Wenn Flecken Geschichten erzählen

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Wolfgang Wagerer und Sonja Pfeisinger haben sich der nicht ganz einfachen Herausforderung gestellt, ein zeitgemäßes Erstkommunionbuch für Kinder zu schreiben. Was dabei entstanden ist? - "Fünf Brote und zwei Fische" ...

Da ist ja zunächst die Frage "Wie vermittle ich den kleinen Lesern ein ansprechendes Bild von Gott?" Die Antwort in dem Büchlein kann sich sehen, lesen, meditieren lassen. Gott wird als Mutter und Vater angesprochen, in den zahlreichen Gebeten, wie auch in den Geschichten. Sie/er ist ein begleitender, verzeihender, guter und wohlwollender Gott. Besonders eindrucksvoll (auch für Erwachsene, wie das gute Geschichten nun mal können) gelingt dies in der Geschichte "Omas Tischtuch - eine fleckige Geschichte"! Ja, so ist Gott, möchte man sagen: Wenn du mal Mist baust, sprich einen Fleck ins schöne (weiße) Tischtuch machst, dann will der Fleck eben eine Geschichte erzählen. Nichts mit Schimpfer und Angst und starr sitzen und ja ruhig sein. So wie die Oma der fleckigen Geschichte so könnte wohl Gott sein.

Sonntagskultur wie Fest- und Feierkultur spielen eine vorrangige Rolle. Behutsam und zart, ohne Zeigefinger versucht "Fünf Brote und zwei Fische", Kindern Feste als Farbtupfer des Lebens nahezubringen. Ganz wichtig ist dabei der Blick in andere Kulturen und Religionen: Judentum, Islam und Buddhismuns haben hier Platz, ebenso Musik und Tanz afrikanischer Frauen, die um Regen beten. Diese Vielfalt und Buntheit ist bei Büchern solcher Art eher die Ausnahme. Einige Begriffe und Namen bedürfen sicher Erläuterungen von Erwachsenen - vielleicht eine Gelegenheit, miteinander in ein Glaubensgespräch einzusteigen?

Was macht uns glücklich? Was ist eine gute Gemeinschaft? In kindgemäßer Sprache gibt das Buch interessante Antworten. Wiederum in Geschichten, die Kinder erleben und in den biblischen Geschichten. Die Seligpreisungen werden als Seligpreisungen für Kinder gekonnt (in Auswahl) paraphrasiert. Die Zachäusgeschichte erzählt, wie man sich nach einer Jesus-Begegnung ändern kann. Jesus, seine Art zu leben, zu handeln und auf Menschen zuzugehen, findet breiten Raum; auch wie er Feste feiert wird anschaulich geschildert.

In Berichten (wie Hostien gebacken werden), Erzählungen und Bildern wird dann dem Thema "Brot des Lebens" nachgegangen. Geschickt und kindgerecht erläuterten die Autoren - sicher auch für Erwachsene nicht uninteressant - zentrale Begriffe (zum Beispiel Messe und Eucharistie) christlicher Lebens- und Feierkultur.

Ein weiterer gelungener Versuch, eine Eröffnungsgeschichte für ein komplexes biblisches Geschehen voranzustellen, ist die Schilderung von der Bergwanderung der 4a Klasse. Sie ermöglicht den Zugang zur Wundererzählung der Speisung der Fünftausend. Fünf Brote und zwei Fische sind es, die das Leben der Menschen verändern, ihnen Mut und Kraft geben. Sind sie doch zunächst "wie Schafe, die keinen Hirten haben" (Mk 6, 34). Jesus ist barmherzig und lädt sie zum Fest ein.

Auch detektivisches Können ist gefordert: Ein Bibelrätsel in Geheimschrift sowie ein Tempellabyrinth laden zum Enträtseln ein. Die graphische Gestaltung des Buches ist als einladend und sympathisch zu bezeichnen.

Über den in derartigen Büchern üblichen "Fotoeinklebeteil" kann man unterschiedlicher Auffassung sein. Kinder machen das ja recht gern, von ihrem Fest Bilder sammeln und damit dem Buch mehr persönlichen Charakter zu geben. In diesem Fall sind es ja nur ein paar Seiten, die es selber zu gestalten gilt. Da ist die Chance, daß es wirklich gemacht wird, ganz gut. Viel Platz bleibt, den Lebens- und Glaubensfragen nachzugehen. Dies gelingt sehr ansprechend. Und ist wohl das wichtigste.

Fünf Brote und zwei. Meine Erstkommunion.

Von Wolfgang Wagerer und Sonja Pfeisinger. Gabriel Verlag, Wien 1999. 62 Seiten, geb., öS 198,

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