Die nächste Station auf Woody Allens Europa-Dreh-Tour ist Rom: Er filmt dort momentan "The Bop Decameron“ mit Alec Baldwin, Jesse Eisenberg, Ellen Page, Penélope Cruz, Roberto Benigni, Judy Davis - und ihm selbst in den Rollen, als "Amerikaner, der mit seiner Frau nach Rom reist, weil seine Tochter dort einen Italiener heiraten will“, wie er im Gespräch mit der FURCHE verrät.
Die Furche: Warum wählten Sie für "Midnight in Paris“ das Paris der 20er-Jahre?
Woody Allen: Zuerst hatte ich den Titel im Kopf, doch ich wusste noch nicht, was um Mitternacht in Paris passieren würde. Wenn ich an Paris denke, fallen mir die Belle Époque und die 20er-Jahre ein, die besten Künstler jener Zeit, wie die Leute in Bars Absinth trinken, die schönen Dinge. Nostalgie ist aber eine Falle: Sie lässt dich die schlechten Dinge ignorieren. In dieser Tatsache fand ich für den Film das Potenzial für Probleme, die ihn spannend machen könnten.
Die Furche: Gibt es etwas, das Sie nostalgisch werden lässt?
Allen: Wenn ich zum Beispiel an etwas in meiner Kindheit denke, dann wünschte ich für einen Moment, ich wäre noch dort, ein Sandwich essend und ein Comic-Buch lesend, und alles wäre schön. Überlege ich dann aber länger, fällt mir ein, dass es ziemlich schrecklich war. Und wer würde schon zu einem Zahnarzt in den 20er-Jahren gehen wollen, als es noch keine Anästhesie gab?
Die Furche: All Ihre Filme sind in warmem Licht gehalten - trotz der oft beißenden Ironie der Dialoge.
Allen: Ich möchte es halten, wie Matisse, der gesagt hat: "Wer sich eines meiner Bilder ansieht, soll dabei das Gefühl haben, in einem bequemen Sessel Platz zu nehmen.“ Es soll sein, als ginge man abends in ein Restaurant, wo einem die Lichter schmeicheln. Wenn man sich dann zufällig im Spiegel sieht, denkt man, man sei die schönste Person im Raum.
Die Furche: Sie haben so viele Filme über die Liebe gemacht - sind Sie zum Experten geworden?
Allen: Ich bin total ahnungslos. Jeder ist ein Versager, was die Liebe angeht. Jeder spricht darüber, aber keiner weiß wirklich etwas. Die intelligentesten Menschen tun die irrationalsten Dinge, wenn es um Liebe geht. (Interview: M. Greuling, A. Zawia)
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