde zu beobachten ist. Die großen Megalith-Bauten der Jungsteinzeit in Stonehenge oder in Malta, aber auch die Stufenpyramide des Kukulcán in Chichén Itzá (ca. 800 v. Chr.) in Mexiko orientieren sich am Sonnenstand des Äquinoktiums. An der Nordseite der Stufenpyramide von Kukulcán etwa entsteht nur zu diesem Zeitpunkt durch den Schatten der Eindruck, dass sich eine Schlange – ein Symbol des Schöpfergottes Kukulcán – auf der nördlichen Treppe hinunterschlängelt.

Zum Äquinoktium wurde um ca. 2000 v. Chr. in Babylon das agrarische Frühlingsfest Akitu („Gerste“) begangen. Gefeiert wurde die Aussaat des Grundnahrungsmittels Gerste und die „heilige Hochzeit“ zwischen Stadtfürst und Göttin Innana, der Göttin der Fruchtbarkeit. Dies sollte den Bestand der Welt garantieren.

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