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Wenig Chance für ÖAABler

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Die Wiener SPÖ- und Rathauspolitik wird in den nächsten Wochen und Monaten vor allem durch eine Reihe von Veränderungen auf personellem Gebiet bestimmt sein. Es beginnt mit den Personalvertretungswahlen am 15. April, denen eine Ablöse hoher Magistratsbeamter und zuletzt der längst fällige Bürgermeisterwechsel folgen werden. Daneben sind sowohl beim Zustandekommen einer Koalition als auch im Fall einer SPÖ-Alleinregie-rung auf Bundesebene massive Vorstöße der Wiener SPÖ-Organisation in Richtung auf Ministerposten zu erwarten.

Bei den Personalvertretungswahlen werden in Wien fast 50.000 Gemeindebedienstete wahlberechtigt sein. In der Wiener SPÖ rechnet man mit einem „Testergebnis“ im Hinblick auf die Kreisky-Vorschläge zur „Entprivilegisierung“ der Beamtenschaft. Allerdings hat die Gewerkschaft einem „Erdrutsch“ einen Riegel vorgeschoben: Die Wiener Personalvertretungswahlen werden noch immer nach dem Betriebsrätegesetz und nicht nach dem Bundespersonalvertretungsgesetz durchgeführt. Die Folge ist, daß die Kandidatur der Fraktionen mit so vielen Unterschriften gesichert werden muß, daß die schwache ÖAAB-Vertretung in fast einem Drittel der Dienststellen überhaupt nicht kandidieren kann.

Die „parteifreien“ Listen der legendären Rosl Schwab (Krankenschwester) und des Straßenbahners Pa-dewski wurden unter Hinweis auf den roten Druck auf das Personal nicht mehr aufgestellt. Im Gegensatz zu Niederösterreich und Steiermark, wo die Beamtenpersonalvertretung nach dem Bundesgesetz gewählt wird, sind für eine Kandidatur im Wiener Rathaus etwa dreimal so viele Unterschriften notwendig. Und in der SPÖ-Gewerksohaftsfraktion weiß man genau: Wo der ÖAAB kandidiert, bekommt er auch Stimmen, denn die Wahl ist geheim. Aber es wagt kaum ein Beamter, mit seiner Unterschrift öffentlich für eine andere Fraktion als für die SPÖ einzutreten.

Nach diesen Rathauswahlen wird vorerst Kontrollamtsdirektor Doktor Lachs in Pension gehen. Nachfolger wird der Chef der Amtsinspektion, Obersenatsrat Dr. De-labro, der wiederum durch den derzeitigen Leiter der MA 61, Bevölkerungswesen, nämlich Senatsrat Doktor Theuer, ersetzt werden soll. Für den Fall, daß Magistratsdirektor Dr. Ertl nach seiner überstandenen Gallenblasenoperation sich tatsächlich auf den Posten des pensionsreifen Generaldirektors der Zentralsparkasse zurückzieht, könnte jeder der genannten „neuen Männer“ mit einer neuerlichen Beförderung rechnen: Dr. Delabro (Magistratsdirektor) und Dr. Theuer (Kontrollamtsdirektor).

Noch im Juni, anläßlich seines fünfjährigen Dienstjubiläums, oder spätestens zu Beginn der Herbstarbeit des Gemeinderates rechnet man mit dem Rücktritt Mareks als Wiener Bürgermeister. Dem 70jährigen Marek soll der „ewige Kronprinz“, Vizebürgermeister und Finanzstadtrat Slavik, endlich nachfolgen.

Slavik — so hört man — will nur ungern in eine schwache SPÖ-Regie-rung als Finanzminister gehen. Für den Bürgermeistersessel gibt es überdies so gut wie keine ernst zu nehmenden Konkurrenten für den Wiener SPÖ-Obmann Slavik, der zweifellos auch nach seiner Wahl die Fäden des Wiener Finanzressorts fest in der Hand behalten wird. Man rechnet mit einem „schwachen“ neuen Finanzreferenten, etwa mit Bundesrat Schweda, Generalsekretär des österreichischen Städtebundes, der in der Wiener SPÖ-Organisation über keine „Hausmacht“ verfügt.

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