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Angesichts der Schlagzeilen rund ums Thema Flüchtlinge aus islamischen Ländern und den Terrorwarnun gen in Europa ist der Ruf nach einem intensiveren interreligiösen Dialog noch lauter geworden. Ich mache allerdings immer wieder die Erfahrung, dass die Begegnungen zwischen Muslimen, Christen und Juden im Rahmen von Dialogveranstaltungen so ablaufen, dass sich alle Dialogpartner darüber einig sind, dass im Namen ihrer jeweiligen Religion viel Unsägliches verübt wurde und wird, ihre Religionen dies jedoch ablehnen und verurteilen. Fakt bleibt aber, dass solche interreligiösen Dialoge, die zwar eine enorm wichtige Bedeutung haben, kaum zu einer realen Veränderung auf der politischen Bühne beitragen. Alle drei monotheistischen Religionen sprechen z. B. von Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit als grundlegende Werte. Diese vermisst man allerdings zum Teil in der realen Politik.

Der interreligiöse Dialog scheint den Anschluss an reale politische Verhältnisse nicht wirklich zu finden. Politische Entscheidungsträger haben offenbar mehr zu sagen über Frieden und Unfrieden in der Welt als Religionen. Wenn allerdings über den Frieden in der Welt vor allem der interreligiöse Dialog einen Diskurs führt, dann besteht die Gefahr der "Religionisierung" von politischen Konflikten. Theologen und Dialogpartner erscheinen als hauptverantwortliche Protagonisten des Friedens in der Welt .

Aber der interreligiöse Dialog droht gerade daran zu scheitern, einen realen Beitrag für den Frieden in der Welt zu leisten, weil er die eigentlichen Probleme entweder scheut oder verdrängt. Im Nahen Osten geht es etwa keineswegs um einen Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten bzw. Muslimen und Christen oder zwischen Muslimen und Juden, sondern um machtpolitische Auseinandersetzungen. Wer allerdings thematisiert dies?

Der Autor leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Uni Münster

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