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KARDINAL BERNHARD ALFRINK / HOHER GAST AUS HOLLAND
Eingeladen von Kardinal König, weilte in dieser Woche der Erzbischof von Utrecht, Kardinal Bernhard Jan Alfrink, drei Tage in Wien; zum erstenmal in seinem Leben, wie er uns berichtete. Kardinal Alfrink, der Vorsitzende der holländischen Bischofskonferenz, gehört zu den profiliertesten Persönlichkeiten des Kardinalskollegiums und des Weltepiskopats. Wir haben in Österreich gute Gründe, uns daran zu erinnern, daß aus Holland, einem alten Zentrum katholischer Reform- und Erneuerungsbewegungen, aus der Heimat der Devotio moderna und eines katholischen Humanismus, der in Erasmus von Rotterdam gipfelt, eine österreichische Regentin einen Mann niederer Herkunft an ihren Hof in Mecheln berief, der dann Erzieher des jungen Karl V. wurde und als Papst Hadrian VI. durch seinen Kardinallegaten das berühmte Schuldbekenntnis auf dem Wormser Reichstag ablegen ließ.
Holland besitzt heute — vierzig Prozent der Bevölkerung sind Katholiken — eine wache katholische Intelligenz, die nicht zuletzt sich eine bedeutende Publizistik geschaffen hat. Es war also sehr sinnvoll, daß die Wiener Arbeitsgemeinschaft katholischer Journalisten Österreichs sich für ihr diesjähriges Jahrestreffen als Gastredner den weltbekannten Repräsentanten eines ökumenischen Katholizismus eingeladen hat.
Ein hohes Maß von Verantwortungsbewußtsein für „die andern“ — in Kirche, Christenheit, Staat, Gesellschaft — charakterisiert den holländischen Kardinal gerade als kirchenpolitische Persönlichkeit. Dies wurde eindrucksvoll in dem Vortrag über „Die zweite Sitzung des Zweiten Vatikanischen Konzils“ sichtbar, den er zunächst vor der Wiener Arbeitsgemeinschaft hielt. Zwei große Themen stellte er dabei besonders heraus: die Kollegialität der Bischöfe und deren ökumenischen Gedanken.
Für seine Nachbarn dasein: im Geist, in der Geduld, in der Liebe, im Gebet, in der brüderlichen Aktion — das ist es, was der Katholik heute lernen muß...
Kardinal Alfrink wurde am 5. Juli 1900 in Nijkerk geboren, ist ein hervorragender Bibelioissen-schaftler und wurde 1945 auf den Lehrstuhl für biblische Exegese an der Katholischen Universität Nijmegen berufen. Diese Universität wird gegenwärtig auf die großzügigste Weise ausgebaut: vorbildlich modern — alle Verantwortlichen in Österreich, die mit dem Ausbau unserer Hochschulen, vor allem in Salzburg, befaßt sind, sind dringend gebeten, sich Nijmegen anzusehen und die Projekte und die bereits bestehenden Bauten zu studieren. Alfrink wurde 1951 Titularerz-bischof und Koadjutor von Kardinal De Jong und 1955 Ober-hirte von Utrecht. 1960 erhielt er von Papst Johannes XXIII. den Kardinalspurpur. Er ist Großkanzler der Universität von Nijmegen. In der Vorbereitung des II. Vattcanums hat er eine hervorragende Rolle gespielt.
Wir hoffen, daß dieser Kirchenfürst, ein Mann des Friedens und der Wissenschaft, der Versöhnung und Zusammenarbeit der getrennten Christen in der Welt, und der getrennten Staatsbürger in Holland, des öfteren als Gast in unser Land kommt: als Repräsentant eines Weltkatholizismus, wie wir ihn nicht zuletzt in unserem Lande dringend, wachsend, brauchen.
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