Wunder, zu allen heiligen Zeiten

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Jetzt ist es also schon ein paar Tage alt, das neue Jahr 2013. Die Dreizehn wird ja von vielen als Unglückszahl gedeutet. Im Tarot wird sie dem Tod zugeordnet, in Dornröschen ist die dreizehnte Fee die böse. Für Richard Wagner, der 1813 geboren wurde, war sie hingegen Schicksals- und Glückszahl zugleich. Sind wir also optimistisch und hoffen wir für heuer das Beste.

Was wünschen wir uns nicht alles. Ein offenes System, in dem Leistung wieder etwas zählt und nicht die Mitgliedschaft zu längst veralteten Parteien und Verbänden, die allesamt nur der Bereicherung ihrer Mitglieder dienen. Noch gibt es sie, die Persönlichkeiten mit einer eigenen und mitunter zum Widerspruch fordernden Meinung. Für ihre Auftraggeber sind sie freilich unbequemer als die von Meinungsinstituten geklonten Phrasendrescher. Demokratie heißt Wandel, Wechsel und Veränderung.

Wir verstecken uns nur allzu gerne in Ordnungen und Hierarchien, die seit Jahrhunderten nicht mehr existieren. Unsere Sehnsucht, dass alles so bleiben möge, wie es ist, wurde uns schon mehrmals zum Verhängnis. Dass hingegen alles so werde, wie es sein sollte, setzt ständige Veränderung voraus. Doch wir lieben es zu nörgeln und zu schimpfen und uns lieber zu verstecken als eine Meinung zu vertreten und zu handeln. Das verleitet uns nur allzu oft zu philosophischer Nachdenklichkeit und Handlungsunfähigkeit.

Unsere Sprache und unsere Kommunikation verkümmern dabei ebenso wie unsere Gefühle. Wenn einer von uns weint, dann tut er dies meist nur noch um sich selbst. Echte Tränen sind Mangelware. Und übrigens, 2013 ist ein Wahljahr. Ob sich da wirklich etwas ändern wird? Manchmal glauben nicht nur kleine Kinder an Wunder, und alle heiligen Zeiten geschehen sie auch. Aber eben nur alle heiligen Zeiten einmal.

* Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV

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